Harald Lesch hält es grundsätzlich für möglich, dass wir nicht alleine im Universum sind. Der Physiker gibt auch einige Theorien der Wissenschaft preis.

Der Münchner Physiker Harald Lesch schließt die Existenz von Außerirdischen nicht aus. Ob und wenn ja auf wie vielen Planeten unserer Galaxie, der Milchstraße, intelligentes Leben überhaupt möglich sei, lasse sich allerdings nicht seriös beantworten, betonte der Professor für Astrophysik in der „Welt“ (Mittwoch).

 

„Wir wissen ja noch nicht einmal bei unserem eigenen Planeten, welche Faktoren zusammen kommen mussten, damit intelligentes Leben entstehen konnte“, sagte der Wissenschaftler. „Es könnte sogar sein, dass unser Sonnensystem zu den Ersten gehört, auf denen sich Leben entwickeln konnte, weil es vorher nicht genug schwere Elemente gab. Die sind eine Voraussetzung für Felsenplaneten.“

These: Aliens beobachten uns

Auf die Frage, warum die Menschheit bislang noch keine außerirdische Zivilisation bemerkt habe, antwortete Lesch: „Es gibt Forscher, die davon überzeugt sind, dass wir zunächst einige Tausend Jahre geduldig suchen und unser anhaltendes Interesse beweisen müssen, bevor wir in den galaktischen Club aufgenommen werden.“ Andere Experten seien der Auffassung, dass die Außerirdischen uns zunächst beobachteten, um herauszufinden, ob die Menschheit zu den Guten oder den Bösen gehören. „Nach dieser ‚galaktischen Zoo-Hypothese’ lässt man uns erst mal in Ruhe.“ Schließlich gebe es die These, dass intelligente Wesen sich möglichst ruhig verhalten und sich im Universum nicht bemerkbar machen.

Zur Begründung verwies Lesch auf die Geschichte der menschlichen Zivilisation und das Verhältnis zwischen Entdeckern und Entdeckten. „Bekanntlich haben die Entdeckten immer wieder den Kürzeren gezogen und riesige Probleme bekommen – bis hin zu ihrer Ausrottung.“ Außerirdische Zivilisationen könnten ähnlich denken und sich deswegen nicht zu erkennen geben. „Ein kosmisches Schweigegelübde würde erklären, warum wir noch nichts von den Außerirdischen gehört haben.“

Keine Konsequenzen auf den Alltag

Für den Fall, dass tatsächlich Aliens entdeckt werden, erwartet Lesch zunächst wenig Konsequenzen mit Blick auf das tägliche Leben der Menschen. Der Fund könne aber unterschiedliche Reaktionen hervorrufen. „Die einen würden Angst haben, dass Aliens zu uns kommen und uns vernichten. Die anderen würde sich von den Außerirdischen Hilfe erhoffen.“

Außerirdische, egal ob existierend oder nicht, bezeichnete Lesch als „kosmischen Spiegel, in den wir hineinschauen und uns selbst sehen“. Mit einem Theologen habe er einmal diskutiert, welche Religion Außerirdische haben könnten, wenn sie in der Lage seien „interstellare Raumschiffe“ für die Reise im All zu konstruieren. „Wir waren uns schnell einig. Es gibt dort entweder nur eine oder keine Religion.“ Religiöse und andere Konflikte würden Energien binden, andere Planeten zu entdecken.