Die gebürtige Korntal-Münchingerin Hannah Jäger hat mit Kommilitonen ein politisches Kartenspiel für junge Leute entwickelt. Das Thema: Utopien. Die Spieler sollen frei denken und diskutieren. Mit ihrer Erfindung verfolgen die drei Gründer ihre ganz eigene Utopie.
Korntal-Münchingen/Passau - Egal, wie weit Hannah Jäger und ihre Kommilitonen Miriam Kinzl und Julian Fischer beim 5-Euro-Business-Wettbewerb ihrer Universität Passau auch kommen – an ihrem Traum werden sie festhalten.
Die drei Studenten haben im Rahmen jenes Wettbewerbs, der an diesem Donnerstag mit der Preisverleihung endet, ein Start-up gegründet und Kartenspiel entwickelt. Seitdem kennen sie sich bestens aus mit Träumen – oder besser gesagt: Utopien. Denn darum dreht sich das Kreativmedienprodukt „Lieberté – lieber frei denken“. Die analogen Spielkarten haben auf der Rückseite QR-Codes, die zu digitalen Podcasts führen, wenn man sie mit dem Smartphone oder Tablet scannt.
Politische Bildung interessiert Hannah Jäger ebenso wie Medienkompetenz, die sie bei Heranwachsenden stärken will. Deshalb würden sie und ihre Mitstreiter am liebsten einen Utopie-Tag in Schulen anleiten – und ihr Spiel vor Ort mit Schülern spielen. „Wir möchten junge Erwachsene dazu ermutigen, über ihre Zukunft nachzudenken, sie zu gestalten und Eigenverantwortung zu ergreifen. Es ist unsere Zukunft und das, was wir aus ihr machen. Das wollen wir vermitteln“, sagt die 21-Jährige. Sie ist gebürtige Korntalerin und studiert Journalistik und strategische Kommunikation sowie im Nebenfach Politikwissenschaften.
„Wir können Dinge nur gemeinsam verändern“
Die erste Edition des Utopie-Kartenspiels richtet sich an junge Leute ab 15 Jahren – und besonders an Schüler. Hannah Jäger ist davon überzeugt, dass das Thema einen Nerv treffe, weil junge Leute sich „superviel“ mit ihrer Zukunft beschäftigten. Bestes Beispiel sei die Bewegung Fridays for Future.
„Es brodelt, es gibt viele spannende Ideen“, sagt Hannah Jäger. Doch gerade in der Schule bleibe wenig Zeit, raus aus dem Alltag zu gehen, anders, frei, größer, utopisch zu denken. „Diese Zeit schaffen wir“, sagt die 21-Jährige, die auch das vermitteln will: Um die Welt zu verändern, sei es nicht nur wichtig zu denken. Sondern auch, sich bewusst zu machen, dass man zwar ein Individuum ist, aber trotzdem Teil eines Ganzen, der Gesellschaft. „Wir können Dinge nur gemeinsam verändern. Es lohnt sich, sich einzubringen“, sagt Hannah Jäger.
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So gibt es bei Lieberté – anders als bei anderen Spielen – am Ende keinen klaren Gewinner. Es werde gemeinsam gedacht und gemeinsam diskutiert, sagt Hannah Jäger. Die Spieler hätten viel Gestaltungsspielraum. Im Idealfall setzt man sich mit einer anderen als der eigenen Meinung auseinander. Die Utopien behandeln Gesundheit, Grundeinkommen, Kultur, Bildung und Schule von morgen, eine Welt ohne Gefängnisse. „Wir verbinden philosophische Konzepte mit Fragestellungen, die jedem zugänglich sind. Und bringen so Philosophie und Alltagsgespräch auf einen gemeinsamen Nenner.“
Gründer wollen mit dem Kartenspiel nicht reicht werden
Hannah Jäger und ihrer besten Freundin Miriam Kinzl war schon seit mehr als einem Jahr klar, dass sie ein Kreativmedienprodukt entwickeln wollen. Während eines Auslandssemesters lernte die 21-Jährige den späteren Dritten im Bunde, Julian Fischer, kennen. „Wir haben unsere Notizbücher geteilt und festgestellt, dass wir ganz ähnliche Ideen haben“, berichtet Hannah Jäger. Jenen Wettbewerb ihrer Universität nahmen sie zum Anlass, „unsere Ideen zu bündeln und in die Macherphase zu gehen“.
Sie gründeten ihr eigenes Unternehmen, recherchierten die Themen, suchten dann Interviewpartner für die Podcasts, die sie alle selbst geschnitten und produziert haben. „Corona spielte uns in die Karten. Die Leute hatten Zeit für uns“, sagt Hannah Jäger und lacht. Auch das Design der Karten entwarfen sie selbst. „Unser Spiel hat einen hohen ideellen Wert. Es zielt nicht auf das große Geld ab, sondern soll möglichst viele Köpfe erreichen“, sagt die Studentin. Lieberté nennt sie ihr „Herzensprojekt“.
Große Pläne nach den Sommerferien
Die „vielen Köpfe“ drücken bestenfalls die Schulbank. Die drei Gründer stehen mit zwei Stiftungen in Kontakt, nach den Sommerferien wollen sie an Schulen herantreten. 50 Mal haben sie ihr Kartenspiel zunächst drucken lassen. „Ich war stolz, aber auch froh, als ich es endlich in der Hand gehalten habe“, erinnert sich Hannah Jäger – Kreativprozesse endeten schließlich nie. Da sei es gut, wenn sich ein Produkt nicht mehr verändern lässt.
Spielen Das Kartenspiel kann man per E-Mail bestellen: lieberte.kartenspiel@gmail.com oder via Instagram: @lieberte_kartenspiel. Schüler und Studenten zahlen sechs, Erwachsene acht Euro.