Mit der Hitze flammt auch wieder die Diskussion über korrekte Kleidung in der Schule auf. In Horb sollen freizügig gekleidete Schüler XXL-T-Shirts tragen. Auch im Stuttgarter Heidehof-Gymnasium kennt man diese Diskussion.

Stuttgart - Mit Badelatschen ins Büro? In kurzer Hose hinterm Bankschalter Kunden bedienen? Der Herr Doktor im Hawaiihemd auf Visite? Es gibt Dinge, die gehen selbst bei der allergrößten Hitze nicht, dazu braucht es nicht mal eine spezielle Kleiderordnung.

 

In Schulen ist so ein Hitze-Knigge nicht erkennbar. Und wenn die Saharaluft wieder mal das Thermometer über die 30 Grad schießen lässt, versuchen die Eleven eben so viel wie möglich Kühlung zu ergattern, was sie mit so wenig wie möglich Kleidung erreichen wollen. Ganz abgesehen davon, dass dies rein technisch fragwürdig ist (wie man sich von dunkel verhüllten Beduinen erklären lassen kann), hat die textile Reduzierung auch eine sittliche und arbeitsethische Komponente. Kurzum, mit jeder Hitzewelle stellt sich auch die Kleiderfrage: Was geht und was geht nicht?

Die Shirts liegen noch im Schrank

In diesen Tagen flammte die Diskussion in einer Werkrealschule in Horb wieder auf. Schulleiterin Bianca Brissaud hatte in einem Brief an die Eltern um Verständnis gebeten, dass sie zu freizügig bekleidete Schüler zum Tragen eines XXL-T-Shirts auffordern würde. Das Ganze solle „ein kleines Stück zu einem gesunden Schulklima beitragen“, schreibt die Pädagogin und löste damit einen Sturm im Netz aus. Der überwiegende Tenor: kleinkariert.

Neu ist die Diskussion nicht. Bereits vor zwei Jahren hatte die Schulleitung des Stuttgarter Heidehof-Gymnasiums sich gegen zuviel freie Haut im Unterricht gewehrt und hartnäckigen Trägern von Hotpants, bauchfreien Shirts oder Kniekehlen-Hosen mit freiem Blick auf die Unterwäsche mit dem Tragen eines verhüllenden übergroßen T-Shirt gedroht. „Die Shirts haben wir auch heute noch im Schrank liegen“, sagt Schulleiter Berthold Lannert, „bisher aber nicht mehr gebraucht.“

Heidehof-Gymnasium: Gespräch statt Regeln

An dem evangelischen Gymnasium setzt man nicht auf Regeln, sondern auf das Gespräch mit den Schülern. Wobei die Position von Lannert eindeutig ist. Es müsse schon einen Unterschied zwischen Schule und Freizeit geben. „Tangas sind für mich etwas für das Freibad“, sagt er, „und es ist für mich schon ein Unterschied, ob man Beine sieht oder den Po.“ Bei zu viel Haut folgt in der kirchlichen Privatschule aber erst einmal das Gespräch. Bisher mit Erfolg, außer bei zwei Jungs, die einst wegen hartnäckigem Tragen von Kniekehlenhosen das Shirt verordnet bekamen, hat sich immer eine einvernehmliche Lösung gefunden. Und Flipflops, Trägerhemden oder kurze Hosen sind ja auch erlaubt.

Für Lannert hat das Achten auf die Kleidung zudem auch eine ganz pragmatische Seite. „Ich würde die Schüler mit ihren tief hängenden Hosen gerne mal bei einer Brandschutzübung sehen“, sagt er, „die können mit diesen Dingern doch gar nicht schnell laufen.“