Viele der „Querdenken“-Demonstranten kommen aus der Mitte der Gesellschaft. Das macht die Auseinandersetzung mit ihnen doppelt unangenehm.

Berlin - Oft verhelfen Krisen zu neuen Erkenntnissen. Als Ende August 200 querdenkerisch und Corona-leugnend erregte Protestler zum Portikus des Bundestags stürmten, wurden sie von einer anthroposophischen Heilpraktikerin aus der Eifel angeführt. Neben anderen Utensilien schwenkten die Radauschwestern und -brüder die Regenbogenfahne der schwul-lesbisch-queeren Bewegung. Während die meisten Berichterstatter dieses Faktum ignorierten und die Bildauswahl ihrem Weltbild so anpassten, dass man nur die Reichskriegsflagge sah, hielt sich Jens Spahn an die Tatsachen. „Was mich echt beschäftigt, ist“, meinte er konsterniert, „dass die Regenbogenflagge, die Flagge von Freiheit, Gleichberechtigung, Emanzipation der Schwulenbewegung, auf der gleichen Demo wie die Reichsflagge“ gezeigt werde, und da frage „man sich schon: Was ist da los?“