Die Münchner Band Blumentopf ist so konstant wie keine andere deutsche Rap-Band: Das Bandmitglied Roger Manglus spricht im Interview über eheähnliche Zustände und Begegnungen mit Bastian Schweinsteiger.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Die Münchner Band Blumentopf ist so konstant wie keine andere deutsche Rap-Band: Das Bandmitglied Roger Manglus spricht im Interview über eheähnliche Zustände und Begegnungen mit Bastian Schweinsteiger.

 

Herr Manglus, ein Telefoninterview um 10 Uhr morgens? Wir sind entrüstet, das Bild des Rapstars mit ausgesucht unstetem Lebenswandel bekommt Risse!
Ich bin direkt aus dem Bett ans Telefon gepurzelt, weil ich gestern zu lange herumgelungert bin. Mit dieser Pünktlichkeit hätte ich aber auch nicht gerechnet. Typisch Schwabe!

Moment. Als Mitglied der Hip-Hop-Band Blumentopf, mit der Sie am Samstag bei den Hip-Hop Open in Stuttgart auftreten, sind Sie zwar längst Teil der bayerischen Kulturidentität. Geboren wurden Sie aber in Schwäbisch Hall. Sie sind also eigentlich ein heimlicher Schwabe!
Ha klar! In Hall habe ich aber nicht einmal mein erstes Lebensjahr verbracht. Dafür bin ich in Waiblingen aufgewachsen und erst mit 15 nach München gezogen. I hab also en direkte Bezug zu Stuttgart. (spricht vorbildliches Schwäbisch).

Das ist sehr lobenswert. Wie war es denn, im wunderschönen Waiblingen aufzuwachsen?
Auch nicht anders als anderswo. Wir haben Fußball gespielt, ich hatte Probleme in der Schule, weil ich lieber Skateboard gefahren bin. Meistens in der Skateboard-Halle in Adelberg. Da wurde übrigens der Grundstein für unsere Band Blumentopf gelegt.

Wie bitte? Wir dachten immer, Blumentopf gehörten zu München wie Weißwürste, Weißbier und Schweinsteiger. Jetzt müssen wir erfahren, dass Ihr fast so schwäbisch wie die Fantastischen Vier seid?
Naja, nicht ganz. Meine späteren Band-Kollegen Cajus Heinzmann und Bernhard Wunderlich sind extra aus München gekommen, um in Adelberg zu skaten. Damals mochten wir uns gar nicht: Wir waren die Württemberger und die die Bayern. Da gab es keine Toleranz!

Und wie kam es dann Bandgründung?
Nachdem meine Familie nach München gezogen ist, haben wir uns zufällig an einer Miniramp wiedergetroffen. Daher mein Appell an die jungen Leute da draußen: Geht skaten oder auf den Basketballplatz: Ihr trefft Gleichgesinnte!

Aus den Gleichgesinnten wurde schließlich die Band Blumentopf, die es seit mittlerweile 20 Jahren gibt. Wie hält man es in einer solch eheähnlichen Konstellation so lange aus?
Das Geheimnis ist unsere Gruppenstärke, wir sind ja zu fünft. Da kann man sich nicht so leicht auf den Sack gehen, das macht das Miteinander leichter. Wenn man mit dem einen mal nicht so kann, hat man den anderen. Vielleicht ist das ja das Geheimnis für eine gute Beziehung. Das sollte ich mal meiner Freundin vorschlagen.

Klingt nach einer guten Idee. Wie ist es für Sie, zum wiederholten Male auf den HipHop Open zu spielen?
Das ist immer wie ein Klassentreffen, nur dass die Leute aus den unteren Klassen auch mitfahren dürfen. Und das meine ich jetzt gar nicht despektierlich. Ich freue mich riesig, die Kollegen wiederzutreffen, auf der Bühne zu stehen und vor allem auch mal wieder guten Nachwuchs und andere Künstler live zu erleben. In der Festivalsaison arbeiten wir ja jedes Wochenende und spielen live, dafür lungern wir dann Montag und Dienstag etwas länger herum zum Ausgleich.

Vom Hip-Hop zum Sport: Sie sind ja alle sehr Fußball-affin bei Blumentopf. Bei der WM 2006 wurden Sie mit ihren „Raportagen“ in der ARD einem breiteren Publikum bekannt. Die gerappte Nachberichterstattung von einzelnen Spielen kam so gut an, dass Sie das bei allen folgenden Welt- und Europameisterschaften wieder gemacht haben. Gibt es schon Pläne, auch die WM in Brasilien rappend zu begleiten?
Wir sind ja mittlerweile fast Stammspieler in dem Bereich und würden das tatsächlich gerne wieder machen. Es sieht momentan auch danach aus, als würde es klappen, allerdings spekuliert jeder zur WM auf Sendezeit.

Was für Auswirkungen hatten die „Raportagen“ auf die Band?
In der klassischen Hip-Hop-Szene kam das nicht so gut an, einigen Kollegen hatte das wohl nicht genügend Street Credibility. Dafür haben uns plötzlich die Münchner Fußballer erkannt. München ist ja auch nicht so riesig, da läuft man sich immer mal wieder über den Weg. Das war für uns eine bizarre Erfahrung, dass Bastian Schweinsteiger unsere Visagen erkennt. Dafür sind wir viel zu sehr Fan.

Von Bayern München, wie wir befürchten.
Bernhard ist Sechziger, Cajus und ich sind totale Bayern-Fans. Ich war sogar beim Champions-League-Finale in Wembley. Das war ein unfassbares Erlebnis! Neben mir haben alte Männer geweint, als Robben das Tor gemacht hat!

In Stuttgart mussten dagegen sowohl alte als auch junge Menschen angesichts der Leistungen des VfB in der vergangenen Saison weinen.
Oh je, da habe ich auch mitgelitten. Das wird aber auf jeden Fall besser in dieser Saison. Ich habe zwar nicht alle Neuzugänge im Kopf, insgesamt klang das aber alles sehr vernünftig. Übrigens fällt mir da noch ein Bezug zum VfB ein: Der Vater von Günther Schäfer war der Hausmeister meiner Schule, der Realschule Neustadt-Hohenacker. Günther Schäfer selbst war deshalb immer mal wieder bei uns auf der Schule zu Besuch.

Und dabei hat Eisen-Günne, der sportliche Leiter der VfB-Fußballschule, nicht Ihr großes fußballerisches Talent erkannt?
Dabei gab es leider nichts zu erkennen. Ich bin ein sehr guter Basketballer aber ein miserabler Kicker.