Trainer Thomas König ist nach nur einem Jahr Geschichte beim Handball-Bundesligisten TVB Stuttgart. Ein Weltmeister von 2007 könnte ihn beerben.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Urlaub ist nicht gleich Urlaub. Während die Mannschaft des TVB Stuttgart die Saison auf Mallorca ausklingen lässt, wurde der Trainer Thomas König am Mittwoch beurlaubt. Was im Klartext heißt: entlassen – und das trotz eines noch bis 2017 laufenden Vertrages und des Klassenverbleibs. Der ist im Handball als Aufsteiger bekanntermaßen keine Selbstverständlichkeit, aber er hat in diesem Fall nicht gereicht, um die Verantwortlichen des ambitionierten Vereins davon zu überzeugen, mit dem Lehrer auch in die nächste, vermeintlich schwieriger werdende Saison zu gehen.

 

„Die Tatsache, dass wir zuletzt 1:21 Punkte geholt haben und somit den Nicht-Abstieg nur Dank der Insolvenz des HSV Hamburg erreicht haben, war sicher der ausschlaggebende Grund für diese Entscheidung, die uns nicht leicht gefallen ist“, wie der Geschäftsführer Jürgen Schweikardt erklärt. Denn trotz der Nachverpflichtung des Weltmeistertorhüters Johannes Bitter hat sich die Mannschaft in der Rückrunde nicht mehr weiter entwickelt. Bezeichnend für diese Einschätzung dürften vor allem die drei Partien in Folge gegen Hannover, in Lübbecke und gegen Balingen gewesen sein, als der TVB trotz einer jeweiligen Fünftore-Führung am Ende nur einen von sechs möglichen Punkte holte. In den Schlüsselphasen der Spiele kamen von außen keine Impulse mehr.

Nur ein Beispiel: das sicher nicht als Allheilmittel taugende Mittel des siebten Feldspielers wurde unter König so gut wie nie praktiziert, obwohl es durch die Regeländerung im Sommer noch an zusätzlicher Bedeutung gewinnen wird. Doch nicht nur in dieser Hinsicht weiß der neue Mann, was auf ihn zukommen wird.

Der neue Trainer trifft auf eine bestehende Mannschaft

Jürgen Schweikardt betont: „Die Mannschaft steht – und der Trainer hat die Aufgabe, diese in der Liga zu halten.“ Torwart Bitter konnte als Korsettstange gehalten werden, hinzu kommt in Michael Kraus ein weiterer Ex-Nationalspieler. Und in Markus Baur noch ein Weltmeister von 2007? Schweikardt räumt zumindest ein, dass der 45-Jährige ein Kandidat in, aber nicht der einzige. Zumal Baur auch noch die Junioren des DHB betreut und somit in der wichtigen Saisonvorbereitung (Trainingsbeginn ist am 4. Juli) wegen der U-20-EM nicht zur Verfügung stünde. „Das wäre sicher nicht optimal“, weiß Schweikardt, aber wohl auch kein K.-o.-Kriterium. Wobei fraglich ist, ob sich der DHB mit einer Doppelrolle als Dauerzustand abfinden würde. Zudem könnte Baur, der mit seiner Familie am Bodensee wohnt, auch noch ein Thema beim HBW Balingen-Weilstetten sein, der nach der Trennung von Frank Bergemann ebenfalls einen Trainer sucht.

Für einen Job zu haben wäre Coach Rolf Brack, wobei die Frage ist, inwieweit sich die Bittenfelder mit dem „Handball-Professor einlassen wollen, während bei Markus Gaugisch (einst HBW Balingen) vor allem sein (Teilzeit-)Job als Lehrer ein Hindernis darstellen könnte. Urlaub gibt es für Jürgen Schweikardt jedenfalls nicht: „In den nächsten zwei Wochen wollen wir eine Entscheidung finden.“