Die Innenstädte und der Einzelhandel sind in einer Krise: Die Pandemie hat dies nur noch beschleunigt. Der Holzgerlinger Bürgermeister Ioannis Delakos hat nun Ideen vorgestellt, um dieses Problem anzugehen.

Holzgerlingen - Wer sich in Holzgerlingens Zentrum umschaut, der hat viel zu gucken: Rund ums Rathaus gibt es so gut wie alles, was das Herz begehrt: Bücherei, Apotheke, Bank, Gastronomie, Lebensmittelläden, Friseure – alles nur einen Katzensprung voneinander entfernt. Doch trotzdem ist nicht alles Gold, was glänzt: Der Onlinehandel und große Einkaufszentren stellen immer größere Stolpersteine für Einzelhändler dar. Genau dagegen will Bürgermeister Ioannis Delakos etwas unternehmen. Mit bürgernahen Ansätzen soll das Städtle noch lebendiger werden. Besonders wichtig ist dem Rathauschef dabei die Beteiligung der Bürgerschaft.

 

Bereits in seinem Wahlkampf hat er vom „Einkaufsstädtle Holzgerlingen“ gesprochen. Mit der Pandemie, durch die die Innenstädte nun völlig zum Erliegen gekommen ist, hat der Rathauschef seine Perspektive auf die Thematik verändert: „Ursprünglich wollte ich mich darauf fokussieren, Händler in die Stadt zu locken“, erklärt er. Doch statt Leernutzungen von Räumen zu forcieren, will er nun zunächst mehr Leute und damit potenzielle Kunden in die Stadt locken, wodurch es für Händler attraktiver werden soll, eine Ladenfläche in Holzgerlingen zu beziehen. Dabei betont er: „Für mich ist das keine Wiederbelebung. Denn wir sind ja alles andere als tot.“ Stattdessen will er die Maßnahmen, die er sich ausgedacht hat, als „weitere“ Belebung verstehen und so dem Trend entgegenhalten, dass immer mehr Menschen auf den Stadtbummel durch die Fußgängerzone verzichten. Statt auf mehrere Quartiere zu setzen, die seiner Meinung nach zu einer Abgrenzung führen würden, will der Bürgermeister lieber auf ein Herzstück setzen: die Holzgerlinger Innenstadt.

Wochenmarkt soll zum „Markt der Begegnung“ werden

Seine Aufgabe und die des Gemeinderats sieht er darin, Rahmenbedingungen zu schaffen, mit denen ein florierendes Zentrum nachhaltig unterstützt werden kann. So soll als Nachfolger für das Fachgeschäft Richter in der Tübinger Straße 27 ein frequenzbringender Händler oder ein Gastrobetrieb die Fläche beziehen. „Unsere Gastronomen müssen sich um zu viel Konkurrenz keine Sorgen machen“, versichert Ioannis Delakos. Denn kaum einer beklage sich über zu viel Angebote. Damit Menschen nicht in große Einkaufszentren mit ganzen Etagen voller Restaurants pilgern, müsse es in der Innenstadt so viele Essensangebote wie möglich geben. Außerdem soll der Wochenmarkt erweitert und zu einem „Markt der Begegnung“ werden. Essensangebote und lange Einkaufsnächte sollen die Menschen zum Verweilen einladen. Außerdem steht die Reaktivierung des Backhauses in der Klemmert an: 2015 geschlossen, soll das Häuschen mit einem Elektroofen ausgestattet und in Zukunft für Jahrgangstreffen oder Vorstandssitzungen rehabilitiert werden. Bereits in der nächsten Gemeinderatssitzung soll das endgültige „Go“ fallen, sodass die Türen bereits in diesem Jahr wieder geöffnet werden können. Bürgermeister Delakos stellt mit seinem Maßnahmenpaket außerdem eine Umgestaltung des Stadtparks in Aussicht. Wo jetzt gelegentlich Hunde Gassi geführt werden und Jugendliche ihre Pausen verbringen, sollen Getränke- und Eisverkäufe und eine Gelegenheit zum Boule-Spielen die Aufenthaltsqualität erhöhen. Dabei will er die Bürger- und Nachbarschaft befragen und in den Prozess miteinbeziehen. Schon dieses Jahr soll der Startschuss dafür fallen. Zum Schluss soll noch ein Parkleitsystem die Parkplatzsuche erleichtern. Zu dem Kritikpunkt, dass es in der Innenstadt zu wenig Parkplätze gebe, sagt der Rathauschef: „Es gibt genug Parkplätze, aber sie sind nicht immer leicht zu finden.“ Optimal wäre es, wenn irgendwann die freien Parkplätze direkt im Navi angezeigt werden würden.

500 000 Euro sind bereits eingeplant

Der Fantasie für die neuen Impulse soll dabei keine Grenzen gesetzt sein: „Barrierefreiheit, mehr Grün, all diese Dinge können wir in diesem Prozess mitdenken“, ermuntert Delakos. Wichtig sei für ihn, einfach mal zu beginnen, statt sich mit Konzepten zu verzetteln. Besser sei es, Dinge auszuprobieren und gegebenenfalls im laufenden Prozess nachzubessern. „Ich will den Händlern Mut machen und zeigen, dass auch der Gemeinderat sich aktiv bemüht.“ 500 000 Euro sind für die Maßnahmen im diesjährigen Haushalt bereits eingeplant. Bürgermeister Delakos stellt jedoch über die Jahre hinweg noch mehr finanzielle Mittel in Aussicht.