Die 150 Beschäftigten der Telekomtochter VCS in Göppingen protestieren mit einer Mahnwache an ungewohnter Stelle gegen die geplante Schließung ihrer Niederlassung.

Göppingen - Auf einen Laster haben die Göppinger Beschäftigten der Telekomtochter Vivento Customer Services (VCS) ihre Mahnwache gelegt, weil sie sich nicht auf dem Betriebsgelände an der Salamanderstraße ausbreiten dürften. So erklärt der Verdi-Bezirksvorstand Dieter Jokisch den ungewöhnlichen Ort für die 24-stündige Aktion mit der die rund 150 Beschäftigten der Telekomtochter VCS auf die drohende Schließung des Göppinger Standorts aufmerksam machen wollen. Ausgestattet mit Sitzgelegenheiten und Proviant dient das Gefährt einen Tag lang als Wohnzimmer für die VCS-Beschäftigten, die – geht es nach der Unternehmensleitung – nicht mehr lange in Göppingen angesiedelt sein werden.

 

„Dahinter steckt immer Personalabbau“

„Wir sind gekommen um zu bleiben“, steht trotzig auf dem Banner, das über die Frontscheibe gespannt ist. Die Plakate hat Jokisch fast alle selbst gemalt und gesprüht. Auch eine große Folie von vor sechs Jahren hat der Aktivist wieder hervorgekramt und im Laster deponiert. Damals, im Jahr 2008, haben die Telekomler ihre erste Mahnwache in Göppingen veranstaltet und damit gegen den Verkauf des Geschäftszweigs VCS an die Bertelsmanntochter Arvato protestiert. Ohne Erfolg, wie Jokisch einräumt. Der Verkauf sei mit den üblichen schmerzhaften Begleiterscheinungen verbunden gewesen, denn „dahinter steckt immer auch Personalabbau“, kritisiert der langjährige Servicemitarbeiter.

VCS funktioniert wie eine Auffanggesellschaft“

Seit Jahren würden die Mitarbeiter in regelmäßigen Abständen von Standort zu Standort verschoben. Dabei seien Telekombetriebsteile von Göppingen nach Ulm und nach Stuttgart abgewandert, erinnert sich Jokisch. Dass jetzt schon wieder 150 Leute von Göppingen abgezogen werden sollen, ist für Jokisch eine traurige Geschichte. Die VCS fungiere seit Jahren wie eine Auffanggesellschaft, allerdings ohne eine festgelegte Laufzeit, bestätigt der Bonner Telekomsprecher Peter Kespohl auf Anfrage unserer Zeitung die Strategie.

Wenn die Mahnwache am Donnerstagmittag mit einer großen Kundgebung in Göppingen endet, beginnen in Berlin die Verhandlungen im Standortausschuss des Konzerns. Bis dahin wollen nicht nur die Göppinger eine Resolution übergeben haben. Auch an den übrigen betroffenen Standorten in Baden-Württemberg, in Weingarten und Offenburg, wehren sich die Kollegen gegen Schließungen. Am neuen Standort in Mannheim sollen die Mitarbeiter zusammengefasst werden. Bundesweit will die Telekom zehn von bisher 15 VCS-Niederlassungen aufgeben.

Unterstützung kommt von der SPD

„Telekom macht krank“ und „Mannheim führt ins Nichts“ prangt auf weiteren Bannern, die die Mahnwache aufgehängt hat, weil sich nach Jokischs Worten hier eigentlich niemand vorstellen kann, jeden Tag zur Arbeit bis nach Mannheim zu fahren. Stattdessen fordern die Beschäftigten eine Perspektive in der Region und die Altersteilzeit als Ausstiegsmöglichkeit für ältere Kollegen. Mannheim sei vor allem für die zahlreichen Teilzeitbeschäftigten keine Option, haben auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Heike Baehrens und ihr Kollege aus dem Stuttgarter Landtag, Peter Hofelich aus Salach, erkannt und unterstützen deshalb die Forderungen der Göppinger Belegschaft nach wohnort- und familiennahen Arbeitsplätzen. „Ein Unternehmen wie die Telekom kann und muss das leisten“ lässt sich Baehrens zitieren.