Die Studenten am Campus in Stuttgart-Vaihingen lieben ihr Unithekle für sein Flair – und sein günstiges Bier. Die Liebe und das Bier spielen auch in der ein oder anderen Story aus der Campus-Bar eine zentrale Rolle.

Stuttgart - Im Grunde ist schon die Entstehung des Unithekles eine Gute-Nacht-Geschichte für sich: Denn das Häuschen wird nicht nur von Studenten betrieben, es ist auch ein Selfmade-Produkt wie aus dem Bilderbuch. „Während die Uni-Gebäude in den 60er-Jahren gebaut wurden, standen viele einfache Baracken auf dem Gelände. In dem waren die Architekten untergebracht“, erzählt Dieter Ruß, der Geschäftsführer des Unithekles. Bei seinen Recherchen hat der 30-Jährige herausgefunden, dass in den Baracken nach dem Bau Studenten wohnten. „Die haben dort die ein oder andere Party geschmissen, dabei ist auch viel Alkohol ausgeschenkt worden.“

 

Eine unangemeldete Kneipe, von Studenten in Eigenregie geführt – das war ein Dorn im Auge der Uni Stuttgart. Anfang der 90er wurde die Bar verboten. 1996 nahm dann der Verein Stups e.V. („Studentisches Projekt für soziale Einrichtungen“) das Thekle unter seine Fittiche und gründete es neu.

Von Studenten selbst gebaut

Bis 2002 wurde das Unithekle immer größer und bekannter. Dann wurde die Baracke abgerissen. „Die Studenten wollten auf ihr Unithekle aber nicht jahrelang verzichten, bis der Neubau fertig war“, so Dieter. Sie starteten eine Petition auf dem Campus. Ein Architektur-Professor der Uni Stuttgart kam zur Hilfe: Mit seinen Erstsemestlern entwickelte er Modelle für ein neues, einfaches Gebäude – und baute es mit ihnen danach gleich selbst. „In dreieinhalb Monaten hatten die das Ding komplett hochgezogen“, erzählt Dieter. Die Gelder kamen vom Studentenwerk e.V. und mehreren Sponsoren.

Seitdem steht das Unithekle auf dem Campus in Stuttgart-Vaihingen – ein schlichtes Holzhaus mit warmem Licht, umzingelt von den großen, mausgrauen Beton- und Glasbauten der Universität. Darin studieren sie, die Studenten. Wenn sie nicht studieren, kommen sie manchmal ins Unithekle. Zum Reden, zum Ausspannen, zum Spaß haben, zum Pommes essen oder zum Arbeiten. Zwischen 10 und 15 junge Leute arbeiten in der kleinen Bar mit Holztischen und -stühlen. Ein bunt gemischtes Team aus Technikern von der Uni Stuttgart und Kreativen von der Hochschule der Medien. Nur logisch, dass es aus den vergangenen Jahren so manch Anekdote zu erzählen gibt.

Drei Hochzeiten und ein Sorgerechtsstreit

Diese Gegensätze ziehen sich an – auch in der Campus-Bar. So betrachtet ist es also kein Wunder, dass nächstes Jahr schon die dritte Unithekle-Hochzeit ansteht. „Hier haben sich schon viele Pärchen gefunden“, sagt Dieter. Natürlich findet die Feier im Unithekle statt. Joshua Stützle, 22, studiert Maschinenbau und arbeitet seit drei Jahren im Thekle: „Ich geb’s zu, ich bin hier, weil es mein einziger Kontakt zu Mädchen ist“, sagt er lachend. So viel Liebe sorgt aber auch für Spannungen: Als sich ein Pärchen mal getrennt hat, mussten sich die beiden entscheiden, wer bleiben darf. „Das Unithekle war quasi das Kind im Sorgerechtsstreit.“

Wer trinkt sich auf die Wall of Fame?

Mehrere Wände in der Campus-Bar sind gesäumt von Fotos mit fröhlichen Menschen. Auf allen Bildern entdeckt man ein Weizenbierglas mit drei Liter Fassungsvermögen: der Bezwinger. Jeder gute Stammgast kommt irgendwann an den Punkt, an dem er einen solchen Bezwinger bezwingen muss. Wer’s schafft, wird auf der Wall of Fame verewigt. Manchmal kommen ganze Gruppen an, um sich gemeinsam der feuchtfröhlichen Aufgabe zu stellen. Die Mitarbeiter vom Unithekle scheinen darin schon geübt zu sein: Sie sind auf fast jedem Foto zu finden.

Ein Fall für X-Factor

Bei einer der drei jährlichen Studentenpartys, die das Unithekle veranstaltet, war Hexerei im Spiel: Die Angestellten feierten nach dem Ende der Party noch weiter – einer hat’s ein bisschen übertrieben und ist in einem Sessel in der Bar eingeschlafen. Die anderen saßen im Nebenraum und gingen irgendwann nach Hause. Den Tiefschläfer haben sie dabei leider vergessen und in der Bar eingesperrt. Er hatte keinen Schlüssel. Am nächsten Morgen waren alle Fenster und Türen verschlossen – aber vom Sesselschläfer fehlte jede Spur. Bis heute weiß keiner, wie er das gemacht hat.

Asyl auf Zeit

Zwei Mitarbeiter haben im Unithekle auch mal einige Zeit gewohnt, bis sie ein neues Zimmer gefunden hatten. Der eine hat direkt seinen ganzen Hausrat mitgebracht. In der Behindertentoilette hat er sich eine Art Dusche eingerichtet. Das ging dann so weit, dass er einmal abends reinkam und sagte: „Muss es hier so laut sein? Ich muss noch was für die Uni vorbereiten und brauch' bisschen Ruhe!“