Die Sopranistin Gundula Janowitz wurde in der Staatsoper Stuttgart mit der Hugo-Wolf-Medaille geehrt.

Stuttgart - Sternzeichen Löwe, Aszendent Skorpion. Diese kosmische Konstellation bei ihrer Geburt im August 1937 habe wohl großen Einfluss auf das künstlerische Leben der Gundula Janowitz gehabt, so der Wiener Musikkritiker Wilhelm Sinkovicz in seiner launigen Laudatio, die pointiert das selbstbewusste, willensstarke Wesen der großen österreichischen Sopranistin herausarbeitete. Gundula Janowitz, die als eine der besten Mozart- und Strauss-Interpretinnen ihrer Generation gilt und an der Wiener Staatsoper und weltweit Karriere machte, wurde jetzt im Rahmen einer Liedmatinee in der Stuttgarter Staatsoper mit der Hugo-Wolf-Medaille geehrt, einer Auszeichnung der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie „für herausragende Verdienste um die Liedkunst“.

 

Wegen ihres reinen, klaren Gesangs wurde sie von der Kritik stets als eine gelobt, von der selbst die Englein noch lernen könnten. Aber das stellte der Laudator klar: „Nur schön“, das sei der Janowitz nicht genug gewesen. Gerade was das intime Kunstlied angehe. Weshalb sie akribisch, in etlichen Korrepetitionsstunden immer wieder am wichtigsten Element des Liedgesangs gefeilt habe: der subtilen Textausdeutung. Die heute 82-Jährige bedankte sich dann nicht nur für die flotte Lobesrede, sondern gleich für alles, was ihr ein Leben für die Musik ermöglicht habe: „Du holde Kunst, ich danke dir dafür!“, ein Zitat aus Schuberts „An die Musik“, das aus ihrem Mund keineswegs pathetisch, sondern sehr authentisch wirkte.

Umrahmt wurde die Ehrung mit Liedern von Brahms, Schumann und Wolf. Die Sopranistin Juliane Banse und der Bariton Benjamin Appl begeisterten in Solo-Liedern über Liebesglück und -leid, in Balladen und koketten Duetten: durch engagierten Gestaltungswillen und große Gefühle, durch nuancierten Farbeneinsatz und minutiösen Aufbau großer Spannungsbögen. Und am Klavier gestaltete der großartige Wolfram Rieger (selbst Hugo-Wolf-Medaillenträger) die Lieder atmosphärisch so plastisch und so fein abgestimmt in Farben, Stimmungen, Stärkegraden, dass sie auch in der Stille danach noch weitertönten.