Von Food Trucks über erwachsene Lego-Fans bis zu kreativen Bastlern und 3-D-Druck – der Stuttgarter Messeherbst präsentiert sich noch bis Sonntag in seiner ganzen Vielfalt. Die Aussteller überzeugen mit interessanten Nischenprodukten, fernab vom Massenkonsum.

Stuttgart - Die beiden Türme des einstigen World Trade Centers überragen alles auf der Empore in der Halle 1 auf der Stuttgarter Messe. 130 000 grau glänzende Legosteine hat Robert Gubbe (28) von den Brick-Fans Rhein-Main mit seinem Team in den vergangenen drei Jahren dafür verbaut. Der Turm mit der Antenne misst fast sechs Meter. Es ist ein Kunstwerk mit einer besonderen Geschichte, die dahintersteht.

 

Wenige Monate vor dem unfassbaren Attentat auf die Twin Towers in New York war der damals elfjährige Robert mit seiner Mutter auf den Türmen. Umso größer war der Schock für ihn nach dem Anschlag am 11. September 2001. „Für mich war das alles sehr, sehr schlimm“, sagt Gubbe. Deshalb wollte er seine Legoleidenschaft für den Bau dieses Mahnmals nutzen. Weltweit hat er Steine gekauft. Manche waren schwer zu bekommen, wie die abgerundeten weißen für die Antenne, die nur in den 90er produziert wurden und fünf Euro pro Stück gekostet haben. Insgesamt haben die Erbauer 13 000 Euro ausgegeben.

Sehen Sie hier die Highlights des Stuttgarter Messeherbstes.

Die detailverliebte Baustelle darunter hat Andreas Cichowski gebaut und geplant. „Das faszinierende an Lego ist die Individualität der Steine und deren Farbpalette. Man kann damit alles bauen“, sagt Cichowski. Die Botschaft ist klar. Lego geht immer. Generationenübergreifend. Ob für den Anfol (Adult fan of Lego) oder die ganz Kleinen, die an den Tischen Duplosteine aufeinander stecken. Letztlich passt alles zusammen. Der aktuelle Renner ist die Zaubererschule Hogwarts, samt peitschender Weide oder Harry Potter mit seinem unsichtbar machenden Umhang und dem Hauselfen Dobby.

Nähmaschinen und 3-D-Druck

Kreativ geht es auch bei den 50 Bloggerinnen der Näh, Torten- und Backfraktion zu, die sich zum Austausch auf der Messe Kreativ treffen. Im Mittelpunkt steht dabei Jasmin Pyrlik, die zusammen mit ihrem Partner einen Auffangbehälter für Overlockmaschinen entwickelt hat, der bei den preiswerten Modellen dieser Nähmaschinenart fehlt. Die Behälter werden im 3-D-Druck erstellt und sind in sieben Modellen und neun Farben erhältlich. Am besten verkauf sich Petrol. Ihren Job als Projektassistentin in einem Ingenieursbüro hat die Betriebswirtin inzwischen aufgebeben. „Das Produkt ging durch die Decke und wird nächstes Jahr vielleicht auch auf der Kreativ zu haben sein“, sagt Jasmin Pyrlik, die ihren Blog Schnittenliebe mit Tipps für Nähanfängerinnen gestartet hat.

Nischenprodukte statt Massenware

Im Segment Eat&Style in Halle fünf werben beim ersten Food Truck Battle 20 Food Trucks um die Gunst der Besucher, die nach der Verköstigung an den 500 Plätze umfassenden Tafeln online den besten Truck bewerten können. Die drei Gewinner erden am Sonntag von einer Jury dann nochmals bewertet. Auf den Hauptpreis von 2500 Euro hofft auch David Bürker vom Uracher Biermobil, der in seinem Kleinbrauhaus die Marke Schlippaloider kreiert hat – inzwischen aber sein Bier wie auch die anderen sieben Sorten bei Genusswerk in Salzburg brauen lässt und sich auf den Vertrieb konzentriert. Dabei setzt er bewusst auf ein Nischenprodukt und nicht auf Massenproduktion. Die Craftbiere sind alle handgebraut. Wenn man daran riecht duftet das Bier nach Zitrus oder Mango – das liegt aber nicht an Zusatzstoffen, sondern spiegelt die unterschiedlichen besonderen Hopfensorten wieder. Sie heißen The Padwan oder FrauGruberlicious. „Bier ist längst mehr als Pils und Weizen, und die Deutschen kommen inzwischen ebenso zur Verkostung, wie man es bei Weinen macht“, sagt David Bürker.

Gluten nicht erwünscht

Insgesamt sind die Verbraucher anspruchsvoller und bewusster geworden, was die Qualität von Lebensmitteln angeht. Neben Superfood ist auf der Eat&Style die Klassiker wie besondere Kaffees oder Speiseöle gefragt. Ganz besondere Bio-Öle hat die Ölmühle aus Weinstadt im Sortiment wie Senf, Hagebuttenkern- oder Mandelöl. Die veggie& frei in Halle neun präsentiert neben veganer Schokolade oder veganen Weinen vor allem glutenfreie Produkte, die für Menschen, die unter Zölialkie leiden nicht nur lebenswichtig sind, sondern auch lecker schmecken. So zeigt ein Koch auf einer Showbühne wie man einen glutenfreien Pizzateig herstellen kann und fast überall kann man sich beraten lassen.

Klein aber fein kommen die Miniatureisenbahnen daher - nach dem Motto: Platz ist in der kleinsten Hütte. Ein Modellbauer aus England hat das ganz wörtlich genommen und lässt seine N-Conventionbahn in einer Kokosnuss fahren. Und wenn seine Kollegen daneben ihre kleinen Köfferchen aufklappen, wundert man sich wieviel Eisenbahnerlebnis darin Platz hat. Der Messeherbst dauert noch bis Sonntag 8 Uhr.