Hitzebus in Stuttgart Wasser und Sonnencreme für alle, die es brauchen

Wer auf der Straße lebt, kann der Hitze nicht ausweichen. Hier bringen Claudia Chew und Patrick Frey einem Mann Wasser. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Ab Temperaturen um die 30 Grad fährt der Hitzebus durch Stuttgart. Das DRK und Ehrenamtliche bringen Wasser, Snacks, Deo und Sonnencreme zu Wohnungslosen – und manchmal auch zu durstigen Jugendlichen.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Der Mann, der auf dem Grünstreifen zwischen den Fahrbahnen am Ostendplatz seinen Nachmittag verbringt, hört gar nicht mehr auf, die Ehrenamtlichen zu loben. „Einen tollen Job macht ihr da! Vielen Dank!“ Soeben hat er Mineralwasser und eine Tube Sonnencreme von Claudia Chew (55) und Patrick Frey (24) erhalten.

 

Die beiden sind Ehrenamtliche beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) und fahren an diesem Tag mit dem Hitzebus durch Stuttgart. Sie suchen wohnungslose und hilfesuchende Menschen auf und versorgen sie mit dem Nötigsten, um die hohen Temperaturen bestmöglich zu überstehen.

Der Hitzebus stoppt an diversen Stationen

Immer wenn die Temperaturen um die 30 Grad oder darüber sind, ist der Hitzebus in Stuttgart unterwegs. Meist für zwei Stunden irgendwann zwischen 12 und 17 Uhr – also dann, wenn es am heißesten ist. An jenem Nachmittag klappert das dreiköpfige Team diverse Stationen ab: Paulinenbrücke, Marienplatz, Erwin-Schoettle-Platz, Feuersee, Ostendplatz, Bahnhof in Bad Cannstatt. Doch auch unterwegs stoppt der Hitzebus immer wieder, weil jemandem aus dem Team irgendwo eine Person auffällt, die dehydriert wirkt.

„Stopp mal hier, da hinten sitzt eine Frau, die sieht irgendwie nicht gut aus“, ruft Carolin Götz (32), die Projektleiterin beim DRK, vom Rücksitz nach vorne. Patrick Frey bringt den Hitzebus am Rotebühlplatz zum Stehen, Claudia Chew springt mit ihrer roten DRK-Tasche vom Beifahrersitz und geht zu der Frau, die unter einem S-Bahn-Schild kauert. Sie fragt sie, ob alles okay ist, gibt ihr zwei Flaschen Wasser, dann steigt sie wieder ein.

Manche bleiben lieber beim Bier

„Seitdem ich diesen Job mache, bin ich viel aufmerksamer geworden“, sagt Carolin Götz. „Man schaut mit anderen Augen auf die Menschen in der Stadt.“ Pro Tour versorge der Hitzebus zwischen 30 und 50 Personen. Und manche dieser Personen treffen sie immer wieder – etwa jene an der Paulinenbrücke. Manchmal kommen auch Menschen zu ihnen, die nicht wohnungslos sind, aber dennoch unter der Hitze leiden. „Wir weisen niemanden ab“, sagt Carolin Götz. Letztens hätten sie auch durstigen Jugendlichen ein paar Wasserflaschen gegeben.

Und sie drängen sich aber auch nie jemandem auf: Wenn jemand lieber beim Bier bleibe und kein Wasser wolle, werde derjenige zu nichts gezwungen. „Mir geht es um zwei Dinge: den gesundheitlichen Aspekt und die soziale Komponente“, sagt Carolin Götz. Manche Personen seien am dankbarsten, wenn man ihnen ein wenig zuhöre. Manchmal jedoch, in seltenen Fällen, müssen sie und ihre Kollegen auch einen Krankenwagen rufen – oder die Menschen bitten, zeitnah einen Arzt aufzusuchen.

Wer jemanden Hilfebedürftigen sieht, soll anrufen

Während es den Kältebus in Stuttgart bereits seit zehn Jahren gibt – seit 2013 versorgt dieser im Winter nachts Menschen mit warmem Essen, Getränken, Kleidern und Decken – ist der Hitzebus noch relativ neu. Im Juli 2022 wurde er erstmals getestet, schnell wurde dann aus dem Probebetrieb ein Regelbetrieb. Das Ganze ist eine Kooperation zwischen DRK und Stadt: Das Sozialamt bezuschusst jede Tour, das DRK führt sie mit Haupt- und Ehrenamtlichen durch. „Ohne die Ehrenamtlichen wäre das nicht möglich“, sagt Carolin Götz. Diese seien völlig durchmischt: von Studierenden bis hin zu Rentnern.

Patrick Frey etwa schließt gerade sein Bachelorstudium ab, er ist im Winter schon den Kältebus gefahren, nun ist er mit dem Hitzebus unterwegs. „Für mich ist der Kältebus etwas herausfordernder, weil nachts immer eine gewisse Bedrohung mitschwingt“, sagt er. Meist seien sie im Winter bis 2 Uhr nachts unterwegs, manchmal noch länger.

„Bei Kälte bekommen wir viele Anrufe über unsere Hotline von Menschen, die jemanden gesehen haben, der Hilfe bräuchte“, sagt Carolin Götz. Im Sommer passiere dies noch viel zu selten, „da bräuchten wir noch mehr Augen in der Stadt“. Wer Personen sehe, die Hilfe benötigen könnten, solle unbedingt bei ihnen anrufen unter 0711/21 95 47 76, bittet sie.

Weitere Themen

Weitere Artikel zu Stuttgart Hitze Bus DRK Klima Obdachlose Hilfe