Trotz Ukraine-Krieg und Finanzmarktturbulenzen präsentiert die Landesbank das stärkste Halbjahresergebnis seit 2011.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) trotzt der Krise: Ungeachtet der schwierigen Lage an den Finanzmärkten hat sie ihren Gewinn im ersten Halbjahr 2022 gesteigert. Das Konzernergebnis nach Steuern stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um elf Prozent auf 315 Millionen Euro. Vor Steuern verdiente die LBBW 476 Millionen Euro – es handele sich um den höchsten Vorsteuergewinn seit dem ersten Halbjahr 2011, teilte das Unternehmen mit. Für das gesamte Jahr erwartet Vorstandschef Rainer Neske einen Vorsteuergewinn „von über einer Milliarde Euro“, auch infolge der Übernahme des Immobilienfinanzierers Berlin Hyp.

 

Im Konzernergebnis für das erste Halbjahr ist die Berlin Hyp noch nicht enthalten, weil die im Januar angekündigte Übernahme offiziell erst zum 1. Juli abgeschlossen wurde. Den größten Beitrag zum Halbjahresgewinn lieferte das Geschäft mit Unternehmenskunden. Hier profitierte die Bank unter anderem von der krisenbedingt erhöhten Nachfrage nach Finanzprodukten zur Absicherung von Zins- und Wechselkursschwankungen. Ausgeweitet wurde auch die gewerbliche Immobilienfinanzierung.

In der Krise werden die Depots umgeschichtet

Den stärksten Gewinnanstieg gab es allerdings im Geschäft mit Privatkunden und den von der Landesbank bedienten Sparkassen: Hier erhöhte sich das Vorsteuerergebnis von einer Million Euro im ersten Halbjahr 2021 auf 41 Millionen Euro. Neben einem leicht verbesserten Zinsergebnis trug hierzu vor allem ein deutlicher Anstieg der Provisionen bei, die unter anderem bei Transaktionen mit Aktien und anderen Wertpapieren anfallen. Bei Turbulenzen an den Kapitalmärkten schichten viele Bankkunden ihr Depot um.

Überdies hat die LBBW die Vermögensverwaltung für wohlhabende Privatkunden ausgebaut. Die dafür zuständige Tochter BW-Bank, die in Stuttgart auch die Aufgaben einer Sparkasse erfüllt, ist in der Vermögensverwaltung bundesweit aktiv.

Sicherheitspuffer für wirtschaftliche und geopolitische Risiken

Mit Blick auf den Ukraine-Krieg bezeichnet die Landesbank ihre unmittelbaren Risiken als überschaubar: Die Kreditrisiken, die vor allem durch die Finanzierung von Exporten nach Russland und in die Ukraine entstanden sind, belaufen sich auf 84 Millionen Euro. Davon wurden im vorliegenden Halbjahresergebnis bereits 44 Millionen Euro abgeschrieben. Die Risikovorsorge für ausfallgefährdete Kredite wurde von 63 Millionen Euro Mitte 2021 auf 85 Millionen Euro erhöht. Weil der Ukraine-Krieg und die damit einhergehende Verschärfung von Lieferengpässen und Inflation aber auch die Wirtschaft insgesamt belasten, legte die Landesbank einen zusätzlichen Sicherheitspuffer von 90 Millionen Euro an.

Um auch den mit dem Klimawandel einhergehenden Risiken Rechnung zu tragen, bemüht sich die LBBW außerdem um eine Reduzierung des Treibhausgas-Ausstoßes durch ihre Unternehmenskunden. Ein Beispiel: Aktuell erzielen die von der Landesbank finanzierten Automobilzulieferer im Schnitt 25 Prozent ihrer Umsätze mit Komponenten für Verbrennermotoren. Bis 2030 soll dieser Anteil auf 17 Prozent sinken.