Im Sommer soll die 19 Millionen Euro teure Erweiterung der Vaihinger HdM fertig sein, da plant die Hochschule bereits einen neuen Neubau für sieben Millionen Euro.

Vaihingen - Die Heizungsfirma hätte nun wirklich nicht pleite gehen dürfen. Einen ganzen Monat lang standen die Arbeiten im Neubau der Hochschule der Medien (HdM) still, und noch ein paar weitere Wochen konnte nur mit angezogener Handbremse gewerkelt werden. Kleine Ursache, große Wirkung, schließlich sind die Rohre, die Kabel und die Steuerungen für die komplizierte Heizanlage überall, in den Böden, in den Wänden, im Keller, und ehe ein anderes Unternehmen übernehmen konnte, musste erst bis ins kleinste Detail geklärt werden, was schon alles verbaut worden war.

 

Und so wird das nächste Dreivierteljahr für Alexander Roos noch stressiger, als es ohnehin gewesen wäre. „Eigentlich müssten wir schon umgezogen sein“, sagt der Rektor der Hochschule. Die Innenstadt-Dependance der HdM muss im Juni geräumt werden, die Flächen in einem Bürogebäude an der Wolframstraße waren nur gemietet.

Künftig werden die rund 1000 Studenten von dort in Vaihingen unterrichtet. Aber der dafür vorgesehene Neubau wird wegen der Verzögerung eben auch erst im Juni fertig sein. Deshalb „müssen wir den Umzug in zwei Wochen schaffen“, sagt Roos. Einen Puffer gibt es nicht mehr.

In elf Jahren hat sich die Zahl der Studenten verdoppelt

Im Sommer also soll er fertig sein, der 19 Millionen Euro teure Neubau an der Nobelstraße, den die Beteiligten wegen seiner Form den Zitronenschnitz nennen. Auf drei Stockwerke verteilt wird in dem halbrunden und mit silberner Fassade versehenen Gebäude allerlei Hightech untergebracht sein, von einem Web-TV-tauglichen Videostudio bis zu einer Bibliothek, in der sich die Bücher von einst mit digitalen Medien, Computern und Bildschirmen auf eine Art und Weise verbinden, dass Roos es schon jetzt als Aushängeschild bezeichnet.

Dann wird die Hochschule, die bislang über zwei Standorte verteilt ist, in Vaihingen zusammengefasst sein. Seit 2001 wartet die HdM schon auf die räumliche Fusion, nachdem sie in just diesem Jahr aus der rechtlichen Fusion der Hochschule für Druck und Medien und der Hochschule für Bibliotheks- und Informationswesen hervorgegangen war. 4500 Studenten werden dann an der Nobelstraße unterrichtet. „Und wenn die Prognosen richtig sind, werden wir noch auf 5200 Studenten anwachsen“, sagt Roos.

Das freilich bedeutet ein gewaltiges Problem – ein Platzproblem. Und zwar trotz des Neubaus, da dieser im Grunde nur der Fläche entspricht, die in der Innenstadt wegfällt. Also plant die HdM bereits mit einem weiteren Neubau, der sogenannten Erweiterung Süd, die praktischerweise auch wieder einen recht bildhaften Namen tragen soll. Sie heißt der Würfel.

Der neue Neubau entsteht im Süden der HdM

Dieser Tage hat das Finanzministerium dafür sieben Millionen Euro freigegeben. Noch im Frühjahr soll mit dem Bau begonnen werden, das Baustellenschild mit einer Illustration haben Arbeiter bereits aufgestellt, auch die Bäume und Sträucher auf der Wiese zur Nobelstraße sollen bald gerodet werden. „Wir bauen ausschließlich Seminar- und Büroräume, deshalb ist das so günstig“, sagt Roos. Die werden sich auf vier Stockwerke verteilen.

Dabei zeigt sich das Land keinesfalls so spendabel, wie das auf den ersten Blick scheinen mag. Weil die Hochschule auch bislang schon unter arger Platznot litt, verfügte sie über ein Budget, um Räume in der Umgebung mieten zu können. Der Geldtopf konnte aber gar nicht ausgeschöpft werden, denn die unterschiedlichen Forschungseinrichtungen auf dem Unicampus schnappen sich die Flächen gegenseitig weg. Nur ein Existenzgründerzentrum konnte die Hochschule der Medien auslagern.

„Ein Teil des Geldes kommt aus diesem Budget“, sagt der Rektor, „der Rest stammt von der Hochschule“. Die Fertigstellung ist pünktlich zu Beginn des Wintersemesters im Herbst 2015 geplant. Anschließend soll der eingeschossige Leichtbau-Pavillon gleich nebenan abgerissen werden, der vor knapp 20 Jahren als Provisorium gebaut worden war, zuvor in der Innenstadt beim Haus der Wirtschaft stand und der sich im Sommer fürchterlich aufheizt.

Das Personal und die Studenten müssen zusammenrücken

Bis dahin müssen die Studenten und das Personal eben zusammenrücken, worin sie aber reichlich Erfahrung haben. „Wir haben versucht, jede Ecke nutzbar zu machen“, sagt Roos. Im Untergeschoss wurde das Archiv zu einem Studio umgebaut. Einzelbüros gibt es nur noch wenige; meist sitzen die Angestellten in Großraumbüros. Längst wird zudem bis in die späten Abendstunden unterrichtet, teilweise bis 21 Uhr. Auch am Samstag müssen manche Studenten ran.

Die Liste ließe sich noch beliebig verlängern. Und weil für die Studenten Gruppenflächen fürs gemeinsame Lernen fehlen, hocken sie auf den Fluren an Tischen zusammen, wo immer es die Fluchtwege erlauben.