Zum dritten Mal hat das Bundesfrauenministerium den Helene-Weber-Preis an 15 herausragende Kommunalpolitikerinnen verliehen. Baden-Württemberg steht mit vier Preisträgerinnen an der Spitze.

Stuttgart/Berlin - Frauen sind in der Politik nach wie vor deutlich unterrepräsentiert: Rund 31 Prozent der Bundestagsabgeordneten sind weiblich, sechs Bundesministerien werden von einer Frau geführt (14 gibt es insgesamt). Im Landtag Baden-Württemberg stellen Frauen gerade mal ein Viertel der Abgeordneten. Damit bildet das Land bei der politischen Partizipation von Frauen nicht nur bundesweit das Schlusslicht, es ist auch das einzige deutsche Landesparlament, in dem noch nie ein Anteil von wenigstens 30 Prozent weiblichen Abgeordneten erreicht wurde.

 

Am größten ist die Ungleichheit aber auf Kommunalebene: Nur jedes zehnte Rathaus in Deutschland wird von einer Frau regiert.

Deshalb hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) auch in diesem Jahr Frauen für herausragende kommunalpolitische Leistungen in den Bereichen Zivilgesellschaft, Frauen, Gleichstellung und Vielfalt mit dem Helene-Weber-Preis ausgezeichnet. Die parteiübergreifende Auszeichnung wurde bereits in den Jahren 2009, 2011 und 2015 verliehen.

Baden-Württemberg stellt die meisten Preisträgerinnen

Für den Helene-Weber-Preis 2020 wurden 66 Frauen von den Bundestagsabgeordneten vorgeschlagen. Eine zwölfköpfige Jury hat am 27. Mai per Videokonferenz die 15 Preisträgerinnen bestimmt. Den Vorsitz hatte die Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesfrauenministerin, Caren Marks.

Baden-Württemberg führt mit vier Auszeichnungen die Liste der Preisträgerinnen an. Ausgezeichnet wurden Dr. Christine Finke (Junges Forum), Susanne Häcker und Lena Christin Schwelling (Bündnis 90/Die Grünen) sowie Annkathrin Wulff (SPD).

Finke ist Stadträtin in Konstanz; als Autorin und Bloggerin schreibt sie über die Situation Alleinerziehender, Autismus, Familienpolitik und Feminismus. Häcker engagiert sich als wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem Reutlinger Wahlkreisbüro für Arbeitslose, die Rechte von Frauen, Geschlechtergerechtigkeit sowie Tier- und Umweltschutz. Die Ulmer Stadträtin Schwelling setzt sich vor allem für den Klimaschutz ein, zugleich ist sie Sprecherin des Ulmer Frauenforums. Wulff ist Stadträtin in Pforzheim und engagiert sich unter anderem für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Preisträgerinnen erhalten Förderung

Mit der Auszeichnung werden die Politikerinnen nicht nur für ihren Einsatz gewürdigt, sondern auch für weiteres Engagement gestärkt: Das persönliche Förderangebot umfasst ein Preisgeld in Höhe von 500 Euro, um kommunalpolitische Aktivitäten durchzuführen, ein individuelles Coaching, um ihre politische Karriere zu planen, sowie Trainings zum Aufbau eines Netzwerkes. Die Preisträgerinnen sollen am 8. September 2020 von Bundesfrauenministerin Dr. Franziska Giffey ausgezeichnet werden.

Die bisherigen Preisträgerinnen haben sich zu einem bundesweiten und parteiübergreifenden Netzwerk zusammengeschlossen, dem Helene-Weber-Netzwerk. Sie wirken zudem im Helene-Weber-Kolleg, einer bundesweiten und parteiübergreifenden Plattform, als Vorbilder und Botschafterinnen für mehr Frauen in der (Kommunal-)Politik. Preis und Kolleg sind nach Helene Weber benannt, einer Streiterin für das Frauenwahlrecht und einer der Mütter des Grundgesetzes.