Große Sause mit Spaß und Gaudi Fast 80 Zünfte und Gruppen bei Aidlinger Umzug

Die Straßen sind dicht gesäumt in Aidlingen: der große Umzug mit Teufeln, Hexen und allerlei anderen närrischen Figuren lockte tausende in die Perle des Heckengäus. Foto: Eibner-Pressefoto/Sandy Dinkelacker

79 Narrenzünfte aus nah und fern machten bei der 23. „Aidlenger Fasnet“ die Perle des Heckengäus unsicher. Dabei müssen die Zuschauer ähnliche Feierfestigkeit beweisen wie die Narren, die einen ganz schön hohen Buckel hochmüssen.

Die Perle des Heckengäus ist zur Fasnacht aus dem Häuschen – rund 80 Gruppen haben beim großen Umzug am Samstag in Aidlingen einmal mehr gezeigt, wie herrlich bunt und schön man die fünfte Jahreszeit feiern kann.

 

Und kreative Kostüme findet man nicht nur bei den Narrenzünften. Wer einen Blick auf die Zuschauer wirft, bekommt ebenfalls einiges geboten. Unter den Kindern scheinen in diesem Jahr Hexen, Zauberer und Superhelden beliebt zu sein. Die Erwachsenen zeigen sich zwar meist weniger fantasievoll, doch auch hier begegnet man unter anderem Pikachu, ein paar Zebras, zahlreichen Teddybären, einer Einhorn-Herde und einem voll ausgestatteten Wikinger. Sogar der Nikolaus hat sich offenbar im Termin geirrt – in Aidlingen ist eben alles möglich.

Über Aidlingen scheint die Sonne

Wie heißt es doch so schön: Der Wettergott muss ein Narr sein. Oder ein gebürtiger Aidlinger. Denn obwohl das Wetter in den vergangenen Tagen eher in den April als in den Februar gepasst hätte, darf sich der „Aidlenger“ Fasnetsumzug über Sonnenschein und beste Bedingungen freuen. Kein Wunder, dass es mehrere tausend Leute zum Ort des Geschehens zieht, um die 79 Narrenzünfte aus der Umgebung zu bejubeln. Wer sich für das Event schick gemacht hat, ist in dem Fall allerdings im Nachteil: „Am Ende des Umzugs seht ihr sicher nicht mehr so hübsch aus“, frotzeln die Kommentatoren.

Pyramiden und wummernde Bässe

Den Anfang machen die Gastgeber: Die Aidbachhexen im weinroten Häs, mit Ringelsocken und Reisigbesen, begleitet vom „Strohhansel“, der symbolisch für die „Aidlenger Fasnet“ steht. Gleich im Anschluss folgen die Deufringer Berghexen und die Aidlenger Stoadeifl, die sich jeweils mit einer Pyramide versuchen. Pyramiden sind bei der Fasnet ja immer so eine Sache – doch die Gruppen der Aidlinger Ortsteile scheinen ein Händchen für Akrobatik zu haben.

Zu einem ordentlichen Umzug gehören allerdings nicht nur Kunststücke, sondern auch Musik: Hier sorgen unter anderem die Langhoorguggis aus Dachtel mit wummernden Guggenklängen für ordentlich Stimmung.

Der Süßigkeiten-Trick klappt noch immer

Die Aidlinger Kinder haben offenbar noch nie etwas von dem Märchen „Hänsel und Gretel“ gehört. Als sich die Scafhusa Hoga auf den Boden setzen und Bonbons ausstreuen, können die Kinder natürlich nicht widerstehen und wagen sich in die Mitte der Narren. Eine Steilvorlage für die Scafhusa Hoga, die die Kleinen natürlich sofort hinterrücks erschrecken. Mitnehmen dürfen die Kids ihre Süßigkeiten trotzdem – der kleine Schock hat sich also gelohnt.

Das Kreischen gekidnappter Zuschauer

Es gibt Szenen, die dürfen bei einem Fasnetsumzug einfach nicht fehlen. Zum Beispiel die Hexe, die in aller Seelenruhe einen Turnschuh von seinen Schürsenkeln befreit, während der Besitzer fluchend auf einem Bein hinter ihr her hüpft. Oder die kreischenden, gekidnappten Damen, die über der Schulter einer Rottenburger Hexe hängen und auf dem Weg sind, in einen Trog voller Sägespäne geworfen zu werden. Auch die Sendelfenger Sumpfhexa treiben ihren Schabernack: Immer wieder schleichen sie sich hinter die ahnungslosen Zuschauer, reiben deren Haare mit Kreide ein oder stecken den Kindern Süßigkeiten zu. Der ganz normale – natürlich freundliche – Wahnsinn zur Straßenfasnet also.

„Dieser Sch***-drecks Buggl“

Der Narrenumzug zieht sich durch die Aidlinger Dorfmitte, zum Furtholz hinauf bis zur Sonnenberghalle. Dort soll das Spektakel abends in die Hexennacht münden – aber bis es so weit ist, steht den Narren ein langer Weg den Berg hinauf bevor. Als während des Umzugs plötzlich ein Stau entsteht, zeigen die Kommentatoren Mitgefühl: „So ein Stau macht vor allem dann keinen Spaß, wenn man zu den Ersten gehört“, gibt Dominik Mertes zu bedenken. „Dann muss man nämlich plötzlich rennen.“ Und wie unangenehm es ist, voll kostümiert – so eine Zunftmaske zumal aus Holz wiegt schon einiges – den Berg raufzuhetzen, lässt sich seitens der Narren deutlich vernehmen: „Dieser sch***-drecks Buggl“, schimpft ein Mitglied der Dachtler Huzler Hexa.

Geben und Nehmen unter den Zünften

So schön die „Aidlenger Fasnet“ auch ist – für einen Verein wie die Aidbachhexen ist so ein Umzug ein ziemlicher Aufwand. „Die sind seit heute Morgen um acht beschäftigt und bis morgen früh muss alles wieder sauber sein“, weiß Cathy Zimny von der 1. Narrenzunft Herrenberg. „So ein Tag macht zwar Spaß, ist aber auch immer mühselig – man sieht von außen nie, wie viel Aufwand dahintersteckt.“ Die 1. Narrenzunft Herrenberg unterstützt die Aidbachhexen deshalb vor Ort mit Personal. Die Aidbachhexen werden dafür in der kommenden Woche beim Herrenberger Umzug mitanpacken. Zimny: „Unter den Narrenzünften gehört es einfach dazu, sich gegenseitig zu helfen – das ist ein Geben und Nehmen.“

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