Seit zehn Jahren hat die Bibliothek ihren Sitz in der Zehntscheune – und ist so erfolgreich wie noch nie.

Heimsheim - Nur wenige Autos schaffen es von 0 auf 100 in wenigen Sekunden. Noch weniger Bibliotheken erreichen das, was Tina Kühnle-Häcker und ihrem Team von der Stadtbücherei Heimsheim gelungen ist: Die Zahl der Ausleihen hat sich von rund 58 000 im Jahr 2005 auf 122 000 im Jahr 2015 mehr als verdoppelt. Doch nicht nur das bietet Grund zur Freude: Dieses Jahr feiert die Bücherei ihr zehnjähriges Bestehen an ihrem aktuellen Standort in der Zehntscheune.

 

Wie heißt es so schön? Totgesagte leben länger. Dass das im Besonderen für das gedruckte Wort gilt, hat Tina Kühnle-Häcker in den vergangenen Jahren erfahren dürfen – zumindest in ihrem Refugium. Zwar haben digitale Medien immer stärker an Bedeutung gewonnen. „Aber das Buch steht weiterhin im Mittelpunkt“, hat sie festgestellt. Mehr als 87 Prozent des Bestandes sind weiterhin Printprodukte – Zeitschriften, Romane, Sachbücher und mehr. „Dass das Buch ausstirbt, das werden wir und auch die jüngere Generation nicht mehr erleben“, ist sie sich sicher.

Den neuen Medien gegenüber verschließen wollen sich Kühnle-Häcker und ihr Team aber nicht. Aus diesem Grund haben sie auch in Kooperation mit der Bibliothek Böblingen eine Onlinebibliothek bereitgestellt, auf deren Angebot jeder 24 Stunden am Tag Zugriff hat. „Das ist schon sinnvoll, gerade für Menschen, die viel unterwegs sind und die Bibliothek vor Ort nicht aufsuchen können“, erkennt Kühnle-Häcker an. „Man muss auf Reisen dank der E-Books auch nicht mehr Dutzende Bücher mit sich herumschleppen.“ Die Kunden nähmen dieses Angebot gerne wahr. Trotzdem liegen die Ausleihen von E-Medien noch meilenweit hinter der klassischen Buchausleihe zurück. In Heimsheim machen sie nicht einmal fünf Prozent der Gesamtausleihen aus, sagt Kühnle-Häcker.

Auf der Stelle treten ist also sicher nicht die Devise. Zwei weitere Neuerungen stehen dieses Jahr deshalb noch an: „Auf Anfrage möchten wir noch Konsolenspiele in unser Sortiment aufnehmen“, kündigt sie an. Welche genau und für welche Konsole steht aber noch nicht fest. Spätestens bis zum Tag der Bibliothek im Oktober soll das Angebot stehen. „Auch einen extra EDV-Arbeitsplatz möchten wir einrichten.“ Denn zwar stellt die Bücherei Computer mit Internetzugang zur Nutzung bereit. Für das Schreiben von Bewerbungen und ähnlichem seien diese aber nicht so sinnvoll, gerade im Hinblick auf persönliche Daten und das Anschließen von externen Datenträgern. Der neue Arbeitsplatz wird daher nicht ans Internet angeschlossen.

Dass ein Ort der Größe von Heimsheim es sich leistet, eine eigene Bibliothek zu betreiben, findet Tina Kühnle-Häcker überhaupt nicht ungewöhnlich. Im Gegenteil: „Für mich gehört das dazu. In anderen Ländern wie Frankreich oder Skandinavien ist das selbstverständlich, dass selbst kleine Orte eine eigene Bücherei haben“, erzählt sie. „Und man sieht es ja am Umsatz, was für einen Erfolg wir damit haben.“ Wenn sie nach diesen erfolgreichen zehn Jahren einen Wunsch für ihre Bücherei freihätte, dann diesen: „Wir haben viele Jahre hart darum gekämpft, unseren jetzigen Standard zu erreichen“, erinnert sie sich. „Den möchte ich für die Zukunft gerne erhalten.“