Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Deutschen auf entbehrungsreiche Jahre eingestimmt. „Es beginnt für Deutschland eine Epoche im Gegenwind“, sagte er am Freitag in Berlin mit Bezug auf die Folgen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Menschen in Deutschland auf eine schwierige Zukunft als Folge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine eingestimmt. „Es kommen härtere Jahre, raue Jahre auf uns zu“, sagte er am Freitag in einer Grundsatzrede in Berlin. „Die Friedensdividende ist aufgezehrt. Es beginnt für Deutschland eine Epoche im Gegenwind.“ Zugleich beschwor Steinmeier den „Widerstandsgeist“ der Deutschen.

 

Das Land befinde sich in der tiefsten Krise seit der Wiedervereinigung, sagte Steinmeier. Man müsse nun den Blick schärfen für das, was in dieser Situation verlangt sei. „Dann müssen wir dieser neuen Zeit nicht angstvoll oder gar wehrlos entgegensehen.“

Die Bundesrepublik könne in diesen Jahren auf ihre Kraft und Stärke bauen, die sie sich in den vergangenen Jahren erarbeitet habe, sagte Steinmeier weiter. Das Land sei wirtschaftlich stark, habe gute Forschung, starke Unternehmen und einen leistungsfähigen Staat sowie eine große und starke Mitte in seiner Gesellschaft.

Zu diesen Stärken, die Deutschland bislang geholfen hätten, müsse aber etwas hinzukommen, betonte der Bundespräsident. „Wir müssen konfliktfähig werden, nach innen wie nach außen. Wir brauchen den Willen zur Selbstbehauptung und auch die Kraft zur Selbstbeschränkung.“ Nötig sei keine Kriegsmentalität. „Aber wir brauchen Widerstandsgeist und Widerstandskraft.“ Dazu gehöre zuallererst eine starke und gut ausgestattete Bundeswehr.

Ukraine-Krieg sieht Steinmeier als einen historischen Wendepunkt

Den Ukraine-Krieg sieht Steinmeier als einen historischen Wendepunkt. „Der 24. Februar war ein Epochenbruch“, sagte Steinmeier. Der Bundespräsident war Anfang der Woche erstmals in die Ukraine gereist, um sich dort selbst ein Bild über die Folgen des Kriegs zu machen.

Steinmeier sagte bei einer Veranstaltung mit der Deutschen Nationalstiftung, für niemanden sei der Schrecken des 24. Februar so entsetzlich wie für die Menschen in der Ukraine selbst. Aber der Tag habe auch die Menschen in Deutschland in eine andere Zeit, in eine überwunden geglaubte Unsicherheit gestürzt: „eine Zeit, gezeichnet von Krieg, Gewalt und Flucht, von Sorge vor der Ausbreitung des Kriegs zum Flächenbrand in Europa“.

Politik könne keine Wunder vollbringen, betonte Steinmeier. „Niemand, auch kein Bundespräsident, kann in dieser zutiefst unsicheren Zeit alle Sorgen nehmen.“ Viele der Sorgen seien - im Gegenteil - berechtigt. „Wir erfahren die tiefste Krise, die unser wiedervereintes Deutschland erlebt“, sagte er.