Was im Club passiert, bleibt im Club – von wegen! Bei unseren Gute-Nacht-Geschichten wird ausgeplaudert, was das Zeug hält. Stuttgarter DJs, Barkeeper und Türsteher bekommen absolute Sprecherlaubnis und hauen uns die derbsten Nightlife-Storys um die Ohren. Dieses Mal: Die Rough-Recordings-Crew.

Stadtkind: Tanja Simoncev (tan)

Stuttgart - Wenn aus DJs Kollegen und aus Kollegen Freunde werden, dann ist das möglicherweise keine Seltenheit, aber mit Sicherheit eine schöne Angelegenheit. So geschehen bei den Stuttgarter Musik-Machern Daniel Napolitano und Tobias Hölzel. Während Daniel in den frühen 2000er Jahren anfing, die Plattenteller zu drehen und sich als DJ Napo einen Namen machte - damals noch als Teil der Soultwins, begann Tobi, auch bekannt als DJ Tobi Danton, in seinem Kinderzimmer zu werkeln und sich zu einem echten Traktor-Experten - nicht das Fahrzeug, sondern die DJ-Software - zu mausern. Daniel: "Tobi war ein Mann vom Fach, ein Nerd, wenn man so will. Ich wollte mit ihm etwas auf die Beine stellen." Ein Geben und Nehmen, denn auch Tobi konnte etwas von seinem DJ-Kollegen lernen: "Napo hat mich musiklisch erzogen."

 

Also fand man zusammen - aufgrund von Empfehlungen, der Vorliebe für Tequila und der Liebe zum gleichen Musik-Genre und gründete 2014 das Label "Rough Recordings". Mittlerweile sind die beiden best Friends forever und lieben ihren Job mehr denn je. Die Releases sind erfolgreich, die fünfte Vinyl steht für Juni in den Startlöchern und am kommenden Montag wird auch noch "ROUGH013" mit einem Remix von Daniel gedroppt. Und auch die Label-Showcases sollen wieder regelmäßiger stattfinden - so wie bereits vergangenen Donnerstag im White / Noise. "Weil wir leidenschaftliche Clubgänger sind, wollen wir generell wieder mehr Veranstaltungen machen", verrät Daniel. Unter dem Namen "Rough Recording presents Jefferson Street" wird Chicago House ab September im Freund & Kupferstecher eine Wiederbelebung erfahren, das Booking ist aber noch top secret. Warum Jefferson Street? Weil das die Geburtsstätte des Genres Chicago House war - logisch, oder? Was soll man da noch sagen, bei den Jungs geht's ab - immer schneller, immer weiter.

Jetzt wird aber erstmal Tacheles getalkt, die Nacht hat schließlich genug Geschichten zu bieten.

Party, Power, Pause

Tobi: Mir ist da u.a. ein Abend im Rocker 33 in Erinnerung geblieben. Ich spielte auf dem kleinen Floor, es war 3.30 Uhr. Gute Vibes, Eskalation, Schweiß von der Decke. Als ich gerade einen Übergang machen wollte und weil alles so klein und eng war, wollte mir Napo helfen. Doch dann durch das ganze Hin und Her, Track-Brake, Beat-Drop, Musik aus. Napo hatte den Stecker gezogen, vom laufenden CD-Spieler. Überfordert, betrunken und zu sehr in Rage wusste er nicht was er tat. Die Hände waren gerade alle oben, die Gesichter verdutzt. Also schnell den Stecker wieder rein und weitergemacht. Dani: "Ich dachte nur, ich muss ihm helfen, verdammt, es ist zu eng." 

Dirty DJing

Dani: Mittlerweile habe ich meine 15 Jahre DJing auf dem Buckel und da hat man natürlich schon viel gesehen. Aber dieser eine Abend im legendären Club M1, dem ich immer noch ein bisschen hinterher trauere, war schon eine Ausnahme. Damals hatte ich dort eine Residence mit meinem Kumpel Micha. Als wir am Abend zu unserem Gig - wir sollten das Warm-Up für die Tune-Brothers spielen - kamen, konnten wir unseren Augen kaum trauen. Der ganze Club war zerstört. Überall Müll in den Ecken. Die Toiletten noch vollgekotzt. Alles war richtig abgerockt. Am Abend davor hatte Ricardo Villalobos gespielt - was muss das für eine Party gewesen sein?! Beim DJ-Pult war die Tür ausgehängt und lag sonst wo, total versifft. Wir haben dann mitangepackt, einen Putzlumpen in die Hand genommen - waren aber eher traurig als wütend. Noch heute bedauere ich, dass ich an dem Abend davor nicht dabei war - das muss der Abriss schlechthin gewesen sein.

Pissed-Off-Panik

Tobi und Dani: Vor einiger Zeit haben wir mal auf der Dachterrasse an der Uni Vaihungen gespielt, back to back. Das war eine Off-Location. Geplant war, dass dort nur der engere Kreis unserer Kumpels mit uns feiert. Ja, das war der Plan, die Realität sah dann aber etwas anders aus. Es ist ein wenig augeartet, am Ende waren 800 Leute da - die totale Eskalation. Und es gab nur ein Klo in einer Studenten-Wohnung. Wir haben dann also aufgelegt. Napo war gerade voll am Abgehen. Auf einmal sehe ich einen Typen, man muss dazu sagen, dass wir im fünften Stock waren, wie er gerade auf die Brüstung steigt, die Hose runterzieht und anfängt runter zu pinkeln. Ich dacht nur: "Ach, du Scheiße, wenn der da jetzt runterfällt, war's das auch mit meinem Leben." Panik hoch Zehn. Also habe ich aus dem Affekt heraus die Musik ausgemacht und den Typen sowas von angeschrieen. Woraufhin der sich verdutzt umdrehte, raketen-voll und nur ein "Hä?" rausbrachte. Dann haben auch alle anderen Gäste auf ihn eingeredet, er stieg runter und es ging gut aus. Insgesamt war es eine geile Party. Einziger Wehmutstropfen - neben der Panikattacke: Wir mussten den ganzen Sonntag lang aufräumen. 

Fummel-Braut-Alarm

Tobi: Einen weiteren verrückten Abend erlebte ich mal im Tatti. Während ich gerade so am Auflegen bin, alles total harmlos, kommt eine Tussi zu mir her. Erst habe ich sie gar nicht so recht wahrgenommen, bis ich auf einmal so eine Hand unter meinem T-Shirt spürte. Sie hat mich ganz plötzlich durch den Ärmel abgefummelt. Das war so eine Lady Mitte 40. Und ich dachte nur: Was geht denn jetzt ab, was is hier eigentlich gerade los? Die Alte war komplett raus. Und es wird noch verrückter, denn bis 2 Uhr war nichts los und auf einmal ging's so ab und bestimmt noch bis 6 Uhr in der Frühe. Crazy und unvergesslich.