In der Cannstatter Straße sind zwei große Geschäftsflächen nach Aus- und Umzügen unbelebt. Viele fragen sich, was dort passiert und hoffen auf eine baldige Belebung der Innenstadt. Für die Verzögerungen gibt es vor allem einen Grund.

Rems-Murr: Eva Schäfer (esc)

Fellbach - Was passiert denn nun da drin? Manche Passanten halten inne und versuchen einen Blick in die leeren Räume zu erhaschen. An der Schaufensterfront steht auf einem Plakat „Ab sofort Vis a Vis“. Die Winnender Traditionsbäckerei Maurer ist vor Kurzem auf die gegenüber liegende Straßenseite in die Cannstatter Straße 58 gezogen und hat dort auf vergrößerter Fläche ihr neues Geschäft mit Café eröffnet. Die Bäckerei Maurer ist in die Räume der ehemaligen Filiale der Parfümerie Akzente mit rund 400 Quadratmetern Fläche gezogen, die Ende Juni dieses Jahres aufgegeben worden ist. Hier hat die Nachfolge übergangslos funktioniert. Im neuen Bäckereicafé sitzen schon die Gäste drinnen oder auch bei schönem Wetter draußen und genießen Kaffee und Kuchen.

 

Einzelhandelskoordinator ist im Dialog mit der Eigentümerin

Doch gegenüber auf der anderen Straßenseite herrscht derzeit Leere. Das fällt umso mehr auf, da zwei prominente Flächen in der Cannstatter Straße im Herzen der Stadtmitte Fellbachs relativ nah beieinander nicht belebt sind. Der bisherige Standort der Bäckerei Maurer verfügt über eine Fläche von rund 140 Quadratmetern. „Wir sind im engen Austausch mit der Eigentümerin“, sagt der Einzelhandelskoordinator Julian Deifel. Man sei auf der Suche nach einer neuen Nutzung und dabei „auf einem guten Weg.“ Sicher, der Umzug der Bäckerei habe gerade erst vor wenigen Tagen stattgefunden. Gleichwohl macht er deutlich, dass die Suche nach Nachfolgern in Zeiten der Coronapandemie nicht wirklich leicht sei. Aber es liefen Gespräche, berichtet er. Die Räume punkteten mit Barrierefreiheit, und auch die Größe sei ganz gut. Wünschenswert wäre es, wenn etwa ein Bekleidungsgeschäft einziehen würde, da in Fellbach die Branche wenig vertreten und noch Bedarf vorhanden sei, meint Julian Deifel. Aber es ist gleichzeitig auch die Branche, die es in Coronazeiten durch den monatelangen Lockdown besonders hart getroffen hat.

Restaurierte, individuelle Möbelstücke werden angeboten

Die Fensterfront der Räumlichkeiten in der Cannstatter Straße, in denen bis zum Jahreswechsel der große Frequenzbringer, der Obst- und Gemüseladen „Die Früchtle vom Schmidener Feld“ der Familie Bauerle ansässig war, ist seit dem Ende dort mit Papier abgedeckt. Der eine oder andere Passant hat auch schon neugierige Blicke gewagt, schließlich liegt der Auszug der Bauerles fast ein dreiviertel Jahr zurück.

„Es wird hier keine Shisha-Bar und kein Spielsalon eröffnen, da können wir manche besorgte Passanten beruhigen“, sagt Mark Betsch, der neue Mieter der Räumlichkeiten. „Es ist eine sehr gute Lage, und wir haben eine sehr große Fensterfront“, beschreibt er die Pluspunkte. Auch die Kundenfrequenz sei in dieser Lage sehr hoch.

Die notwendigen Reparaturen und Renovierungsarbeiten seien sehr aufwendig gewesen und hätten daher viel Zeit beansprucht. Außerdem seien Modernisierungsarbeiten unter den Bedingungen der Pandemie besonders erschwert. Sein Konzept sehe als ersten Schritt vor, restaurierte, individuelle Möbelstücke und besondere Accessoires und Dekorationsstücke anzubieten. Bei der Restaurierung arbeitet er mit einem Schreiner aus Hegnach zusammen, mit dem er bereits seit Jahren kooperiere. Bald werde auch der Blick in den Laden möglich. „In drei, vier Wochen müssten wir so weit sein“, sagt er. In späteren Schritten möchte er noch weitere Produkte aus der Region von verschiedenen Manufakturen in dem Laden präsentieren. Doch unter dem Zeichen der Pandemie seien einige Hürden zu nehmen.

Bänke und Mülleimer werden von Händlern vermisst

Dass in ihre Umgebung möglichst schnell wieder Leben einkehrt, das ist auch anliegenden Händlern ein Bedürfnis. Jetzt, nachdem die Straßenumbauarbeiten, die mehr als ein Jahr gedauert hatten, seit fast einem Jahr überstanden sind und die Cannstatter Straße sich im neuen Outfit präsentiert, hoffen sie wieder auf mehr Aufwind. Allerdings bemängeln sie Details der Neugestaltung. „Wir warten immer noch auf die Bänke oder Sitzgelegenheiten“, sagt Güli Kaya von der ansässigen Bäckerei mit Feinkost. Noch mehr aber fehlten die Mülleimer in der Straße. Das unterstreicht auch ein anderer Händler. Immer wieder würden sie um ihr Ladengeschäft weggeworfene Essensreste, Zigarettenkippen, Papiermüll und ähnliche Hinterlassenschaften aufsammeln. „Das ist so keine Visitenkarte für uns.“

Und auch ein anderes Thema brennt ihnen auf den Nägeln. „Immer wieder parken Kunden auf nicht ausgewiesenen Parkplätzen, aber aus Versehen“, sagt Güli Kaya. Die Markierung durch das helle Grau sei für viele Autofahrer nur schlecht zu erkennen, das höre sie von Passanten und Kunden immer wieder. So kassierten manche ein Knöllchen, die es wirklich nicht darauf ankommen lassen würden. Gudrun Bürkle, die einen Lagerverkauf mit Tiernahrung betreibt, bemängelt indes, dass durch die Neugestaltung einige Parkplätze weggefallen sind: „Das ist ein großer Nachteil.“

In puncto Sitzmöbel in der Cannstatter Straße habe es coronabedingt leider immer wieder Verzögerungen gegeben, so Deifel. Doch noch in diesem Jahr soll die Aufstellung erfolgen – inklusive Mülleimer. Dann seien die Freiflächen mit Bänken und den bereits aufgestellten XXL-Blumenkübeln bestückt, sodass besser erkannt werden könne, ob hier ein Parkplatz ist oder nicht.