„Höhle der Löwen“ auf Vox Im Haifischbecken der Guten

In der Vox-Show „Höhle der Löwen“ entscheidet eine Jury, in welche Erfindung investiert wird. In der ersten Folge haben spezielle Matratzen überzeugt – von Sven Schaller aus Bietigheim-Bissingen.
Stuttgart - Matratzen also. Genauer: die milbenfreie und rückenfreundliche Matratze Allergo von Sven Schaller aus Bietigheim-Bissingen. Sie hat am Dienstagabend in der neuen Vox-Show „Höhle der Löwen“ so richtig abgeräumt. Gleich drei von fünf erfahrenen Unternehmern, in der Sendung auch „Löwen“ genannt, waren von Schallers spezieller Lattenrostauflage so überzeugt, dass sie 95 000 Euro für deren Weiterentwicklung und Vermarktung locker machen wollen, auf dass sich bald ganz Deutschland in Fünf-Sterne-Hotels und privaten Schlafoasen auf ihr betten kann.
Damit kein Vertun ist: „Höhle der Löwen“ ist kein neues Homeshopping-Programm für Luxus-Matratzen oder scharfe Soßen, auch wenn es manchmal so aussieht, weil in der Jury Judith Williams mitmacht; die Unternehmer-Lady gilt als „Homeshopping-Queen“ und könnte mit ihrem begnadeten Verkaufstalent noch die schäbigste Matratze an den Mann bringen.
„Höhle der Löwen“ ist aber auch keine neue Castingshow-Variante, kein „Matratzen Hero“ (angelehnt an den Pro-Sieben-Flop „Fashion Hero“) oder „Deutschland sucht die Super-Matratze“ mit „Ruft an!“-Wortgeklingel. Es ist: überraschend solide und schlicht gemachtes Entertainment, das auf nervige Reality-Wettbewerbsdramatik verzichtet, dafür aber einen Spalt breit Licht auf die Erfinder- und Gründerszene wirft.
„Das ist totaler Mist!“
Portemonnaies aus papierähnlicher Kunstfaser, Saunas in Fassform oder eben beheizbare Allergiker-Matratzen: Es gibt viele und darunter viele skurrile Erfindungen, mit denen man Geld verdienen könnte – sofern man vorab das Geld hätte, um sie auf den Markt zu bringen. Es braucht Investoren zur Existenzgründung. Und genau da setzt die neue Gründershow „Höhle der Löwen“ an.
Die fünf Löwen – neben Judith Williams auch der Hotelier Vural Öger und der Event-Experte Jochen Schweizer – wollen investieren. Natürlich nicht aus Philanthropie. Wenn ein Kandidat sie in der so genannten Höhle der Löwen, die tatsächlich ein gefahrloser Showroom ist, überzeugt, kommt es zum Deal: Die Unternehmer geben Geld, die Existenzgründer Firmenanteile. Gefällt das Produkt nicht, fahren die Löwen Bohlen-mäßig ihre Krallen aus: „Das ist totaler Mist.“ Oder: „Hört auf. Ihr verschwendet eure Zeit.“
Das sind allerdings nur Ausrutscher an Boshaftigkeit, um dem Löwen-Format, in dem sonst eher sachlich Marge und Produktionsbedingungen abgefragt werden, ein bisschen mehr Biss zu geben. Der Unterhaltungsgedanke schwebt schließlich über allem zur Schau gestellten Unternehmertum und Gründergeist. So traten zur Premiere auch nicht unbedingt die Kandidaten an, die das beste Start-Up, die lukrativste Geschäftsidee versprechen oder so ein virtuelles Produkt wie eine Software anpreisen wollen. Für die Löwen gab es stattdessen etwas für den Gaumen (die perfekte scharfe Soße), für die Augen (Stewardessen) und eben für den Rücken.
Ob die Löwen auch in die Entwicklung dieser Show investiert hätten, wenn man es ihnen präsentiert hätte? Gut möglich. Das Format kommt ursprünglich aus Amerika, heißt dort „Shark Tank“ (deutsch: Haifischbecken) und ist am Wochenende gerade mit einem Emmy ausgezeichnet worden. Ein lohnendes Investment also. Auch nur zum Zuschauen.
Termin
„Höhle der Löwen“, Vox, immer dienstags um 20.15 Uhr; noch sieben Folgen
Unsere Empfehlung für Sie

Polizei stoppt Autofahrer auf B 27 Mit mehr als zwei Promille unterwegs
Ein Zeuge beobachtet, wie ein augenscheinlich betrunkener Mann in Bietigheim-Bissingen Bier an einer Tankstelle kauft und davonfährt. Die Polizei zieht den Fahrer auf der B 27 aus dem Verkehr.

Elisabeth Kabatek: Was treibt die Welt? Streaming aus Verzweiflung
Was ist in diesen Zeiten die bessere Option: Kultur in schlechter Qualität auf dem Computer oder gar keine Kultur? Unsere Kolumnistin Elisabeth Kabatek hat sich entschieden.

Tauben leiden in der Pandemie Tierschützer von Peta legen sich mit Verwaltung an
Bietigheim-Bissingen will die Tauben, die in der Stadt nisten, loswerden und verbietet das Füttern der Vögel. Das ruft Aktivisten von Peta auf den Plan. Sie meinen, die Segler litten genug unter der Pandemie. Schießt hier jemand über das Ziel hinaus?

Ran NFL mit Icke, Stecker und Coach Esume So kam Football aus der Nische in die Primetime
American Football zur besten Sendezeit im Hauptprogramm – was früher undenkbar war, ist den Machern von „Ran NFL Football“ bei ProSieben eindrucksvoll gelungen. Hauptgrund sind nicht zuletzt die markanten Football-Frontmänner des Senders.

Der Weg zum Deutschen Literaturarchiv Vom Schelmengrüble zur Schillerhöhe
Unterirdischer Himmel, Schatzhaus des Geistes, schwäbisches Pantheon – wie wurde das Deutsche Literaturarchiv in Marbach zu dem, was es ist? Der Historiker Jan Eike Dunkhase verwandelt in seinem Buch „Die Provinz der Moderne“ die Chronik einer Institution in eine spannende Ideengeschichte.

Künstler Tobias Rehberger über das DJ-Duo Tiefschwarz „Man musste geistig nackig über die Königstraße rennen wollen“
Der renommierte Künstler Tobias Rehberger hat eine Ausstellung über das musikalische Duo Tiefschwarz im Stadtpalais gestaltet. Im Interview spricht er über Kunst auf Privat-Jets, seinen Bezug zur elektronischen Musik und den Kleinen Schlossplatz in den 1980er Jahren.