Die Hochschule der Medien in Stuttgart hat am Mittwoch ihr Institut für Games gegründet. Sie bündelt damit Kompetenzen in der Ausbildung für Spieleentwickler. Die Branche lechzt nach Fachkräften; Stuttgart könnte zur Kaderschmiede für Gaming-Designer werden.

Stuttgart - In Deutschland verbringen immer mehr Menschen ihre Freizeit mit Spielen, wie eine Studie des Branchenverbandes Bitkom belegt. Computer und Konsolen sind dabei nach wie vor beliebt, aber auch Smartphones und Tablet-PCs etablieren sich zunehmend als Spieleplattformen. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, hat die Stuttgarter Hochschule der Medien (HdM) nun das Institut für Games gegründet, das am Mittwoch im Rahmen des "Games Day" offiziell eingeweiht wurde. Es handelt sich allerdings nicht um einen neuen Studiengang, sondern die HdM bündelt bereits bestehende Angebote.

 

Unterschiedliche Kompetenzen werden gebündelt

„Spiele können mehr als nur ein Spiel sein. Man kann zahlreiche Themen damit transportieren - vielleicht sogar die Welt verändern", so Robert Praxmarer von der Fachhochschule Salzburg. Auch an der Hochschule der Medien in Stuttgart hat man dies längst erkannt und so sind Computerspiele schon seit geraumer Zeit ein fester Bestandsteil ihrer Lehrveranstaltungen: Der Bachelor-Studiengang Medieninformatik beschäftigt sich mit Technik und Programmierung, bei Mobile Medien geht es - wie der Name schon vermuten lässt - um die Entwicklung von mobilen Applikationen für Smartphones und Tablet-PCs. Wer sich eher für deren Gestaltung interessiert, kann sich für Audiovisuelle Medien einschreiben.

Mit dem neu gegründeten Institut für Games möchte die HdM nun all diese Kompetenzen bündeln und so zur zentralen Anlaufstelle für spieleinteressierte Studierende, Entwickler, Hersteller, Verbände und und vor allem auch wissenschaftlichen Einrichtungen werden. Besonders der Bereich der Serious Games, also der ernsthaften Spiele, ist dabei für das Institut von Interesse. Darunter versteht man Computerspiele, die nicht primär der Unterhaltung dienen, sondern vielmehr Informationen und Bildung vermitteln sollen. „Man kann sehr ernste Themen spielerisch verarbeiten und dennoch adäquat bleiben," betont Ralph Stock von der Serious Games Solutions GmbH. So hat es etwa der Feuerwehrsimulator "Emergency Professional", der von Feuerwehrschulen zu Ausbildungszwecken genutzt wird, auf den ersten Platz im Apple App Store geschafft. Aber auch in der Medizin und im Schulunterricht gewinnen Serious Games zunehmend an Bedeutung.

Experten für die Gamesbranche ausbilden

„Wir wollen am Institut unter anderem innovative Games-Software entwickeln, Soft- und Hardware testen, Workshops oder Projekte rund um die verschiedenen Games-Facetten anbieten. Die Technik hinter Computerspielen gehört zu den wichtigsten treibenden Kräften für die Medientechnologie von morgen“, so Prof. Uwe Schulz vom Studiengang Audiovisuelle Medien, der das Institut gemeinsam mit Prof. Dr. Jens-Uwe Hahn von der Medieninformatik leitet.

Experten für interaktive Computeranwendungen sind in der Gamesbranche gefragt. Nach Schätzungen des Beratungshauses PriceWaterhouseCooper wird die Video- und Computerspielemarkt in diesem Jahr die Umsatzmarke von zwei Milliarden Euro überschreiten; in den kommenden drei Jahren soll der Markt auf rund 2,4 Milliarden Euro anwachsen. Martin Lorber von der Electronic Arts Deutschland GmBH sieht in Einrichtungen wie dem neuen Institut für Games einen großen Mehrwert für den Entwicklungsstandort Deutschland. Der Bedarf an Menschen an der Schnittstelle zwischen Technologie und Kreativität sei groß und eine praxisnahe Ausbildung sei sehr wichtig. Schon heute gäbe es enge Verbindungen zwischen großen Entwicklerstudios und Hochschulen.

Neben der fachlichen Ausbildung möchte das neue Institut für Games Studierenden außerdem bei ihrer Zukunftsplanung unter die Arme greifen - etwa wenn diese planen, sich in der Games-Branche selbstständig zu machen.