Harry Styles ist keiner, der Rock’n’Roll als Lizenz zum Unausstehlichsein definiert. Bei seinen Konzerten sollen sich alle wohlfühlen. Ganz nebenbei revolutioniert der Brite, der am 1. Februar 30 wird, die Männermode.
Vor ein paar Jahren kehrte Harry Styles für eine „One Direction“-Filmdokumentation in die Bäckerei in Holmes Chapel zurück, in der er mit 14 gejobbt hatte. Die Bäckereifachverkäuferinnen fielen ihm um den Hals, so sehr freuten sie sich, den netten Harry wiederzusehen, der Brot und Brötchen hinter sich gelassen hatte, um – erst mit seiner Boyband, inzwischen alleine – die Charts zu stürmen. „Charmant und voller Enthusiasmus“ sei er gewesen, erzählten die englischen Damen hinter der Theke, und die Kundschaft habe ihn gemocht.
Nett. Freundlich. Süß. Harry Styles, der am 1. Februar 30 wird, ist keiner, der Rock’n’Roll als Lizenz zum Unausstehlichsein definiert. Der Nordwestengländer, aufgewachsen in einem Kaff 30 Kilometer südlich von Manchester, demoliert keine Hotelzimmer. Als in James Cordens letzter „Late Late Show“ sein Mitgast, der Comedian Will Ferrell, spaßeshalber den Schreibtisch des Show-Hosts zertrümmerte, versuchte Styles die Bruchstücke hurtig wieder zusammenzubauen.
„Love on Tour“
Ein Lied von Styles heißt „Treat People With Kindness“ und das meint er wohl ernst. Auf seinen Konzerten sollen sich alle wohlfühlen. Er ruft die Leute zum Beispiel dazu auf, sich an den Händen zu nehmen und sich eine gute Zeit zu wünschen. „Love on Tour“ hieß seine letzte Konzerttournee. Models, mit denen er für ein Musikvideo zusammenarbeitete, nannten ihn den „König der Einvernehmlichkeit“ – weil er immer gefragt habe, ob es okay sei, bevor er sie etwa entsprechend einer Regieanweisung anfassen sollte.
Harry Edward Styles kommt 1994 zur Welt. Seine Eltern trennen sich früh, Harry wächst mit seiner alleinerziehenden Mutter und seiner Schwester auf. Er habe schon immer „komödiantisches Talent“ gehabt, sagt seine Mutter Anne in dem „One Direction“-Film. Im Schultheater bringt er das Publikum zum Lachen. Mit 16 versucht er sein Glück bei der Castingshow „The X Factor“ – und wird Teil der dort gecasteten Boyband „One Direction“.
Balladen, Tanzbares und gitarrenlastiger Folk
Niall Horan, Liam Payne, Louis Tomlinson und Styles, die verbliebenen Bandmitglieder, seit Zayn Malik „One Direction“ 2015 Millionen von Fans das Herz brach und das Quintett verließ, legen seit 2017 eine ziemlich ausgedehnte Pause ein. Styles macht allein Musik: eingängigen Oldschool-Pop, der an Fleetwood Mac oder den jungen Elton John erinnert.
Sein Repertoire reicht von dramatischen Balladen wie „Sign of the Times“ über das extrem tanzbare „Watermelon Sugar“ oder das synthie-80er-poppige „As It Was“ bis hin zu leisen, gitarrenlastigen Folksongs wie „Sweet Creature“. Sein bislang letztes Album, „Harry’s House“, kam 2022 heraus. Neun Mal war Harry Styles für einen Grammy nominiert, drei Mal nahm er den wichtigsten Musikpreis der Welt mit nach Hause. Rund 200 Millionen Euro reich soll der Sänger laut einer Berechnung der „Daily Mail“ sein.
Gleichzeitig versucht sich der Brite aber auch im Schauspielgenre: 2017 besetzte ihn Christopher Nolan in seinem Kriegsfilm „Dunkirk“. 2022 spielte er nicht nur die Hauptrolle in dem Drama „My Policeman“, sondern auch in Olivia Wildes Thriller „Don’t Worry Darling“. Kurzzeitig dateten Regisseurin und Hauptdarsteller auch. Mit dem Pop-Megastar Taylor Swift war der Engländer auch schon zusammen. Inzwischen soll es eine neue Liebe in Styles Leben geben: Die kanadische Schauspielerin Taylor Russell, die aus dem Film „Bones and All“ bekannt ist.
Modeinspiration für alle
Sein Nachname ist Programm: Die Styles des Harry Styles sind Modeinspiration für Männer und Frauen. Der Brite spielt munter mit dem, was landläufig als typische Frauen- oder Männerklamotte gilt. Mal trägt er einen flauschig blauen Strickpullover mit aufgestickter Comic-Ente. Eine schwarze Rüschenbluse mit transparenten Ärmeln. Perlenkette zu Bubikragen. Oder einen Pullunder mit Schafen drauf. Dann wieder coole 70er-Jahre-Samtanzüge mit Schlaghosen. Erlaubt ist, was gefällt.
2020 wurde Harry Styles als erster Mann allein für das Cover der amerikanischen „Vogue“ fotografiert – in einem blassblauen Spitzenkleid. Zusammen mit Gucci entwarf Styles eine Modekollektion für Männer. Mit seinem eigenen Label „Pleasing“ verkauft der Brite Kleidung, Nagellack, Hautpflege und Parfüm.
Harry-Styles-Fans sind extrem treu – und engagiert. Immer wieder versuchen sie, nur durch die Kraft eines Hashtags „One Direction“ zur Reunion zu bewegen. Kürzlich löste ein Foto ihres Idols ein mittleres Beben in der Harry-Fangemeinde aus: Die hübschen Locken sind perdu, die Haare des Sängers auf wenige Millimeter gestutzt. Auf der Plattform X schrieb eine Nutzerin nur halb im Scherz: „Ich will nicht dramatisch sein, aber Harry Styles’ rasierter Kopf hat mein ganzes Leben ruiniert.“