Es ist so weit: Am Mittwoch beginnt das Abitur. Vieles ist wieder wie vor der Coronapandemie. Die Schüler haben aber noch einmal etwas mehr Zeit für die Prüfungen. Stressiger ist das Abi in diesem Jahr wieder vor allem für die Lehrer.

Lokales: Mathias Bury (ury)

An diesem Mittwoch wird es ernst. Für insgesamt rund 47 500 Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg beginnen an diesem Tag um 9 Uhr die Abiturprüfungen. Zum Auftakt wird das Wissen der Pennäler im Fach Biologie abgefragt, zum Abschluss der gut zwei Wochen dauernden Prüfungszeit am 5. Mai steht Französisch auf dem Programm.

 

Die Zahl der Absolventen im Land ist ähnlich hoch wie in den Vorjahren. So sind in diesem Jahr an den allgemeinbildenden Gymnasien Baden-Württembergs etwa 31 000 Abiturienten angemeldet, an den beruflichen Gymnasien sind es 16 500. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 waren von den insgesamt 47 400 Schülern, die Abitur geschrieben haben, 31 600 an allgemeinbildenden und 15 800 an beruflichen Gymnasien.

Berufliche Gymnasien haben zugelegt

In der Landeshauptstadt sind die Abiturientenzahlen an den allgemeinbildenden Gymnasien von 2434 auf 2344 leicht zurückgegangen. Manfred Birk, der Leiter des Stuttgarter Dillmann-Gymnasiums und geschäftsführende Schulleiter der Stuttgarter Gymnasien, erklärt dieses Minus von rund vier Prozent mit den geringeren Übertrittszahlen auf das Gymnasium im Jahr 2015, als der heutige Abi-Jahrgang nach dem Schulwechsel gestartet ist. Von den diesjährigen Abituranwärtern in Stuttgart besuchen 683 ein privates Gymnasium (Vorjahr 701), das sind 29 Prozent.

Nach der Statistik des Regierungspräsidiums haben in Stuttgart dagegen die Prüflinge an beruflichen Gymnasien deutlich zugelegt, von 851 im Vorjahr auf 972 in diesem Jahr. Das ist ein Plus von 14 Prozent. 26 Prozent dieser Abiturienten besuchen ein privates berufliches Gymnasium.

Noch einmal mehr Zeit für die Prüfung

Während die Abiturprüfungen in den vergangenen Jahren stark von speziellen Coronaregelungen geprägt gewesen sind, erlebe man nun wieder „ein fast normales Abitur“, sagt Manfred Birk. Wie in den Coronajahren haben die Prüflinge aber auch dieses Jahr noch ein letztes Mal etwas mehr Zeit für die Aufgaben. Das hängt aber von der Länge der jeweiligen Prüfung ab. Sind für diese mindestens drei Stunden angesetzt, gibt es eine Viertelstunde Aufschlag, sind es sogar sechs Schulstunden wie etwa im Fach Deutsch, komme sogar „eine halbe Stunde drauf“, sagt der Schulleiter. Dadurch sollen die Schüler wie in den Vorjahren etwaige, noch durch Corona-Einschränkungen entstandene Defizite ausgleichen können.

Und die Lehrer bekommen ein letztes Mal sechs Aufgaben vorgelegt, aus denen sie für ihre Schüler dann drei auswählen können, was für die Passung zwischen Unterricht und Prüfung günstig ist. Vor Corona gab es nur drei Aufgaben für die Schüler, ohne Auswahlmöglichkeit durch den Lehrer.

Eine „Vorstufe zum Zentralabitur“

Dass nicht wie in früheren Jahren der Startschuss zu den Abiturprüfungen im Fach Deutsch gegeben wird (das ist am 26. April an der Reihe), hat mehrere Gründe. Zum einen geht diese Veränderung auf eine vor zehn Jahren verabschiedete Abiturreform zurück. So ist das Lehrangebot an den Gymnasien wieder in Leistungs- und Basisfächer eingeteilt, was den Schülern mehr Wahlfreiheit lässt. So müssen sie zwar weiter auch in den Kernfächern Deutsch und Mathe Abi machen. Wenn sie diese nicht als Leistungsfach gewählt haben, aber nur mündlich und nicht schriftlich. Und weil sich die Kultusminister der Länder auf eine stärkere Vereinheitlichung des Abiturs mit einem gemeinsamen Aufgaben-Pool in bestimmten Fächern geeinigt haben, Manfred Birk spricht von einer „Vorstufe zum Zentralabitur“, mussten auch die Termine der betreffenden Fächer bundesweit abgestimmt werden.

Eines aber bleibt wie in der Vor-Corona-Zeit unterschiedlich in den Bundesländern: Baden-Württemberg hat weiterhin drei Korrekturdurchläufe für die Abi-Arbeiten. Die erste Korrektur findet an der eigenen Schule statt, die zwei folgenden an anderen Gymnasien. „Das braucht Zeit, ist aber objektiver“, sagt Manfred Birk. Auch in Bayern gibt es nur zwei Korrekturgänge, und zwar beide an der eigenen Schule.

Die Lehrer werden wieder ins Land geschickt

Stressig wird das Abitur im Übrigen nicht nur für die Schüler, sondern auch für die beteiligten Lehrkräfte, insbesondere in Französisch. Die Abi-Klausur in Franz wird zum Abschluss am 5. Mai geschrieben, und schon am 10. Mai muss die Erstkorrektur zur zweiten Durchsicht an eine andere Schule weitergereicht werden. „Das wird eng“, weiß der geschäftsführende Schulleiter der Stuttgarter Gymnasien.

Wegen der Pandemie mussten die Abi-Kommissionen der Schulen auch nicht mehr an andere Schulen, um dort die mündliche Prüfung der Pennäler abzunehmen. Das sollte mögliche Ansteckungen verhindern. Im vorigen Jahr wurden dann schon „Schulpaare“ gebildet, die an der jeweiligen Partnereinrichtung das mündliche Abitur abgenommen haben. Dieses Jahr ist es nun wieder wie vor Corona: Die Kommissionen werden an andere Gymnasien „kreuz und quer durchs Land“ geschickt, erklärt Manfred Birk. „Das bedeutet viel Aufwand und viel Unterrichtsausfall.“