Mit erst 16 Jahren ist Darja Varfolomeev bereits die bislang erfolgreichste deutsche Sportgymnastin. Nie gewann eine deutsche Gymnastin mehr WM-Titel. Und eine Entscheidung steht noch aus.

Vier WM-Finals, vier Goldmedaillen - mit erst 16 Jahren ist Darja Varfolomeev, die im Bundesstützpunkt in Fellbach-Schmiden trainiert, bereits die bislang erfolgreichste deutsche Sportgymnastin. Am Samstag will die gebürtige Russin mit deutschem Pass ihre Titelserie mit einem Sieg im olympischen Mehrkampf fortsetzen (15 Uhr).

 

Die lautstarke Begeisterung der Fans wurde für Deutschlands neue Gymnastik-Queen indes fast zum Problem: „Ich habe meine Musik kaum noch gehört“, berichtete die nunmehr Vierfach-Weltmeisterin.

Aber letztlich war der laute Jubel des WM-Publikums in Valencia, die fröhliche Stimmung auf den Rängen für die erst 16 Jahre alte Ausnahmeathletin eine wertvolle Unterstützung, für die Varfolomeev unendlich dankbar war: „Ich finde es toll, dass so viele Menschen gekommen sind, und es ist schön, so viele deutsche Flaggen zu sehen.“

Und die gebürtige Russin, mit zwölf Jahren ohne Eltern und ohne Sprachkenntnisse nach Deutschland übergesiedelt, zahlte mit einem Lächeln im Gesicht gerne zurück. In der Qualifikation noch eher verhalten, packte die Schülerin aus Fellbach bei ihren vier Finalübungen alle Höchstschwierigkeiten aus und ließ der internationalen Konkurrenz keine Chance.

Angekommen im Gymnastik-Olymp

„Ich bin schon ein bisschen stolz auf mich, ich habe fast alles richtig gemacht“, sagte die für den TSV Schmiden startende Gymnastin, DTB-Teamchefin Isabell Sawade kam bei der Leistungseinschätzung ihrer Top-Athletin zu einem eher drastisch formulierten Fazit: „Dascha hat alle Übungen hingenagelt.“

Und wenn ihrem Schützling das auch am Samstag gelingen sollte, wäre Varfolomeev endgültig im Gymnastik-Olymp angekommen. Denn fünfmal Gold bei einer einzigen WM, das gelang in den vergangenen sechs Jahrzehnten nur Sportlerinnen aus Russland, der Ukraine und Bulgarien. Selbst der Turn-Weltverband FIG beschrieb den aktuellen Siegeszug der fünffachen Deutschen Meisterin euphorisch als „Beginn einer neuen Ära.“

Als „nervenstark und cool“ pries DTB-Sportdirektor die Auftritte von Varfolomeev und auch von Margarita Kolosov aus Potsdam, die mit Rang zehn in der Qualifikation einen zweiten Olympiastartplatz für den DTB erkämpfte. Stärken, die in Paris noch wichtiger werden könnten, falls die aktuell noch ausgeschlossene russische Konkurrenz dort wieder auf die Wettkampffläche gehen darf.