Die EnBW hat aus wirtschaftlichen Gründen damit begonnen, im Alb-Donau-Kreis den Prototyp einer Windkraftanlage nach knapp 24 Jahren abzubauen. Der Betrieb hat sich nicht mehr gelohnt.

Heroldstatt - Als die Windkraftanlage mit horizontaler Drehachse (Propellertyp) nordwestlich von Heroldstatt (Alb-Donau-Kreis) im Oktober 1989 aufgebaut wurde, war das Medieninteresse riesengroß. Kein Wunder. Es war die erste Windkraftanlage der Energie-Versorgung Schwaben AG (EVS), Teil der heutigen Energie Baden-Württemberg (EnBW). Mit ihrem Pilotprojekt wollte das Unternehmen herausfinden, ob es sich lohnt, mit Windenergie Strom zu erzeugen. „Wir wollen die Nutzung der Windenergie hierzulande praktisch vorantreiben und der wirtschaftlichen Machbarkeit einen Schritt näherbringen“, sagte das damalige EVS-Vorstandsmitglied Peter Schnell.

 

Bei diesem Horizontalachser E-17 der Firma Enercon handelt es sich um eine kommerzielle Serienanlage mit einer elektrischen Leistung von 80 kW. Sie hat einen konventionellen Antrieb mit einem Dreiblattrotor an einer horizontalen Drehachse mit einer Nabenhöhe von 28 Metern. Mit ihrer Stromgewinnung konnte sie lange Zeit etwa 25 Haushalte versorgen. Dagegen haben die drei Enercon-Anlagen E-82 E2, die im vorigen Herbst im nicht weit entfernten Berghülen aufgestellt wurden, jeweils eine Nabenhöhe von 138 Metern. Die Rotorblätter sind 39 Meter lang. Die Leistung beträgt pro Windkraftanlage 2000 kW und kann laut EnBW den jährlichen Strombedarf von etwa 1800 Haushalten decken.

Hermann Schaufler drückte den Startknopf

Im Herbst 1990 wurde in Heroldstatt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Horizontalachser eine zweite Windkraftanlage mit vertikaler Drehachse (Typ Darrieus) als Prototyp mit einer elektrischen Leistung von 55 kW aufgestellt. Dieses damals neu entwickelte Antriebskonzept war eine Erfindung der Firma Dornier in Zusammenarbeit mit der Flender-Werft. Bei der Einweihung des 25 Meter hohen „Schneebesens“, wie die Anlage von der Bevölkerung heute noch liebevoll genannt wird, drückte der damals amtierende Wirtschaftsminister Hermann Schaufler (CDU) den Startknopf.

„Auch wenn die umweltfreundliche Stromerzeugung auf der grünen Wiese noch weit von der Wirtschaftlichkeit entfernt ist, hoffen wir, durch die Weiterentwicklung der Aerodynamik und der Leistungselektronik eines Tages damit Geld verdienen zu können“, sagte Schaufler vor 23 Jahren. Im Lauf der Jahre hatte sich jedoch herausgestellt, dass wegen der niedrigeren Lage der winddurchströmten Fläche die Energieausbeute gegenüber Anlagen mit horizontaler Achse bei gleicher Masthöhe geringer ist. Zudem hat sich das Anlagenkonzept technisch nicht bewährt. Deshalb wurde nach einem Jahrzehnt im Jahr 2000 der Versuchsbetrieb eingestellt.

Es wird in Heroldstatt keine neue Anlage mehr geben

Auch beim Horizontalachser standen seit Jahren die Propeller wegen eines Generatorschadens still. Die EnBW hat nun begonnen, diese Anlage zu demontieren. Neue wird es an dieser Stelle in Heroldstatt keine mehr geben. Zum einen ist der Standort zu nah an der Wohnbebauung, zum anderen sind heutige Windkrafträder bis zu fünfmal höher als ihre Vorgänger und somit dort nicht mehr genehmigungsfähig, sagt Bürgermeister Karl Ogger (CDU).