Ein neues Hochhaus in New York bricht Rekorde – bei der Höhe und bei den Preisen. Wer sich in das One 57 einkaufen will, muss mindestens Milliardär sein. Die Appartementpreise liegen bei 50 Millionen Dollar aufwärts.

New York - New York hat ein neues Gesellschaftsspiel: Das heitere Milliardäre-Raten. Ein neues 90-stöckiges Hochhaus direkt am Südrand des Central Park namens One 57 ist das Immobilien-Highlight für die Reichen und Schönen in der Stadt. Vor der 2013 anstehenden, offiziellen Eröffnung des bisher höchsten Apartmentgebäudes von Manhattan spekulieren die New Yorker lustvoll darüber, was da für neue Nachbarn in das Haus mit der schlanken Glasfassade ziehen, das in den unteren Etagen als Luxushotel dienen wird. In den neun obersten Stockwerken des 306 Meter hohen Gebäudes, das atemberaubende Ausblicke auf den Central Park, den Hudson und den East River bietet, werden ausschließlich Superreiche wohnen – so viel ist sicher.

 

Einen „Hafen für Milliardäre“ nennt die „New York Times“ das Hochhaus. Gleich zwei Penthouse-Apartments haben jüngst mit einem geschätzten Preis von 95 Millionen Dollar (rund 73 Millionen Euro) einen neuen Rekord für Manhattan aufgestellt. Gary Barnett, der Sprecher des Bauherrenkonsortiums, gibt sich bei den Namen seiner Premium-Kunden zugeknöpft. Mehrere Amerikaner, zwei Käufer aus China, ein Kanadier, ein Nigerianer und ein Brite seien dabei. Der Erwerber des einen 95-Millionen-Apartements sei im übrigen eine „sehr nette Familie“.

Die Eigentümer von Tommy Hilfiger haben sich eingekauft

Zwei Namen sind inzwischen durchgesickert. Eingekauft haben sich Lawrence Stroll und Silas Chou, die beiden schwerreichen Eigentümer des Modelabels Tommy Hilfiger. Der Kanadier Stroll könnte sich für seine Nachbarn allerdings als unangenehmer Zeitgenosse erweisen. In Quebec hat er nach Recherchen des Boulevardblatts „New York Post“ Anwohner seiner Villa dadurch vergrätzt, dass er unter seinem Haus eine extra tiefe Garage für seine Ferrari-Sammlung in den Fels sprengen ließ. Außerdem soll er sich gerne einmal mit dem Hubschrauber abholen lassen – um den Lärm dabei schert er sich angeblich wenig. Drei Bewerber um die Wohnungen, so ließ der Sprecher der Bauherren verlauten, seien allerdings wegen fehlender sozialer Kompetenz durchgefallen. Einer wollte das Apartment schon vor der Fertigstellung profitträchtig weiterverkaufen, ein anderer wollte die neue Wohnung sofort ohne Absprache mit dem Bauherren radikal umbauen – und ein dritter hatte bereits ein Video filmen lassen, um sich wegen einer angeblich die schöne Aussicht störenden Werbetafel schon einmal prophylaktisch zu beschweren.

Die Superreichen wissen nicht mehr wohin mit ihrem Geld

In jedem Fall wird One 57 eine der größten Ansammlungen von Milliardären in einem Gebäude auf dem Planeten beherbergen. Das bloße Millionärsdasein reicht angesichts von Apartmentpreisen von 50 Millionen Dollar an ja auch nicht aus. Manhattan hat Konjunktur – für die Superreichen der Welt ist es nicht nur eine exklusive, prestigeträchtige Adresse, sondern auch eine sichere Kapitalanlage, die angeblich Inflation und anderen ökonomischen Risiken trotzt. „Manhattan ist wieder der König der Immobilienmärkte“, so schreibt Miami Manhattan Real Estate, eine Maklerfirma für Luxusimmobilien. Die „New York Times“ drückt es prosaischer aus: Die Superreichen auf dem Globus wüssten schlicht nicht wohin mit ihrem vielen Geld. Es gehe um „Vermögensschutz“ , so zitiert das Blatt eine Maklerin. Im vergangenen Jahr hätten sich die Preise im obersten Marktsegment vervierfacht.

Was den Preis pro Fläche angeht, so kann One 57 den vorigen Rekordkandidaten auf dem New Yorker Markt für Edelimmobilien nicht übertreffen. Ein Quadratmeterpreis von knapp 67 000 Euro ist im Vergleich zum etwas früher fertiggestellten Konkurrenzgebäude 15 Central Park West, das 92 000 Euro je Quadratmeter erzielte, dann doch fast ein Schnäppchen. Das nächste Apartmentgebäude der Superlative soll dann im Jahr 2016 ein Wolkenkratzer mit der Hausnummer 432 in der Park Avenue werden, die vom Monopoly-Spiel weltweit bekannt ist . Dieses Gebäude wird One 57 von der Höhe mit etwa 100 Meter etwas übertreffen – und bei den Preisen vermutlich auch.

Hochhäuser in Manhattan haben Konjunktur

Am Ort des ehemaligen World Trade Center entsteht das höchste Gebäude New Yorks: der 541 Meter hohe Büroturm One World Trade Center wird 2013 fertiggestellt sein.

Hochhäuser sind zurzeit im Bau. Sie reichen von einem mit 27 Stockwerken eher bescheidenen Gebäude namens Avalon West Chelsea an der 28. Straße bis zum neuen Topkandidaten 432 Park Avenue. Mit 89 Stockwerken bleibt dieses Gebäude zwar um eines unter seinem Konkurrenten One 57. Aber dank 3,65 Meter hoher Decken in den 128 Appartements wird es mit 400 Metern das höchste Wohngebäude in New York.

Viel Geld ist bei dem neuen Boom im Spiel. Die Kosten von One 57 werden auf 1,5 Milliarden Dollar geschätzt. Das Preisschild von einer Milliarde für 432 Park Avenue dürfte Tiefstapelei sein. Architektonisch sind aber kaum Sensationen zu erwarten. Eine Ausnahme ist die exzentrisch geformte Pyramid des Architekten Bjarke Ingels an der 12th Avenue – die aber mit 32 Etagen sozusagen am Boden bleibt.