Ein Comboni-Missionar spricht über den Wiederaufbau im Südsudan. Die katholische Gemeinde engagiert sich schon länger für das von Krieg und Hunger gebeutelte Land.

Leonberg - Schlägt man die Zeitung auf, gibt es Schreckensmeldungen in Endlosschleife, wenn der Name Südsudan fällt: Hungersnot, Bürgerkrieg, Massaker an Zivilisten. Die Missionare der katholischen Comboni-Ordensgemeinschaft leisten seit mehr als 150 Jahren Aufbauhilfe in der ostafrikanischen Region. Einer von ihnen, der Bauingenieur Hans Eigner aus der Diözese Eichstätt, berichtet im Renninger Bonifatiushaus von seiner beschwerlichen Arbeit.

 

Die Einladung in die Rankbachstadt ist kein Zufall. Die katholische Kirchengemeinde um Pfarrer Franz Pitzal sammelt nicht erst seit den jüngsten Spendenaufrufen Geld für das vom Bürgerkrieg gezeichnete Land. Dieses fließt über die Comboni-Ordensgemeinschaft in verschiedene Projekte. Nach einem Hilferuf des Missionars Eigner im vergangenen Jahr schickte die Kirchengemeinde eine Soforthilfe von 5000 Euro – damit wurden Schulessen für 160 Kinder finanziert. „Rund 19 000 Euro sind allein in den letzten zwei Jahren zusammengekommen“, erzählt der Pfarrer nicht ohne Stolz.

Ohne Bildung geht es nicht

Die Zahlen, die Hans Eigner nennt, sind erschreckend: Mehr als zwei Millionen Menschen sind ins Ausland geflohen, eine halbe Million harrt in Flüchtlingslagern aus und Hunderttausende leiden wegen der großen Dürre an Hunger. „Man kann sich die Not gar nicht vorstellen, wenn man nicht selbst vor Ort war“, sagt er. Der Missionar spricht von einer desaströsen Infrastruktur. „Es gibt nicht einmal Fahrräder, weil es kaum befahrbare Wege gibt!“, erzählt er in der kleinen Runde und schwärmt beiläufig von seinem Land-Cruiser, für den praktisch alles machbar sei. Seine Präsentation mit den eindrücklichen Bildern lässt zumindest ein Stück weit erahnen, wie dramatisch die Lage im jüngsten Staat der Welt ist.

Dort leisten 50 Comboni-Missionare an zehn Orten wertvolle Arbeit. Sie behandeln Kranke und Traumatisierte, sie sind seelsorgerisch tätig, bohren Brunnen, bauen Kläranlagen und Schulen. „Bildung ist das Wichtigste“, sagt er. „Viele hoffen, dass sie somit der Not entkommen.“ Nicht zuletzt stellen sich die Missionare versöhnend zwischen die Fronten, „um die verfeindeten Volksgruppen zu befrieden“. In Zusammenarbeit mit anderen Ordensgemeinschaften und unter Aufsicht des Bauingenieurs entstand aus diesem Grund das „Good Shepherd Peace Center“ nahe der Hauptstadt Juba, das im vergangenen Oktober fertig gestellt wurde. „Wir wollen die Schwerter zu Pflugscharen machen“, betont er.

Seit 40 Jahre tobt ein Bürgerkrieg im Südsudan

Im Südsudan tobt seit 40 Jahren ein Bürgerkrieg. Mit der Unabhängigkeit des christlichen Südens in 2011, der bis dahin diktatorisch vom islamisch geprägten Norden regiert wurde, keimte Hoffnung auf. Doch die Freude währte nicht lange. „Der Südsudan war gegen den Norden, aber er hatte nichts, wofür er einstand“, erklärt Eigner. „Es fehlte ein Konzept für einen eigenen Staat.“ Zwei Jahre später flammte ein neuer Konflikt auf – um die Vorherrschaft und den Zugriff auf die Erdölvorkommen, die zu den größten der Welt gehören. Präsident Salva Kiir und sein Vize Riek Machar haben sich nach einem angeblichen Putschversuch von Machar den Krieg erklärt und ihre Volksgruppen um sich geschart. Seitdem trifft man hagere Männer mit abgewetzten Hosen, Flip-Flops und Kalaschnikows an jeder Ecke.

Christentum als einziger Weg, um die Gewaltspirale zu durchbrechen

Deshalb ist die Arbeit im Land nicht ungefährlich. „Schon mehrmals warf ich mich auf den Boden, weil geschossen wurde“, erzählt Eigner. Dabei gelte die Gewalt aber nicht den Missionaren. Schlimmer seien die Sudanesen dran, die jeden Tag um ihr Leben bangen müssten. Den Glauben an einen Frieden lässt er sich aber nicht nehmen. „Ich bin fest davon überzeugt, dass das Christentum der einzige Weg ist, um die Gewaltspirale zu durchbrechen“, sagt er und meint: „Da gibt es nichts anderes, als sinnbildlich die andere Wange hinzuhalten und auf Rache zu verzichten.“

Deswegen möchte der unermüdliche Missionar, der seit 1984 in Ostafrika unterwegs ist, im kommenden Jahr wieder zurück ins Land, um seine Arbeit fortzusetzen – trotz Krieg, Hitzepickeln bei knapp 50 Grad und Malaria, an der er nicht nur einmal erkrankt sei. Dabei kann der engagierte Mann auf die Unterstützung der Renninger Kirchengemeinde zählen. „Wir werden auch in der Zukunft Spenden für den Südsudan sammeln“, versichert Pitzal.