Das Frankfurter Amtsgerichts lässt der Deal zwischen der Börse und ihrem Chef Carsten Kengeter scheitern. Dafür gebührt der Richterin Dank, kommentiert StZ-Autor Michael Heller.

Stuttgart - Der Deal, den Börsenchef Carsten Kengeter und sein Aufsichtsratschef Joachim Faber geschlossen hatten, ist geplatzt – weil eine Frankfurter Amtsrichterin in dem Schmierentheater um ein millionenschweres Aktiengeschäft nicht mitspielen mochte. Dafür gebührt ihr Dank. Denn was sich bei diesem Unternehmen, das selbst an der Börse notiert ist, abspielt, ist nur schwer erträglich.

 

Zur Erinnerung: Kengeter hatte Ende 2015 aus einem Vergütungsprogramm Aktien der Deutschen Börse gekauft – zu einem Zeitpunkt, als er bereits etliche Male mit seinem Kollegen bei der Londoner Börse Gespräche über eine Fusion der beiden Unternehmen geführt hatte. Als der Deal – der mittlerweile gescheitert ist – verkündet wurde, stieg der Aktienkurs, und so konnte Kengeter ein gutes Geschäft machen. Und das ausgerechnet bei einem Unternehmen, dessen Geschäftsmodell darauf aufbaut, dass bei Aktien-Transaktionen alles mit rechten Dingen zugeht. Dass so etwas nicht geht, sollte eigentlich jedem klar sein – ist es aber nicht.

Auch der Rücktritt des Aufsichtsratschefs ist fällig

Dass Kengeter überhaupt noch im Amt ist, ist nur dadurch zu erklären, dass Aufsichtsratschef Joachim Faber in unverbrüchlicher Treue zu ihm hält. Zumindest bis jetzt. Kengeters Vertrag läuft aber Ende März 2018 aus, und eine Verlängerung ist nach dem gegenwärtigen Stand der Dinge nicht vorstellbar. Ein Führungswechsel würde die Deutsche Börse kaum in Schwierigkeiten bringen; qualifizierte Kandidaten für die Nachfolge stehen bereit.

Die Börse könnte aber nach einer Ablösung Kengeters nicht zur Tagesordnung übergehen. Auch der Aufsichtsratschef muss gehen, denn er war es, der zunächst den – jetzt gescheiterten – Plan durchgesetzt hatte, dass das Unternehmen das Bußgeld für Kengeter bezahlt. So ist die Börse zu einer Aktiengesellschaft geworden, in der die Institutionen nicht funktionieren. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Aktien überwiegend im Streubesitz sind und bei Fonds liegen. Außer der Rendite interessiert diese Eigner nichts.