Weil der Durchschnitt der Honoratioren an Leibesfülle gewonnen hat, wie das Silvesterwiegen beweist, liegt hinter Nürtingen ein gutes Jahr.

Nürtingen - „Es ist so, als wenn der FC Bayern München Deutscher Meister wird.“ Mit diesem Vergleich kommentierte der Nürtinger Oberbürgermeister Johannes Fridrich (parteilos) das Ergebnis des Silvesterwiegens in der Stadthalle K3N. Denn erneut war es der CDU-Stadtrat Andreas Deuschle, der mit 301 Pfund diesmal deutlich vor seinem Dauerverfolger, dem Pastoralreferenten Marcel Holzbauer (269 Pfund), lag. Eine Flasche Sekt als leichteste Frau sicherte sich die Reuderner Ortschaftsrätin Sabine Vlahek mit 97 Pfund.

 

Beim traditionellen Silvesterwiegen kommen die örtlichen Honoratioren in die Nürtinger Stadthalle, um sich auf einer alten Sackwaage gegen eine Spende öffentlich wiegen zu lassen. Anschließend gibt es ein Weißwurstfrühstück, einen Jahresrückblick des Oberbürgermeisters und die Auszeichnung der Spitzenreiter des Wiegens in unterschiedlichen Kategorien. In diesem Jahr gab es außerdem musikalische Unterhaltung mit der Band Strumming Bird sowie eine Tombola.

Insgesamt scheint 2019 ein gutes Jahr für viele Menschen gewesen zu sein. „Nürtingen hat an Gewicht gewonnen“, erklärte Fridrich beim Blick auf die Zahlen. Das Durchschnittsgewicht stieg im Vergleich zum Vorjahr von 173 auf 177 Pfund bei den Männern und von 119 auf 130 Pfund bei den Frauen. Am deutlichsten zugelegt hat der Aichtaler Bürgermeister Lorenz Kruß (parteilos) der 2019 mit einem Plus von sieben Pfund, und das noch vor dem Weißwurstfrühstück, aufwartete. Gestiegen ist außerdem die Zahl der Teilnehmer, zu denen erneut auch der Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Bündnis90/Die Grünen) zählte. Kamen 2018 noch 91 Besucher, so waren es ein Jahr später bereits 126 Gäste. Besonders die Zahl weiblichen Gäste stieg von 19 auf 32 stark an.

Die Sekretärin hat die Süßigkeiten versteckt

Der Nürtinger Schultes Fridrich lag mit 172 Pfund knapp unter dem Durchschnitt der Männer. Dabei habe er seit seinem Amtsantritt bereits vier bis fünf Kilogramm zugenommen, gab er zu und erntete dafür den Applaus der Besucher. „Es gibt viele Sitzungen mit Käse- und Salamibrötchen“, suchte er nach einer Erklärung. Den Trend nach oben versuche er aber zu stoppen. Seine Frau Astrid versorge ihn mit Suppen und Salaten in Tupperware, und die Sekretärin habe die Süßigkeiten versteckt. Ob die ergriffenen Maßnahmen ausreichen, das wird das Silvesterwiegen in einem Jahr zeigen.

Die diesjährigen Spenden in Höhe von mehr als 800 Euro kommen dem Tagestreff der Evangelischen Gesellschaft in Nürtingen zugute. Über die Arbeit des Tagestreffs berichtete die Gründerin Regine Glück. Es würden neben Essen und Waschmöglichkeiten auch ein betreutes Wohnen und eine Beratung angeboten. „Niemand soll in der Not allein sein“, erklärte sie. Die Gründe für den Verlust der Wohnung seien vielfältig. Eine Scheidung, Arbeitslosigkeit oder eine Krankheit seien einige der Ursachen, weshalb Menschen auf der Straße landeten. Doch niemand lebe freiwillig dort, betonte Glück.

Im Schweinsgalopp durch das ausklingende Jahr

Beim Jahresrückblick, der ebenso zum Silvesterwiegen gehört wie das Weißwurstfrühstück, ging es im Schweinsgalopp durch die Höhepunkte des ausklingenden Jahres. Neben der Oberbürgermeister- und der Kommunalwahl habe es viele Kulturveranstaltungen gegeben, erinnerte Fridrich. Darüber hinaus seien viele Feste wie das Neckarfest mit 15000 Besuchern gefeiert worden. Mit Erleichterung haben wohl viele Nürtinger außerdem auf die Fertigstellung der Generalsanierung der B 313 gewartet. Ferner schafften es die Nürtinger laut Fridrich beim Stadtradeln 2019 mit 230 000 Kilometern und 33 Tonnen CO2-Einsparung auf Platz eins im Landkreis Esslingen. Insgesamt sei 2019 aber ein „unaufgeregtes“ Jahr gewesen, meinte Fridrich. Es habe keinen Brexit, keinen Koalitionsbruch auf Bundesebene und keinen neuen Flughafen in Berlin gegeben. „Und über den VfB Stuttgart möchte ich nicht reden“, sagte der Oberbürgermeister.