Historie und Hochwasserschutz Oberstenfeld Rettung für Aquädukt Gronau in Sicht

Das Gronauer Aquädukt ist ein Unikat im weiten Umkreis. Foto: KS-Images

Das historische Kleinod hat nun gute Chancen, doch nicht dem Hochwasserschutz zum Opfer zu fallen. Möglich macht das eine besondere Rechnung.

Ludwigsburg: Sandra Lesacher (sl)

Lange hat es so ausgesehen, als ob der geplante Hochwasserschutz einem historischen Kleinod den Garaus macht. Nun scheint eine Lösung gefunden zu sein, beides unter einen Hut zu bekommen: Den Hochwasserschutz für das Bottwartal durch den Bau von zwei weiteren Rückhaltebecken zum einen und der Erhaltung der steinernen Bogenbrücke und des Aquädukts am Zusammenfluss von Kurzach und Bottwar zum anderen.

 

„Es sieht gut aus, dass wir das für alle Beteiligten gut gelöst bekommen“, sagt der Oberstenfelder Bürgermeister Markus Kleemann. Er bleibt dabei, dass der zügige Hochwasserschutz – also Menschen und ihr Hab und Gut vor Unheil zu beschützen – oberstes Ziel ist. „Wenn wir aber gleichzeitig das Aquädukt und die steinerne Bogenbrücke erhalten können, dann wollen wir das.“

Das Aquädukt aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sollte einer Ausgleichsmaßnahme für den Bau von zwei Hochwasserrückhaltebecken geopfert werden, damit auf etwa 100 Metern zusätzlicher Strecke die bessere Durchgängigkeit für Wasserlebewesen ermöglicht wird. Dagegen regte sich Anfang 2021 Widerstand.

Über die Bogenbrücke mit Steingewölbe, über das eine Betonrinne führt, gelangte Wasser aus der Bottwar in den Mühlkanal. Laut dem Marbacher Natur- und Denkmalschützer Reinhard Wolf, der alle Kleindenkmale im Landkreis inventarisierte, ist das Aquädukt ein Unikat, das es im Umkreis von 80 Kilometern nicht gibt. Das Bauwerk weist auf den historischen Wert der Mühlenkultur hin und ist die landesweit wohl einmalige technische Lösung, einen Mühlkanal aus zwei Zuläufen zu speisen. In einer Unterschriftenaktion sprachen sich im Sommer 2021 mehr als 600 Bürger für die Erhaltung aus. Der BUND Heilbronn-Franken schloss auch den Klageweg nicht aus, um den Gronauer Aquädukt zu erhalten. Im vergangenen Juli gab es einen Erörterungstermin im Landratsamt Ludwigsburg. Dort war deutlich geworden, dass der Zweckverband Hochwasserschutz Bottwartal und die Gemeinde Oberstenfeld am drei Jahre zuvor gefassten Beschluss nicht rütteln wollen, das Kleindenkmal abzureißen.

Das Blatt hat sich gewendet

Jetzt hat sich das Blatt gewendet. Der Oberstenfelder Bürgermeister hat „in den vergangenen Monaten viele Gespräche geführt“. Deren Ergebnis ist nun, dass „wir höchstwahrscheinlich beides hinbekommen – ohne zeitliche Verzögerung und ohne Mehrkosten. Das klingt wie ein kleines Wunder“, so Kleemann.

Wie das möglich ist? Das Angebot des Landratsamtes Ludwigsburg lautet nun, dass der Zweckverband Hochwasserschutz Bottwartal am Kurzacher Wehr aufwärts die aquatische Durchlässigkeit herstellt, was die Behörde mit Ökopunkten im Verhältnis von eins zu vier belohnt. Das heißt, dass der Zweckverband für jeden für die Ausgleichsmaßnahme investierten Euro vier Ökopunkte erhält. Dadurch ist es möglich, eine hohe Anzahl an Ökopunkten zu erzielen, wodurch letztlich ausreichend Mittel vorhanden sind, um die Erhaltung der steinernen Bogenbrücke und des Aquädukts zu finanzieren.

„Das ist für alle Beteiligten von Vorteil“, sagt Kleemann. Deshalb hat er große Hoffnung, dass im April der Gemeinderat und im Mai die Mitglieder des Zweckverbandes zustimmen werden. Da bis Herbst noch ökologische Untersuchungen laufen, könnte das Planfeststellungsverfahren im kommenden Jahr starten – so alles nach Plan läuft.

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