Trotz des langen Winters und der Krise in Europa konnte Deutschlands Marktführer im Bereich Markenhemden im ersten Halbjahr 2013 um acht Prozent beim Umsatz zulegen. Bei der Produktion setzt Olymp auf langfristige Partnerschaften.

Bietigheim - Nur am amerikanischen Markt hat sich Mark Bezner bisher die Zähne ausgebissen. „Wir dürfen nicht in die USA exportieren“, sagt der Manager, der selbst in den Vereinigten Staaten studiert hat und beste Beziehungen zu dortigen Textilienherstellern und Händlern besitzt. Der Grund, weshalb der deutsche Marktführer für Markenhemden und einer der größten Hersteller in Europa seine Waren nicht in Übersee verkaufen darf, ist kurios: Die Markenrechte für „Olymp“ sind blockiert durch das Nationale Olympische Komitee. Der 50-jährige Chef des schwäbischen Familienunternehmens versucht den Widerstand der Sportfunktionäre seit Jahren zu brechen – bisher ohne Erfolg.

 

Dafür ist Olymp in 40 anderen Ländern höchst erfolgreich, die Exportquote beträgt 32 Prozent. Alle Waren – mit Ausnahme der für den chinesischen Markt – durchlaufen die Zentrale des 1951 von Eugen Bezner gegründeten Unternehmens in Bietigheim. Dort entsteht gerade ein neues, voll automatisiertes Hochregallager mit den Dimensionen eines Fußballfeldes – im Oktober ist Eröffnung. Die Waren laufen dann ausschließlich über Bänder zu den Kommissionierern, die sie nicht mehr wie bisher zu Fuß einsammeln müssen. Die Zahl der Kleidungsstücke, die das Lager pro Stunde verlassen, wird von 3000 auf 10 000 mehr als verdreifacht. Der Neubau kostet etwa 40 Millionen Euro. „Das ist die größte Investition in der Firmengeschichte“, erläutert der Enkel des Firmengründers.

Die Bietigheimer trotzen dem Branchentrend und wachsen

Mark Bezner sitzt im Showroom inmitten der Kollektion für das kommende Frühjahr und verrät die Zahlen für das erste Halbjahr 2013. Entgegen dem Branchentrend wachsen die Bietigheimer unvermindert weiter. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum legte der Umsatz bei Olymp noch einmal um acht Prozent auf 95,4 Millionen Euro zu – trotz des langen Winters und der Krise in Europa. Der deutsche Bekleidungsmarkt als Ganzes ist im selben Zeitraum um drei Prozent geschrumpft. Jährlich werden rund zehn Millionen Hemden mit dem „O“ auf der Brust hergestellt. Dazu kommen Krawatten, Poloshirts und Strickwaren.

Trotz des vergleichsweise hohen Preises, Olymp-Hemden fangen bei 49 Euro an, sind diese gefragter als die Billig-Konkurrenz. Als Gründe für den Erfolg sieht Bezner neben der Qualität auch die Nachlieferfähigkeit und die in der Vergangenheit gestiegenen Werbemaßnahmen: „Unsere Markenbekanntheit hat stark zugenommen.“

Olymp lässt seit zwei Jahren auch in Bangladesch produzieren

Die aktuelle Diskussion um Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie verfolgt der Olymp-Chef genau: Er lässt selbst seit zwei Jahren in Bangladesch produzieren und hat nach eigenen Angaben einen „Top-Partner“ mit westlich geprägter Führungsstruktur und sozialverträglichen Arbeitsbedingungen gefunden. „Ein Produkt unserer Güte kann nur unter guten Bedingungen hergestellt werden, in sauberen Fabriken von Mitarbeitern, die nicht müde oder hungrig sind“, so Bezner, der die Produktionsstandorte in Europa (Mazedonien, Kroatien) und Asien (Bangladesch, China, Vietnam und Indonesien) selbst mehrmals im Jahr bereist. Auf Subunternehmen verzichtet Olymp, satt dessen setzt man auf langjährige Partnerschaften. Die Zusammenarbeit mit dem Lieferanten aus Indonesien besteht seit 25 Jahren, die in Kroatien sogar seit 40 Jahren.

Damit der Wachstumskurs anhält, will Bezner sein eigenes Filialnetz weiter ausbauen. Neben den Fachhändlern und Kaufhäusern, die seine Waren im Sortiment führen, betreibt Olymp derzeit 45 Stores in Eigenregie, fünf Standorte sollen bis zum Jahresende hinzukommen. Die Expansion in Österreich ist bereits im Gange, nächstes Ziel sind die Benelux-Staaten. Nur die USA bleibt auf absehbare Zeit ein weißer Fleck auf der Landkarte der Schwaben, denn ein Namenswechsel komme nicht in Frage.