Schlüsselspiel in Stuttgart: Die Bundesliga-Handballer des TVB Stuttgart empfangen den Tus N-Lübbecke zum Kellerduell. Ein wichtiges Spiel, aber kein Endspiel, sagt Trainer Thomas König im StZ-Interview.

Sport: Joachim Klumpp (ump)
Stuttgart – - Schlüsselspiel in der Handball-Bundesliga: am Samstag (20.15 Uhr) empfämgt der Tabellenvorletzte TVB Stuttgart das Schlusslicht Tus N-Lübbecke. „Ein wichtiges Spiel, aber kein Endspiel“, sagt TVB-Trainer Thomas König.
Herr König, ein Dutzend Spiele in der Bundesliga sind schon absolviert – und jetzt kommt am Samstag das Schlusslicht Nettelstedt. Kann man sagen, dass dies das bisher wichtiges Spiel der Saison ist?
Die Saison hat gezeigt, dass jedes Spiel wichtig ist, dass man in jedem Spiel eine Siegchance hat. Klar, wenn man das erste Mal gegen eine Mannschaft spielt, die hinter einem steht, dann sagt jeder: die müssen gewinnen.
Was macht die Aufgabe so schwer?
Wenn man Nettelstedt anschaut, die Mannschaft, dann ist das sicher kein Selbstläufer. Es ist ein Team mit sehr hoher individueller Qualität, mit Nationalspielern wie Schöngarth und Pieczkowski, auf die Deutschland hofft, ehemaligen Nationalspielern wie Benni Herth und Jens Bechtloff, ausländischen Nationalspielern im Torwartbereich, also eine Mannschaft, die – wider Erwarten – ganz unten steht mit. Aber unser Anspruch ist, die Heimspiele zu gewinnen, und dann ist es natürlich auch der Anspruch gegen Nettelstedt zwei Punkte zu holen. Daher ist es ein sehr wichtiges Spiel, aber kein Endspiel.
 
Welchen Punkten trauern Sie denn am meisten hinterher?
Man darf nicht nach hinten schauen, aber es ist klar, dass für uns das erste Spiel eminent wichtig gewesen wäre: also Wetzlar. Nach einer 26:24-Führung hat die Niederlage weh getan, aber wir trauern nicht nach, sondern müssen die Punkte eben woanders holen. Die Chance dazu haben wir – und dann muss man sie nutzen.
Was wird am Samstag entscheidend sein?
Dass wir die Rückraumkanoniere, meines Erachtens mit die stärksten in der gesamten Liga, in den Griff bekommen. Wenn wir’s schaffen, die einfachen Tore zu verhindern, hat man gegen Nettelstedt eine Chance.

Die Abwehr soll’s richten

Also kommt es auf die Abwehr, die bisher eher das Sorgenkind ist?
Ganz so kann man es nicht sagen: Wir haben jetzt ein Torverhältnis im Schnitt pro Spiel von 25, 26 zu 30. Wenn man es mit anderen Mannschaften in unseren Gefilden vergleicht, ist es ähnlich. Deshalb darf man die Abwehr nicht zu stark in die Kritik nehmen. Wir haben gezeigt, dass wir in vielen Spielen das Ergebnis lange niedrig halten können, aber viele Tore im Gegenstoßbereich bekommen haben. Trotzdem können wir nur mit einer sehr stabilen Abwehr Spiele gewinnen.
Abwehr plus Torwart, sagt man im Handball. Doch auch die Schlussleute haben bisher keine Spiele gewonnen, ein Manko?
Also, Yunus Özmusul hat schon gezeigt, dass er in der Liga mithalten kann. Er hat ein sehr starkes Spiel in Berlin gemacht, auch in Melsungen. Ich wünsche ihm und uns natürlich, dass er wieder an diese Form anknüpft – um mit uns Spiele zu gewinnen.

Torwart Jerkovic vor Comeback

Wie wichtig ist in diesem Zusammenhang das Comeback von Dragan Jerkovic nach seinem Handbruch?
Nach sechs Wochen ohne Training darf man da wirklich keine Wunder erwarten, egal wie viel Routine einer hat. Dragan hat bis jetzt noch keinen scharfen Ball aufs Tor bekommen. Sich jetzt zu sehr auf Dragan zu verlassen, wäre fatal. Wir werden gegen Nettelstedt ganz auf Yunus setzen.
Ein anderer Ausfall betrifft den Linkshänder Lars Friedrich, der drei bis sechs Monate fehlen wird. Lässt sich das auf Dauer kompensieren?
Djibril M’Bengue hat es bisher sehr gut gemacht, er hat seine Chance im Angriff genutzt. Er ist an ganz anderer Spielertyp. Aber klar wäre eine Alternative da wichtig, damit er auch mal entlastet werden kann und andere Elemente in unser Spiel kommen, die Lars Friedrich einfach gehabt hat im Eins-zu-Eins-Spiel oder bei den Wurfvarianten. Aber ich hoffe, dass Djibril das hinbekommt.
Anders gefragt: braucht der TVB nicht noch Verstärkung?
Verstärkungen sind immer gut, aber nicht von heute auf morgen zu bekommen. Das ist in der jetzigen Phase sehr problematisch, aber wir halten Augen und Ohren offen. Wir verfallen nicht in Panik, aber wenn sich eine finanzierbare Verstärkung anbietet, würden wir ernsthaft nachdenken.
Sie haben M’Bengue angesprochen, auf der anderen Halbposition haben Sie mit dem Iraner Sajad Esteki noch einen Rohdiamanten. Glauben Sie, dass beide in dieser Saison schon so geschliffen werden können, dass die zum Klassenverbleib beitragen werden?