Zwischen Herrenberg und Jettingen soll an der Bundesstraße 28 eine Zusatzspur gebaut werden. Die Landwirte sollen Ackerflächen und Wiesen zur Verfügung stellen.

Herrenberg - Bei der Erörterungsverhandlung zum Ausbau der Bundesstraße 28 bei Herrenberg sind die Wogen hochgeschlagen. Das Regierungspräsidium (RP) hatte am Donnerstag in das Herrenberger Rathaus auch die Landwirte eingeladen, die ihre Einwände gegen das Projekt eingereicht hatten. Sieben Widersprüche liegen dem RP gegen das

 

Bauvorhaben vor. Die Kritik entzündete sich jedoch nicht grundsätzlich an dem Vorhaben, an der Steigung der B 28 in Richtung Nagold auf einer Länge von 900 Metern eine Zusatzspur zu schaffen. Den protestierenden Landwirten stößt vielmehr eine geplante Grünzone mit einer Allee von 40 Bäumen sauer auf, für die sie Ackerflächen zur Verfügung stellen sollen. Außerdem pochen die Landwirte auf eine bessere Anbindung der Feldwege an die B 28. Diese sei jedoch wegen des hohen Verkehrsaufkommens an der Kreuzung mit der Kreisstraße zwischen den Teilorten Haslach und Kuppingen schwierig, so das RP.

2,1 Hektar Fläche für eine 900 Meter lange Trasse

„Sie machen uns hier alles kaputt“, rief der Landwirt Erwin Sanzi aus Kuppingen in den Saal. Er habe 400 Rinder und Milchkühe und brauche das Heu von den Wiesen. Wenn er Flächen abgeben müsse, sei seine Existenz gefährdet. „Ausgleichsflächen irgendwo anders sind für mich keine Alternative“, wetterte Sanzi. Sie müssten in der Nähe seines Hofes liegen. Das RP konnte ihm dafür aber keine Zusage geben.

Den Flächenverbrauch prangerte auch Karl Kopp an, der Vorstand der Teilnehmergemeinschaft für die Flurneuordnung aus Herrenberg-Affstätt. 2,1 Hektar für eine 900 Meter lange Trasse – dies sei eindeutig zu viel. „Es ist nicht einzusehen, dass allein 900 Quadratmeter für die geplante Grünzone anfallen“, kritisierte Kopp. Zumal die Äcker der Landwirte an der B 28 mit zumeist 15, 20 Ar Fläche allesamt sehr klein seien. „Wenn davon noch etwas wegfällt, ist eine Bewirtschaftung kaum mehr möglich“, sagte Kopp.

„Das ist doch eigentlich völliger Quatsch, was hier geplant wird“, schimpfte Walter Keck, ein Landwirt aus Herrenberg. Zwar begrüße man das Vorhaben, die Strecke auf einem Teilstück auszubauen. In Richtung Jettingen beträgt die Steigung rund sechs Prozent. Bei etwa 12 000 Fahrzeugen täglich stockt der Verkehr häufig, wenn Lastwagen die Anhöhe hinauf zuckeln. „Eine zweite Spur sorgt für einen besseren Verkehrsfluss“, unterstrich Keck. Doch die Bäume brauche man nicht – zumal sie die Gefahr auf der Strecke erhöhten. „Manche benutzen die Straße als Rennpiste“, wusste Keck. Erst am vergangenen Freitag war ein 18 Jahre alter Autofahrer auf der B 28 zwischen Jettingen und Herrenberg ums Leben gekommen – offenbar wegen zu hoher Geschwindigkeit.

Der vom RP eingeschaltete Thomas Langensteiner vom Ingenieurbüro Blaser in Esslingen erklärte, der Grünstreifen mit Bäumen sei als Ausgleichs- und Gestaltungsmaßnahme gedacht. Weiterhin werde man zum ökologischen Ausgleich für das Straßenprojekt Trockenmauern in Herrenberg sanieren, die als Biotope für seltene Pflanzen und Tierarten gelten.

Der Herrenberger Baubürgermeister Andreas Gravert merkte an: „Wenn Sie noch nach zusätzlichen Ausgleichsmaßnahmen suchen, können wir ihnen diese anbieten.“ Gravert forderte die RP-Planer auf, das Ausbaukonzept nochmals zu überarbeiten. Auch die Kreuzungsfrage an der B 28 müsse überdacht werden. Im Gespräch ist nach wie vor ein Kreisverkehr. Wer die Kosten für einen Feldweg südlich der B 28 trage, darüber müsse noch verhandelt werden. Ein neuer Plan wird im Herbst erwartet. Die geschätzten Projektkosten betragen bisher rund zwei Millionen Euro.