Emil Calusic vom Hip-Hop-Zusammenschluss Kolchose blickt anlässlich der letzten Hip-Hop-Open auf seine Erlebnisse mit und auf dem Festival zurück.

Bad Cannstatt/Degerloch - Die ersten Hip-Hop-Open im Jahr 2000 hatten den Charakter eines Familientreffens. Ausschließlich deutsche Acts bildeten das Line-up. Die meisten Künstler hatte ich über die Jahre persönlich kennengelernt. Das Festival fand am Pragsattel gegenüber dem legendären 0711 Club statt.

 

Der Charakter eines Familientreffens änderte sich im folgenden Jahr schlagartig, als man auf der Waldau mit LL Cool J einen US-Rapstar als Headliner gewinnen konnte. Der Held meiner Jugend sollte im Stadion der Kickers spielen! Unvergesslich jene Szene, als während seines Auftritts ein Platzregen über Degerloch wütete und LL Cool J den Schutz der Bühne verließ, um oben ohne im Flutlicht des Stadions im strömenden Regen zu performen.

Im Jahr 2002 fand das Festival erstmals im Reitstadion statt, wo es für die folgenden Jahre sein Zuhause finden sollte. Rückblickend bleiben die dritten Open in ihrer Gänze für mich stimmungsmäßig die stärksten jener Jahre.

Azad verhaut Sido und darf nicht auftreten

2004 verhaute der böse Bube Azad den Kollegen Sido, weil der auf der Bühne Azads Mama beleidigt hatte. Azad durfte anschließend nicht auftreten. Das Festival fand erstmals am Samstag und am Sonntag statt. Das Experiment blieb einmalig. Begründung der Veranstalter: ein zweitägiges Festival würde sich nicht rechnen. Elf Jahre später heißt es, dass man als eintägiges Festival nicht mit mehrtägigen konkurrieren könnte. So ändern sich die Zeiten.

2005 holt man mit Snoop Dogg wieder einen richtigen US-Rapstar als Headliner und dieser liefert eine gute Show ab. Zehn Jahre später finden die Hip-Hop-Open wegen schlecht laufender Ticketverkäufe zum letzten Mal statt, während das Konzert von Snoop am Killesberg vier Tage später innerhalb von 24 Stunden ausverkauft ist.

Die Messelatte hängt hoch für das letzte Festival

Die nächsten Jahre überspringen wir großzügig und landen im Jahr 2012. Zum 20-jährigen Bestehen unseres Hip-Hop-Zusammenschlusses Kolchose spielen wir ein Reunion-Konzert als Headliner. Mit 19 000 Zuschauern bleibt es das bestbesuchte Festival der Geschichte. Ich muss damit leben, dass ich auf der Bühne ein Teil davon war.

2013 ist der Wu-Tang Clan noch immer so schlecht wie vor 15 Jahren. Ich behaupte: Der VfB Stuttgart war selbst 2014 auf dem Feld eingespielter und harmonischer, als es der Wu-Tang Clan je auf einer Bühne wird sein können. 2014 spielt NAS zum 20-jährigen Jubiläum seines Illmatic-Albums das erste Mal in Stuttgart: Rap in seiner reinsten Form! Die Messlatte hängt hoch für das letzte Festival am Samstag.

Emil Calusic Foto: privat

Emil Calusic DJ Emilio ist Teil der Kolchose, des Hip-Hop-Zusammenschlusses aus Stuttgart, zu dem unter anderem Massive Töne und Freundeskreis gehören. DJ Emilio legt seit mehr als 20 Jahren auf und ist noch heute fast jedes Wochenende in Stuttgarter Clubs zu hören (www.facebook.com/DjEmilio71).