Seit Kindertagen ist Alexander Hicks fasziniert von Chilis. Der Gärtner ist begeistert von der Vielfältigkeit der Pflanze und dem Geschmack der Früchte. Seit diesem Jahr züchtet der 35-jährige Göppinger die Pflanzen auch kommerziell.

Göppingen - Sie ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt. Bereits vor 6000 bis 9000 Jahren wurden die ersten Chilis im Amazonasgebiet angebaut. „Über die Jahrhunderte ist ein riesiger Schatz an unterschiedlichen Sorten entstanden“, sagt Alexander Hicks. Wenn der 35-Jährige Göppinger von Chilis spricht, wird schnell deutlich, dass die Früchte für ihn mehr sind als eine x-beliebige Zutat in einem Kochrezept. Seit seinem 15. Lebensjahr züchtet er die Pflanzen mit ihren scharfen Schoten.

 

Aufgrund seiner Kenntnisse ist Hicks ein gefragter Gast in Radio- und Fernsehsendungen. Selbst Wissenschaftler aus Südamerika, der Heimat der Chili, sind inzwischen auf seine Zuchtergebnisse aufmerksam geworden. Seit diesem Jahr züchtet er die Pflanzen zusammen mit einem Partner kommerziell und verkauft sie über Zwischenhändler an Chili-Fans. In Pfedelbach (Hohenlohekreis) wurden dafür 1,6 Hektar Land gepachtet.

Gärtnerei im Hohenlohekreis

Angefangen habe er im Jahr 2004 mit 13 Sorten. Im Jahr darauf waren es bereits 34, im dritten Jahr 375 unterschiedliche Chilisorten und mehr als 2000 Pflanzen, die Alexander Hicks, damals noch im Garten seines Großvaters bei Lerchenberg gezüchtet hat. „Ich habe immer mehr entdeckt“, beschreibt er die rasante Entwicklung seines Chili-Imperiums. Schon bald konnte er die vielen Früchte nicht mehr selbst verbrauchen. Es waren einfach zu viele. Zur Erntezeit hat er deshalb regelmäßig Familie, Freunde und Bekannte in den Garten eingeladen, damit sie dort die reifen Chilis pflücken und mit nach Hause nehmen.

Viele neue Sorten habe er durch Tausch erhalten. Es gebe eine weltweite Gemeinschaft an Chili-Liebhabern, die in regem Austausch miteinander stehe. „Die Finnen sind sehr aktiv“, berichtet Hicks. Es gebe aber in allen Teilen der Welt Menschen, die von Chilis begeistert seien. Zugute kommt den Züchtern dabei, dass es unter den vielen Sorten auch äußerst genügsame Pflanzen gibt. Anfängern empfiehlt Hicks die Sibirische Hauspaprika. Diese habe eine mittlere Schärfe und fühle sich in Wohnungen – der Name lässt es bereits erahnen – wohl.

Der Geschmack begeistert viele Menschen

Neben dem Züchten ist es der Geschmack, der viele Menschen begeistert. Chilis, zu denen auch die Paprika gehört, können als Gemüse, im Salat, in Soßen oder pur genossen werden. „Ich mache gerne Salsa daraus“, verrät Hicks. Ein besonders gut gelungenes, eigenes Rezept sei die Butter-Rüben-Chili-Salsa. „Ich probiere gerne immer wieder etwas Neues aus“, verrät der Gärtner. Die Früchte könnten auch kandiert, milchsauer vergärt oder geräuchert werden, und zu Käsekuchen passten sie auch.

Der Chili-Experte berichtet, dass er bereits als Kind gerne die scharfe Salsa im mexikanischen Restaurant gegessen habe. „Es gibt zumindest so eine Legende in der Familie“, schmunzelt er. Klar scheint in jedem Fall zu sein, dass auch er über den Geschmack zu den Chilis gefunden hat.

Ein Stoff namens Capsaicin vermittle beim Essen Hitze und Schmerz. Je mehr Capsaicin eine Chili enthält, desto schärfer ist sie. Beim Verzehr würden durch den Reiz Endorphine im Körper ausgeschüttet, was zu einem Glücksgefühl führt. „Es hat schon Suchtpotenzial“, sagt Hicks. In Fachkreisen wird sogar von einem sogenannten Pepper-High, in Anlehnung an einen Drogenrausch, dank des Verzehrs von Chilis gesprochen. Deshalb muss aber niemand ein schlechtes Gewissen haben, wenn er Chilis konsumiert.

Die Früchte enthalten viel Vitamin C und Ballaststoffe. Und die Schärfegrade sind so unterschiedlich wie die Farben und Formen. Wer die besondere Herausforderung sucht, kann sich im Spezialhandel eine Carolina Reaper besorgen. „Viele Leute haben schon davon gehört“, sagt Hicks mit ein wenig Ehrfurcht in der Stimme. Er hat das Biest im Garten und weiß, was drin steckt. Diese Chili gilt mit einer Schärfe von 1,6 Millionen Scoville als die schärfste Chili der Welt, gefolgt von der Trinidad Moruga Scorpion mit 1,2 Millionen Scoville. Geerntet wird von Hand von Mitte Juli an bis Anfang November. Frost vertragen die Pflanzen nicht. Am besten gedeihen sie bei trockenem und warmem Wetter.

Schärfe verursacht Pepper-High

Wer Lust auf etwas Scharfes hat, aber nicht ganz sicher ist, was seine Geschmacksnerven aushalten, für den hat Hicks noch einen Tipp parat: Capsaicin löse sich in Fett und Alkohol. Wer nach dem Abbeißen also merkt, dass eine Chili doch eine Nummer zu intensiv war, sollte zu Milch oder zu Bier greifen. Wasser helfe kaum, sagt Hicks. Wer es ganz professionell angehen möchte, könne auch leicht getoastetes Weißbrot und Mascarpone essen, um den Schärfeschmerz zu lindern. Im Rahmen einer Doktorarbeit sei nachgewiesen worden, dass diese Kombination am besten helfe.