Die neue Nachtschicht-Gottesdienstreihe widmet sich dem Thema „Spielräume“. Diese werden unter der Corona-Pandemie immer enger, Pläne werden häufig durchkreuzt. Der ersten Nachtschicht, zu der der Tänzer und Choreograf Eric Gauthier geladen war, erging es nicht anders.

Architektur/Bauen/Wohnen: Andrea Jenewein (anj)

Stuttgart - Innerhalb von neun Stunden waren alle 130 Karten ausverkauft: Pfarrer Ralf Vogel hatte zur ersten Nachtschicht 2021 mit Eric Gauthier im Hospitalhof geladen. Doch dann kam alles anders: Vogel und sein Team mussten den öffentlichen Gottesdienst absagen, um die Sicherheit aller Mitwirkenden zu gewährleisten: So feierten am 21. März nur das Nachtschichtteam und Angehörige live den Gottesdienst. Zu sehen ist die Aufzeichnung von diesem Sonntag, 18. April, an.

 

Zu dieser Corona-bedingten Planänderung passt das Thema der diesjährigen Reihe wie die Faust aufs Auge: Unter dem Titel„Spielraum“ wird die gegenwärtige Situation der immer enger werdenden Spielräume in der Pandemie aufgegriffen und danach gefragt, wie wir unsere Welt kreativ und mit Freude an Veränderungen gestalten können. „Alle Pläne werden derzeit ständig über den Haufen geworfen. Wenn wir dem nicht spielerisch begegnen, werden wir wahnsinnig.“

Erich Gauthier hat für dieses Projekt nicht zum üblichen Mittel gegriffen

Vogel und sein Team haben diese Herausforderung gemeistert: „Ich kam mir vor wie bei der Bergpredigt, mit all den Familiengrüppchen, die zu meinen Füßen lagerten“, so Vogel. Gast war der Tänzer und Choreograf Eric Gauthier. Er ist ein Meister darin, Spielräume zu schaffen – normalerweise auf der Bühne. Da dies nicht möglich ist, hatte Gauthier eine Idee: Er rief das „The Dying Swans Project“ ins Leben. Dieses brachte für 16 kurze Soli jeweils einen Tänzer, Choreografen, Komponisten und Filmemacher zusammen. Allerdings eben nicht auf einer klassischen Bühne, ihr Spielraum waren verschiedene Orte in Stuttgart und der Region. Auch die Kamera filmt – wie die beiden Filme zeigen, die im Gottesdienst eingespielt werden – nicht nur aus einem Blickwinkel, sondern aus verschiedenen Perspektiven. Gauthier hat mit diesem Projekt nicht zum üblichen Mittel gegriffen und den Tanz auf der Bühne gefilmt und ins Netz gestellt, er hat eine eigene Kunstform gewählt. „Expect the unexpected“, sagt Gauthier, also erwarte das Unerwartete – oder das Unerwartbare, wie Vogel gerne sagt.

Die erste Nachtschicht wird ab dem 18. April unter www.nachtschicht-online.de abrufbar sein. Weitere Nachtschichten: am 15. Mai um 20 Uhr im Hospitalhof mit dem Soziologen Hartmut Rosa, sowie am 31. Juli um 19 Uhr im Hospitalhof mit dem Kabarettisten Florian Schroeder. Zudem werden die Theologin Margot Käßmann, der Psychologe Leon Winscheid sowie die Schauspielerin Esther Schweins und der Schauspieler Martin Luding zu Gast sein.