Der Obi auf dem Roser-Areal erhält Konkurrenz. Es entsteht ein zweiter Baumarkt. Gleichzeitig wird der letzte Engpass an der Heilbronner Straße beseitigt.

Feuerbach - Lange Zeit hat sich auf dem Kiefer-Gelände nichts getan. Doch seit diesem Frühjahr haben die Abrissbagger dort ganze Arbeit geleistet. Der gesamte Gebäudebestand wurde abgerissen – bis auf das Kiefer-Verwaltungsgebäude an der Krailenshaldenstraße, das als Firmensitz bestehen bleibt. Im kommenden Jahr soll auf dem Gelände ein Baumarkt der Praktiker-Gruppe mit rund 10 000 Quadratmeter Verkaufsfläche errichtet werden. „Uns liegt ein Bauantrag vor“, sagt Kirsten Rickes vom Baurechtsamt. Sie geht davon aus, dass Anfang 2012 die Baugenehmigung erfolgen werde. „Wir wollen in der ersten Jahreshälfte 2013 eröffnen“, sagt der Praktiker-Pressesprecher Harald Günter. Das wäre dann der Schlusspunkt unter eine lange Planungsvorgeschichte.

 

Ursprünglich hatte der österreichische Möbelkonzern XXX-Lutz zum Sprung an die Heilbronner Straße angesetzt. Das Unternehmen wollte auf dem Gelände nahe der Auffahrtsrampe eines seiner Möbelkaufhäuser mit dem großen roten Stuhl errichten lassen. Doch dann gab es Ärger mit der Stadt, und XXX-Lutz zog sich wieder zurück. Es ging im Wesentlichen darum, in welchem Ausmaß und welcher Quadratmetergröße sich im Umfeld des Möbelmarktes weitere Geschäfte ansiedeln durften, so genannte innenstadtrelevante Randsortimente. Weil die Stadt dies ablehnte, nahm der Möbelkonzern von seinen ursprünglichen Plänen wieder Abstand. Als nächstes wurden Pläne für einen Max-Bahr-Baumarkt vorgestellt. Doch die Praktiker-Gruppe kam aus marktstrategischen Gesichtspunkten zu dem Ergebnis, dass für diesen Standort die gängigere Marke Praktiker geeignet sei.

Für Jochen Heidenwag, der Vorsitzende des Gewerbe- und Handelsvereins Feuerbach (GHV) und Bezirksbeirat der Freien Wähler, ist dies die schlechtere Alternative. „Uns wäre ein Möbelmarkt an der Heilbronner Straße am liebsten gewesen. Das hätte andere Käufergruppen nach Feuerbach gebracht.“ Praktiker habe im Vergleich zum Obi-Markt an der Stuttgarter Straße 17 ein nahezu identisches Konzept. Der GHV-Chef glaubt, dass sich der Baumarkt an der Heilbronner Straße an dieselben Kundengruppen richte wie der auf dem Roser-Areal. Bei Max Bahr habe es geheißen, dass diese Marke hauptsächlich Handwerker anspreche, stattdessen bekomme man nun noch einmal dasselbe geliefert.

Ganz ähnlich sieht das auch die Feuerbacher Bezirksvorsteherin Andrea Klöber: „Ich betrachte den Baumarkt an der Heilbronner Straße als direkte Konkurrenz zu dem, was wir bereits innerorts haben.“ Dass nun ein gnadenloser Kampf um die Gunst der Heimwerker-Kunden im Stuttgarter Norden ausbricht, glaubt allerdings Dieter Rentschler, der stellvertretende Leiter der städtischen Wirtschaftsförderung, nicht: „Wir sind der Meinung, dass die Stadt nicht so gut mit Baumärkten versorgt ist und der Stuttgarter Norden durchaus einen weiteren Standort vertragen kann.“ Er geht zudem davon aus, dass ein Baumarkt an dieser Stelle Kunden aus dem Umland anziehen werde. Einen wichtigen Nebeneffekt haben die Baupläne auf dem Kiefer-Gelände: der Ausbau der Heilbronner Straße an dieser Stelle kann gleichermaßen erfolgen. Der einzig verbliebene Engpass zwischen der Krailenshaldenstraße und Friedrichswahl soll 2012 beseitigt werden. „Wir haben mit den Bauarbeiten bereits im August begonnen“, sagt Nicolaus Welker vom Tiefbauamt. Die Leitungen für Gas, Wasser, Telekommunikation und Strom liegen bereits unter der Erde, sind aber noch nicht in Betrieb. Auch die dortige Tankstelle wurde bereits versetzt und vergrößert. Sobald ein Damm zur Straße hin errichtet und der Böschungsbereich befestigt ist, kann mit dem Bau des gemeinsamen Rad- und Gehweges und der Pflanzung des Grünstreifens begonnen werden. Die dritte Fahrspur wird frühestens von Februar an angelegt. Die Bauzeit dauert voraussichtlich bis Juni. Die Baukosten für diesen Abschnitt betragen etwa 1,7 Millionen Euro.

„Während der Bauzeit werden die vorhandenen Fahrspuren erhalten bleiben“, sagt Welker. Stadteinwärts muss die Linksabbiegespur an der Kreuzung Borsig-/Heilbronner Straße von 30 auf 90 Meter verlängert werden, damit künftige Baumarkt-Kunden, die aus Richtung Ludwigsburg kommen, auf das Kiefer-Gelände kommen.