Großreinemachen in Fellbach 1,5 Kilometer neue Fugen fürs F3-Bad

Revisionsschließung im Fellbacher F3: Ein Fachmann arbeitet an der Verfugung im Erlebnisbecken Foto: Julian Rettig

Derzeit wird im Fellbacher Kombibad wieder alles auf Vordermann gebracht. Fachleute sind angerückt, um Fliesen auszutauschen, neue Kassensysteme zu installieren, Rutschen auf Unebenheiten zu prüfen und Fensterfronten zu reinigen.

Es ist eine eigentümliche Atmosphäre, wenn man in diesen Tagen als außerplanmäßiger Gast den beliebten Fellbacher Badetempel betritt: Kein johlender Jugendlicher, der nach der Arschbombe vom Dreimeterbrett im internen Konkurrenzkampf die imposantesten Riesenspritzer verbuchen kann. Keine Chiller, die entspannt im 36 Grad warmen Whirlpool liegend das Farbspiel der Lasershow aufsaugen. Und auch keine Leistungsschwimmer, die mit ihren Spezialbrillen auf der Nase kraulend durchs Sportbecken pflügen.

 

Ausbesserung der Eckfugen im viereinhalb Meter tiefen Becken

Stattdessen: Ein Bauarbeiter, der in viereinhalb Meter Tiefe am Boden des wasserlosen Bassins die Eckfugen ausbessert. Ein Fliesenleger, der akribisch jedes defekte Einzelstück austauscht. Eine Reinigungskraft, die sorgfältig die Fensterfronten schrubbt.

In der 80 Meter langen Riesenhalle mit Sportbereich und Erlebnisbad herrscht eine stille, konzentrierte, akribisch durchgetaktete Betriebsamkeit, die so gar nichts von dem Trubel hat, der sonst an 361 Tagen im Jahr hier herrscht. Der Grund ist eine siebentägige Revisionsschließung, angeordnet von der Betriebsgesellschaft des Fellbacher Kombibads F3. „Vor unserem Eingang haben wir einen Fuhrpark aus der ganzen Republik versammelt“, sagt Fellbachs Erster Bürgermeister Johannes Berner und zugleich Geschäftsführer des F3. Die Aufschriften auf den Transportern weisen sie als Fliesenleger, Fugenfixe, Metallbauer oder Kassenanlagenhersteller aus. „Für manche Bereiche gibt es in ganz Deutschland vielleicht zwei oder drei Spezialisten“, ergänzt F3-Betriebsleiter Christoph van Bebber.

Allein das Ablassen des Wassers zu Beginn dauert fast zwei Tage. Zuvor sind allerdings angesichts der gechlorten Wassermengen und des hohen Salzgehalts im Solebecken klare Absprachen mit dem Klärwerk erforderlich. Das Wiederauffüllen der Becken dauert sogar fast zweieinhalb Tage. Der Erste Bürgermeister hat eine beeindruckende Zahl parat: „Insgesamt werden 1,5 Kilometer Fugen ausgetauscht.“

60 Arbeiter täglich im Zwei-Schicht-Betrieb zugange

„Es ist schon sportlich, was wir in einer Woche alles umsetzen müssen“, sagt Betriebsleiter Bebber. Rund 60 Arbeiter sind im Zwei-Schicht-Betrieb täglich von 6 bis 20 Uhr zugange. Dazu kommen noch die hauseigenen Helfer, etwa die Reinigungskräfte, die sonst nachts, wenn alle Gäste gegangen sind, agieren und nun eben tagsüber wischen und schrubben, saugen und wienern.

Eine deutlich diffizilere Prozedur ist die Wartung der Rutschen im Wohlfühlbad. Per Klettergeschirr gesichert, lässt sich ein Inspektionsexperte langsam durch die Röhren hinuntergleiten, um nach kleinen Schadstellen und Lücken in den Übergängen der Röhrenelemente porös gewordenen Fugen zu suchen und diese auszubessern.

Die F3-Rutschen sind eine weithin bekannte Attraktion: Es gibt die Hochgeschwindigkeit versprechende Turborutsche, die am meisten frequentierte Reifenrutsche und die extreme Loopingrutsche. „All you can rutsch“, heißt es auf einer Tafel am Rutschenturm – für die Benutzung sind zum üblichen Eintritt noch drei beziehungsweise fünf Euro (Wochenende) fällig. „Den großen Ansturm auf die Rutschen haben wir immer erst ab Freitagnachmittag und dann übers ganze Wochenende“, sagt Berner.

In der Loopingrutsche senkrecht sieben Meter in die Tiefe

In die Loopingrutsche musste F3-Marketingexpertin Birgit Steinegger mehr oder weniger freiwillig zu ihrem Einstand klettern: „Da steht man auf der Falltür, die geht plötzlich auf, und im freien Fall schießt man sieben Meter senkrecht runter – was nach dem ersten Looping passiert ist, weiß ich nicht mehr.“ Was anderen erst den richtigen Kick gibt, ist ihr keine Wiederholung wert: „Ganz klar: einmal und nie wieder.“

Die Revision haben die Fellbacher Verantwortlichen bewusst auf Anfang Dezember terminiert. „Das ist die frequenzschwächste Zeit“, erläutert Berner. In der Vorweihnachtszeit denken viele an die Vorbereitungen auf die Festtage, an Einkäufe, Geschenke, Tannenbäume, aber weniger an gemütliche Stunden im Hallenbad.

Keine umfassende Generalreinigung, sondern eine Aufrüstung erfolgt im großen Saunabereich. „Eine Sauna lebt vom überörtlichen Einzugsgebiet“, sagt Berner, die Nachfrage ist seit dem Start des F3 vor zehn Jahren ungebrochen. Aber auch in Fellbach gibt es Verbesserungsmöglichkeiten. Gäste bleiben oft einen halben oder gar einen ganzen Tag und wünschen nach dem Aufguss und der Abkühlung im Kältebecken noch eine gehobene gastronomische Versorgung. Ein für Speis und Trank vor einigen Jahren aufgestelltes provisorisches Zelt wird derzeit kräftig aufgehübscht. Künftig gibt es 60 statt wie bisher 40 Sitzplätze, der Sonnenschutz im Sommer wird verbessert. An die neue Decke kommt viel Grün, weshalb das Zelt bereits unter dem von Berner vorgeschlagenen Arbeitsbegriff Dschungel-Lounge geführt wird. Die neue Beleuchtung wird in dafür umgerüstete Wein- und Sektflaschen der Fellbacher Weingärtner installiert.

Neues Schlucksystem am Ausgang

Zum Abschluss noch ein Blick in den Eingangsbereich. Dort gibt’s ab sofort ein neues Schlucksystem, wie es tatsächlich heißt: Deutlich bequemer als bisher können die Eintrittsarmbänder eingeworfen werden, ehe es durchs Drehkreuz aus dem Wohlfühlbad wieder hinaus in den Alltag geht.

Wohlfühlbad Das Fellbacher F3 befindet sich an der Esslinger Straße 102, hinter dem Fellbacher Jugendhaus. Es ist ein großer Parkplatz vorhanden, außerdem liegen zwei Stadtbahn-Haltestellen der U1 nur wenige hundert Meter vom Eingang entfernt. Nach der Revision öffnen Bad und Sauna wieder am Montag, 11. Dezember, ihre Türen.

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