Bürger beklagen sich über den „rüden Umgangston“ der Männer, die sich nicht ausweisen würden. Auch die Polizei steht in der Kritik. Sie soll den Sicherheitsdienst zum Einsatz geschickt haben.

Herrenberg - Seit fünf Monaten patrouillieren an den Wochenenden nachts Männer eines privaten Sicherheitsdienstes im Auftrag der Stadtverwaltung durch die Herrenberger Innenstadt (wir berichteten). Nicht bei allen Bürgern stößt dies auf Zustimmung. Bei der Bürgerversammlung beschwerte sich nun ein Ehepaar öffentlich über die Wachleute, die sehr martialisch bei einer privaten Geburtstagsfeier aufgetreten seien.

 

Volker Lehmkuhl, in der Stadt durch ehrenamtliches Engagement keine Unbekannter, hatte zur Feier seines 50. Geburtstags in die neue Kulturkneipe Mauerwerk eingeladen. Um kurz nach Mitternacht tauchten plötzlich zwei Männer des Sicherheitsdienstes im Foyer auf, wo Lehmkuhls Frau Ulrike mit ander Gästen stand. Sie sei sehr erschrocken gewesen über den „martialisch anmutenden Auftritt der Männer“ in ihrer schwarzen Kleidung und mit Schlagstöcken, schilderte Ulrike Lehmkuhl in der Bürgerversammlung. Ohne sich auszuweisen und in „ziemlich rüdem Ton“ hätten die Wachmänner die Gäste aufgefordert, die Musikanlage leiser zu stellen.

Volker Lehmkuhl macht klar, dass es ihm nicht um die Beschwerde wegen Lärmbelästigung an sich gegangen sei. „Der DJ hatte ganz schön aufgedreht. Es kann gut sein, dass da beim Öffnen der Terrassentüre etwas nach draußen gedrungen ist.“ Und er hat Verständnis für die Anwohner, die sich „in ihrer Nachruhe gestört fühlten“. Doch die Art und Weise, wie die Wachleute auf die Lärmbelästigung aufmerksam gemacht hätten, das sei sehr unpassend gewesen. „Ich weiß von der Polizei, dass sich diese in entsprechenden Situationen viel freundlicher verhält.“

Stadtverwaltung mahnt Sicherheitsdienst

Die Stadtverwaltung hat mittlerweile die Securityfirma SOS ermahnt, die im benachbarten Ammerbuch-Altingen (Kreis Tübingen) ihren Sitz hat. „Die Wachleute hätten sich ausweisen müssen,“ stellt die Bürgermeisterin Gabrielle Getzeny klar, die sich maßgeblich für die Beauftragung eines solchen Dienstes eingesetzt hatte. Zuständig seien die Wachleute außerdem nur für die Überwachung des öffentlichen Raums. Im Klartext: In private Räume wie das Mauerwerk dürfen die Sicherheitsleute gar nicht rein. Ihr Auftrag beschränkt sich auf die Straßen und Plätze.

Offenbar hat aber die örtliche Polizei die Securitymänner dorthin geschickt. Sie soll den Wachleuten, als sich diese wie gewohnt beim Dienstantritt im Revier meldeten, von einer Ruhestörung in der Hindenburgstraße berichtet haben. Daraufhin seien die Wachleute dorthin gefahren, um nach dem Rechten zu sehen. Ob sie dafür explizit einen Auftrag der Polizei hatten oder mit Billigung der Beamten dorthin fuhren, lässt sich offenbar nicht mehr aufklären.

Thomas Schwabbauer, der Chef des Altinger Sicherheitsdiensts, war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Die Polizei äußert sich unklar: „Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Polizei den Sicherheitsdienst dorthin geschickt hat“, sagt Uwe Vinçon, der Pressesprecher der Böblinger Polizei. Er wie auch die Bürgermeisterin Getzeny sprechen „von einem Missverständnis“ und „Kommunikationsproblemen“ zwischen Sicherheitsdienst und Polizei . „Es hat mittlerweile Gespräche gegeben, und es ist klar gemacht worden, dass der Sicherheitsdienst nur Aufträge von der Stadt erhält, nicht von der Polizei“, versichert Vinçon.

Anwohner loben die Arbeit der Wachleute

Gabrielle Getzeny betont, dass es viele positive Rückmeldungen auf den Einsatz des Wachdienstes in der Innenstadt gebe. „Auch bei der Bürgerversammlung wurde das mehrfach von Anwohnern und Ladeninhabern gesagt.“ Die Lärmbelästigung und Verschmutzungen seien an den Wochenenden stark zurückgegangen.

Auch Volker Lehmkuhl will die positiven Effekte nicht bestreiten. Allerdings sei es ein Unterschied, ob die Wacheleute betrunkene, randalierende Jugendliche zur Ordnung riefen oder „eine Frau Ende 40 in einem gehobenen Lokal“, meint er. Da müsse man seinen Ton vielleicht anpassen.

Vom Wachdienst war auch dazu kein Statement zu bekommen. Laut Getzeny hätten die Männer versichert, sie hätten sich freundlich verhalten.