Schon oft haben die Ludwigsburger über die Zukunft der Anton-Bruckner-Schule und der Pestalozzischule diskutiert – bisher ohne Ergebnis. Das könnte sich nun ändern. Das liegt hauptsächlich an den Lehrern auf dem Grundschulcampus: Sie sind mürbe von den Debatten.

Region: Verena Mayer (ena)

Ludwigsburg - Der Grundschulcampus in der Ludwigsburger Gartenstraße beschäftigt mal wieder die Kommunalpolitiker. Zum dritten Mal binnen sechs Jahren müssen sie überlegen, ob die Anton-Bruckner- und die Pestalozzischule zu einer Einrichtung verschmolzen werden sollen, oder ob alles bleibt wie es ist. Anders als bei den vergangenen Debatten könnte die neue Auseinandersetzung tatsächlich mit einem Ergebnis enden. Anders als in der Vergangenheit sehnen sich nun nämlich vor allem die Schulen selbst nach Gewissheit. Die am häufigsten gebrauchten Vokabeln bei der jüngsten Sitzung des Bildungsausschusses waren „Verlässlichkeit“ und „Sicherheit“.

 

Ruhestand als Zäsur

Dort hatten die SPD und die Freien Wähler die Stadtverwaltung aufgefordert, die Zusammenlegung der beiden Schulen zu prüfen. Der Anlass dafür ist die anstehende Pensionierung von Peter Kornher, dem Leiter der Anton-Bruckner-Schule, zum Ende dieses Schuljahres. Diese Zäsur könne man nutzen, um klare Verhältnisse zu schaffen, erklärte Hubertus von Stackelberg (SPD). Die beiden Fraktionen konnten sicher sein, die Schulleiter auf ihrer Seite zu haben. Offenkundig wollen die Grundschulen einer aufgezwungenen Debatte zuvorkommen. Sie stünde spätestens in drei Jahren an, wenn ein Erlass des Kultusministeriums ausläuft, der es bis jetzt ermöglicht, dass die beiden Schulen unterschiedliche Modelle der Ganztagsbetreuung anbieten. Bei der Anton-Bruckner-Schule ist das Ganztagesangebot verbindlich, bei der Pestalozzischule können die Eltern wählen.

Wenn mittelfristig nur noch eine Betreuungsform möglich ist, so die Überlegung, komme wahrscheinlich spätestens dann die Fusionsdebatte wieder auf. Die Gesamtlehrerkonferenzen der Schulen haben ihren Chefs bereits den Auftrag erteilt, nun endgültig für Klarheit zu sorgen. „Es herrscht eine große Müdigkeit“, sagte Simone Werner-Mehl, die Leiterin der Pestalozzischule, mit Blick auf die zurückliegenden Diskussionen und Abwehrkämpfe.

Hausaufgabe für die Schulleiter

Bei der letzten Debatte vor drei Jahren hatten sich die Lehrerkollegien der beiden Schulen noch klar gegen eine Zusammenlegung ausgesprochen. Und eine Zwangsfusion lehnten die Stadträte ab. Gabriele Moersch von den Freien Wählern versicherte nun auch, dass man nichts gegen den Willen der Schule und der Elternschaft entscheiden werde. „Aber wir glauben, dass es eine große Chance gibt für eine gemeinsame Schule“, sagte sie.

Mit den Stimmen von Grünen und Ökolinx verwandelte sich der ursprüngliche Prüfauftrag an die Verwaltung schließlich zu einer sehr konkreten Hausaufgabe für die Schulleiter: Sie sollen nun die Zusammenlegung der zwei Häuser für das Schuljahr 2018/2019 vorbereiten und ein Konzept für die Ganztagesbetreuung erarbeiten. Fertig sein soll es nach den Sommerferien, damit sich die Stadträte damit befassen können. Die CDU und die FDP stimmten dagegen. Durch eine Fusion würde sich nichts zum Besseren wandeln, sagte Claus-Dieter Meyer. Volker Heer will, dass beide Betreuungsformen erhalten bleiben.

Simone Werner-Mehl und Peter Kornher äußerten sich nach der Sitzung des Ausschusses zufrieden. Die Zeit sei reif für einen Grundsatzbeschluss.

Die Grünen sind schon einen Schritt weiter. Sie schlugen bereits einen neuen Namen für die vereinte Schule vor: Sophie-Scholl-Schule solle sie heißen.

Viele Menschen, wenig Platz

Zahlen
Beide Schulen haben ungefähr gleich viele Schüler, zusammen sind es momentan rund 440. Sie werden von 37 Lehrern unterrichtet. Kritiker einer Fusion befürchten, dass sich dadurch die Klassenteiler ändern und statt mehrere kleine Klassen weniger große gebildet werden. Allerdings, so das Gegenargument, könne sich eine Zusammenlegung mit Blick auf den Teiler auch positiv auswirken. Mit den aktuellen Zahlen hätte eine Fusion keine Auswirkung.

Nähe
Die Schüler auf dem Grundschulcampus gehen schichtweise in die Pause, weil der Hof nicht groß genug für alle ist. Aus dem selben Grund besuchen sie unterschiedliche Mensen und Sporthallen. Daran würde sich mit einer Fusion nichts ändern. Schon jetzt haben sich die beiden Schulen mit den Gegebenheiten arrangiert – wenn es aber nur noch eine Schule gäbe, liefe die Koordination womöglich reibungsloser, mutmaßen die Schulleiter.