Der Heimat- und Kulturverein Kernen werkelt am neuesten Projekt zur Pflege der lokalen Geschichte. Es geht um die Stettener Nachkriegsjahre.

Es geht um die Geschichte und um Geschichten aus Kernen. Den ersten Teil desen, was Zeitzeugen über die Kriegszeit zu erzählen haben, das hat der Heimatverein für Rommelshausen schon unter Dach und Fach. Jetzt geht es weiter mit dem, woran sich die Stettener aus den Jahren des Kriegsendes und danach erinnern.

 

Es geht um das persönlich Erlebte

Das Stettener Zeitzeugenprojekt kümmere sich primär um die Zeit zwischen Ende des Zweiten Weltkriegs und der Gemeindereform, die in Kernen erst im Jahr 1975 zum Abschluss gebracht worden ist, sagt Jürgen Lieb: „Wir wollen wissen, wie die Leute diese Zeit erlebt haben. Es geht um Vertreibung, Entbehrung, Eingewöhnung, Wohnen, Ernährung und Empfindungen – eben die Dinge des alltäglichen Lebens damals.“

Erfahrung habe die Heimatforscher in Kernen durch das vollendete Projekt in Rommelshausen, das auf hervorragende Resonanz gestoßen sei – vor allem auch bei den öffentlichen Präsentationen der dabei gedrehten und in zu lokalen Dokumentationen zusammen geschnittenen Filmsequenzen. Das Vorgehen in Stetten sei nun ähnlich, sagt Lieb beim Pressegespräch über die aktuellen Aktivitäten des Heimatvereins. Bei einem Vorgespräch wird mit den ausgewählten Probanden geklärt, wie die Bedingungen für die Interviews sind, aus denen dann die – teils auch in Youtube veröffentlichten – Filme über die Berichte der Zeitzeugen zusammengestellt werden. Geklärt wird dann auch, ob die Stettener, die im Projekt einen persönlich-emotionalen Blich auf die kommunale Vergangenheit werfen, auch bereit sind, am Projekt mitzuwirken.

Wenn einer ins Erzählen kommt wird es interessant

Natürlich gebe es Kandidaten für die Zeitzeugeninterviews, die schließlich abgelehnt haben, berichtet Rainer Bozenhardt. Aber andererseits mache es auch einfach Spaß, wenn ältere und lebenserfahrene Stettener nach der ersten Kontaktaufnahme so richtig ins Erzählen kämen. „Das wird dann auch für den Fragenden richtig interessant.“

Zeitzeugen bildeten mit ihrem persönlichen Wissen und dem selbst Erlebten eine „unschätzbare Quelle für die Erfassung und Dokumentation der Zeitgeschichte“, sagen die Aktivisten des Heimatvereins. Für sechs Zeitzeugen aus den betreffenden 30 Jahren der Stettener Heimatgeschichte haben sie die Arbeiten im Projekt bereits vollendet. Ein Film ist bereits in Youtube gestellt – erreichbar über die Homepage des Projekts. Nochmals etwa dieselbe Anzahl ist noch im Werden. Bis die gesamte Dokumentation bei großen Veranstaltungen in der Stettener Glockenkelter präsentiert werden, werde allerdings noch etwa ein Jahr vergehen, sagt Jürgen Lieb.

Bis dahin, ergänzt der Erste Vorsitzende des Heimatvereins, Ulrich Lang, gebe es für den Verein noch einiges anderes zu tun. Da liege tatsächlich auch das Jubiläum der Gemeindereform im Jahr 2025 an. Zum 1. Januar kamen einst nicht ganz ohne äußeren Druck die Kommunen Stetten und Rommelshausen zusammen. Dazu werde der Heimatverein auch Zeitzeugenprotokolle und eine Ausstellung im Heimatmuseum beisteuern.

Projektgruppen arbeiteten außerdem zur Hangweide, mit den Schwerpunkten der einstigen Ölmühle und der späteren Fabrik dort. Darüber soll ein Buch erscheinen. Veranstaltungen werden geplant zum Tag des offenen Denkmals und zur Museumsnacht im Remstal. Dazu kommen, so Lang, Ortsführungen und eine Kulturveranstaltung im Herbst. Und nicht zuletzt stehe noch der 150. Todestag des Afrikaforschers Karl Mauch an, dem unter anderem eine Tafel an seinem Geburtshaus in der Stettener Mühlgasse gewidmet werden soll.