Der zollpolitische Überbietungswettbewerb zwischen China und den USA ist nur der Anfang einer Entwicklung, die das Potenzial dazu hat, in einer Katastrophe zu enden, meint Christian Gottschalk.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Stuttgart - Es gibt eine gute Nachricht: Sie verhandeln wieder. Liu He, der chinesische Vizepremier – dessen tatsächliche Stellung im Pekinger Machtgefüge viel bedeutender ist, als dies sein Titel vermuten lässt – ist nicht brüskiert zurück geflogen, als Donald Trump eine neue Runde Zollgebühren für chinesische Waren verkündet hat. Peking hat die Tür nicht zugeschlagen, und das ist gut so.

 

Doch das war es dann auch an Positivem. Die Zukunft im amerikanisch-chinesischen Handelsstreit schaut düster aus.

Streit zwischen ökonomischen Supermächten

Der zollpolitische Überbietungswettbewerb ist nur der Anfang einer Entwicklung, die das Potenzial dazu hat, in einer Katastrophe zu enden. Zum einen, weil der Streit zwischen den beiden ökonomischen Supermächten die gesamte Weltwirtschaft nach unten zieht. Analysten halten einen globalen Wohlstandsverlust von mehr als 200 Milliarden Euro für wahrscheinlich – wobei Deutschland zu den Ländern gehöre, die es überdurchschnittlich schmerzhaft träfe. Zum anderen, weil der Handelskrieg zunehmend geostrategische Auswirkungen hat.

China beansprucht verstärkt Gebiete im Pazifik für sich, in denen sich bisher die USA als Hoheitsmacht aufgehalten haben. Das will Washington nicht hinnehmen. So oft wie seit Jahren nicht, haben US-Kriegsschiffe in diesem Jahr Passagen durchquert, die für Peking von größter Sensibilität sind. Noch subtil, aber doch immer stärker beginnen die beiden Länder auch ein militärisches Kräftemessen. Die Gefahr, dass die Problemfelder miteinander vernetzt werden, wird größer.

Es ist offen, wo die Reise hingeht

Der Blick auf solch ein Ende müsste jeden vernünftigen Betrachter dazu bringen, möglichst schnell auf die Deeskalationsbremse zu treten. Bei den Beratern, mit denen sich der US-Präsident umgibt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass genau das Gegenteil geschieht.