Der Naturschutzbund Nabu spricht schon von einer Weltpremiere: Ein Tunnel im Tunnel könnte die Koexistenz von Zügen und Fledermäusen in einem alten Gemäuer doch noch möglich machen. Aber was kostet das?
Calw/Stuttgart - Ist die Lösung im Fledermaus-Streit um die Wiederbelebung der Hermann-Hesse-Bahn gefunden? Noch in diesem Jahr soll feststehen, ob zwei über Jahrzehnte ungenutzte Tunnel im Kreis Calw von beiden genutzt werden können: von Zügen in Richtung Stuttgart und von etlichen streng geschützten Fledermäusen, die sich dort ein laut Naturschutzbund Nabu europaweit bedeutendes Schwärm- und Winterquartier eingerichtet haben. Ein Test mit einem Tunnel im Tunnel ist abgeschlossen, die Daten würden gerade ausgewertet. Bis Ende des Jahres soll klar sein, ob der Kompromiss gefunden ist.
Für den Test wurde ein Folientunnel in der historischen Tunnelröhre errichtet, womit ein Teil des Tunnels für die Tiere abgetrennt wurde. Ob und wie die streng geschützten Bartfledermäuse oder Braunen Langohren damit klar kommen, sollen die Daten zeigen, die bis Oktober ausgewertet würden, hieß es im Landratsamt. Zu den möglichen Kosten für eine feste neue Tunnelröhre in der historischen machte eine Sprecherin keine Angaben. So eine Bauwerk wäre „eine weltweite Premiere“, sagte Nabu-Landeschef Johannes Enssle in Stuttgart.
Der Kreis Calw ist dabei, die 30 Jahre ungenutzte Strecke der Hesse-Bahn zu reaktivieren, um eine bessere Anbindung nach Stuttgart zu erreichen. Die neue Trasse würde laut Nabu die Fahrtzeit mit der Bahn von Calw nach Stuttgart um zehn Minuten verringern. Doch viele der Fledermausarten in zwei alten Tunneln bei Hirsau stehen laut Nabu auf der Roten Liste, ihr Überleben muss gesichert werden. Die Bahn dürfe den Lebensraum nicht beeinträchtigen, da ließen deutsches und EU-Recht keinen Spielraum. Den ersten Nabu-Vorschlag, die Tunnel aus Rücksicht auf die Tiere nur mit Tempo 30 zu befahren, lehnte der Kreis ab. Dann sei das Projekt nicht mehr wirtschaftlich.