Eine Million Dollar hatten Fans weltweit gesammelt, um ihren eigenen Star-Trek-Film zu drehen: „Axanar“. Im Dezember 2015 ließ deshalb das Hollywood-Studio Paramount seine Anwälte von der Kette. Nun hat man sich überraschend geeinigt.

Stuttgart - Erinnert sich noch jemand an Michel Gondrys Komödie „Abgedreht“ aus dem Jahr 2008? Mos Def und Jack Black spielen da zwei Typen, die für ein paar Wochen auf eine Videothek aufpassen sollen und es schaffen, mit einem kleinen Elektrounfall sämtliche Bänder auf einmal zu löschen. In ihrer Not verfallen sie auf die Idee, mit einer kleinen Videokamera und null Budget große Blockbuster, angefangen mit „Ghostbusters“, im Hinterhof nachzudrehen und den Kunden auszuleihen. „Abgedreht“ war eine Liebeserklärung an die sterbende Videothekenkultur, setzte aber auch den Fanfilmen von einst ein denkmal. Die waren Wackelbildshows in Pappkulissen, an der die Beteiligten und deren Freunde Spaß hatten, die aber nie wie in „Abgedreht“ via Videothek die Runde machen konnten. Um die Fanfilms von eisnt musste sich kein Anwalt aus Hollywood kümmern.

 

Aber drei Faktoren haben das dramatisch geändert: das Internet als Verbreitungskanal, die erschwingliche, enorm leistungsfähige Digitaltechnik und die Möglichkeit des Crowdfunding. Und so hat das Hollywoodstudio Paramount im Dezember 2015 seine Anwälte von der Kette gelassen, um ein Fanprojekt zu killen: „Star Trek: Axanar“. Die Branche hat das sofort als Musterprozess begriffen, denn „Axanar“ ist das Musterbeispiel eines Oberklasse-Fanprojekts der digitalen Moderne.

Fans auf Profi-Niveau

Mit einer Crowdfunding-Kampagne hatten die Macher rund eine Million Dollar zusammengebracht. Vor die Kamera sollten Profischauspieler treten, von denen einige schon an offiziellen Paramount-Produktionen aus dem „Star Trek“-Universum mitgewirkt hatten. Und dass Cracks der digitalen Bilderzeugung am Werk sein werden, davon kann man sich auf Youtube ein Bild machen. Dort steht seit 2014 unter anderem der Kurzfilm „Prelude To Axanar“, mit dem die Produzenten des Fanprojekts um Gelder geworben haben.

Dass Paramount die „Axanar“-Produzenten in Grund und Boden klagen würde, schien ausgemachte Sache zu sein. Umso größer ist die Überraschung über die Einigung, die Paramount nun mit den Fanfilmern erzielt hat. „Axanar“ darf gedreht werden – unter bestimmten Bedingungen. Ein Langfilm ist nicht gestattet, nur ein 15-minütiger Kurzfilm und eine 15-minütige Fortsetzung. Der Titel darf „Star Trek“ nicht enthalten, der Untertitel muss dafür „A Star Trek Fan Production“ lauten. Auch dürfen keine Filmausschnitte aus „Star Trek“-Filmen und -Serienfolgen verwendet werden – kein Problem für die „Axanar“-Truppe.

Ein Testlabor für Ideen

Das alles hört sich zwar einengend an, geht aber weit über das hinaus, was Paramount bisher in seinen Richtlinien für Fanfilme geduldet hatte. Profischauspieler etwa sind dort strikt untersagt. Fanfilme sollten bisher möglichst amateurhaft und unattraktiv gehalten werden. Der „Axanar“-Deal befreit Paramount nicht nur vom Verdacht, kein Verständnis für die Fankultur zu haben. Er verschafft dem Studio auch ein Gratis-Testlabor, in dem Ideen, Gewichtungen, Designs erprobt werden, und das nahe an der Kernzielgruppe.

Immer wieder zeigen böse Fanreaktionen, wie heikel Veränderungen an großen Kinofranchises sind, von „James Bond“ über „Star Trek“ bis hin zu „Star Wars“. Testräume zu bekommen, in denen sich Modifikationen ausprobieren lassen, ohne dass ein Scheitern auf die Kernmarke zurückschlägt und ohne dass eigenes Geld ausgegeben werden muss, könnte auch für andere Studios attraktiv sein. Für ambitionierte Fans tun sich mit dem „Axanar“-Kompromiss Hintertüren in Hollywood auf.

Sehen Sie hier den hochprofessionellen Trailer zu „Axanar“: