Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Er ist seinem Prinzip treu geblieben, dort hinzugehen, wo Mensch und Hund miteinander leben und ihre Probleme haben. "Wenn ein Hund Joggern nachjagt, kann ich mit ihm nicht auf dem Platz trainieren." Sein Unternehmen wächst. Rechnen kann er also wohl doch. Besonders stolz ist er jedoch darauf, dass er "nie einen Cent über die Bank finanziert" hat: "Ich habe einfach ganz viel gearbeitet und wirklich jeden Cent ins Unternehmen gesteckt." Seiner Frau und seinem Steuerberater sei das freilich nicht immer "ganz geheuer" gewesen.

 

800 Interessierte bewerben sich mittlerweile jährlich, um sich nach 100 Ausbildungstagen und der Investition von rund 10.000 Euro in Lizenz selbst als Hundetrainer niederlassen zu können. 50 sind derzeit in der Ausbildung. An etwa 100 Tagen im Jahr steht Rütter in seinen Schulen immer noch selbst auf der Matte. Daneben hilft er im Fernsehsender Vox als "Der Hundeprofi" und als "Promi-Hundeprofi" verzweifelten Hundebesitzern. Darüber hinaus steigt der Mann an etwa 100 Tagen des Jahres auf kleine Stadthallenbühnen und in große Arenen und lebt sein Talent als Alleinunterhalter.

"Ich hab viel Blödsinn im Kopf"

"Hund-Deutsch, Deutsch-Hund" heißt das Programm, mit dem er zwischen Oldenburg und Wien, Saarbrücken und Frankfurt/Oder noch bis ins Frühjahr tourt. 400.000 Menschen haben seine Liveshows schon gesehen. Am Dienstag ist er in der Porsche-Arena in Stuttgart. Mit seiner feinen Beobachtungsgabe und einer gehörigen Portion Selbstironie kommt er gut an. "Ich hab viel Blödsinn im Kopf", sagt er, "auf der Bühne kann ich ihn ausleben."

Zum Beispiel in Bayreuth. Rütter sitzt in einer schmucklosen Künstlergarderobe in der Oberfrankenhalle. Er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, auch wenn der Tourbegleiter schon trippelt wegen des nächsten Termins. Lampenfieber kennt er keines. "Ich war beim Elfmeter in der 89. Minute immer der, der ihn schießen wollte." Um 19 Uhr ist Saalöffnung. Es gilt freie Platzwahl. Frauen bilden wie immer in seinen Shows die Mehrzahl. Und Hundemenschen natürlich sowieso.

Mit Hundeflüsterei hat alles wenig zu tun, wohl aber mit dem nicht enden wollenden Bemühen, Hundeverhalten zu begreifen und für Menschen zu übersetzen. Zum Hundedolmetscher hat Rütter offenbar Talent. Rückenwind gibt dem Unternehmensgründer aber auch die Tatsache, dass in den deutschen Haushalten 5,4 Millionen Hunde leben und viele ihrer Halter von dieser Aufgabe völlig überfordert sind. Aus dem Studenten der Sportpublizistik wird also doch kein Sportreporter.

Als Rütter 1992 in Köln seine eigene Hundeschule aufmacht, ist das für einen 22-jährigen Studenten trotz allem Enthusiasmus ein ziemlich großer Plan. Er gilt als Exot. Hundetrainer war und ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Und dann macht der junge Mann auch noch Hausbesuche bei seinen Kunden. Die Branche ulkt. Hausbesuche? Wie ein Arzt? "Als Insider tut man das eher als Territorialaggression ab", sagt Rütter trocken. Sprich: mit ihm ist einer mehr auf dem unübersichtlichen Hundetrainermarkt unterwegs. Seine Neider wachsen mit dem Erfolg.

Rechnen kann er also wohl doch

Er ist seinem Prinzip treu geblieben, dort hinzugehen, wo Mensch und Hund miteinander leben und ihre Probleme haben. "Wenn ein Hund Joggern nachjagt, kann ich mit ihm nicht auf dem Platz trainieren." Sein Unternehmen wächst. Rechnen kann er also wohl doch. Besonders stolz ist er jedoch darauf, dass er "nie einen Cent über die Bank finanziert" hat: "Ich habe einfach ganz viel gearbeitet und wirklich jeden Cent ins Unternehmen gesteckt." Seiner Frau und seinem Steuerberater sei das freilich nicht immer "ganz geheuer" gewesen.

800 Interessierte bewerben sich mittlerweile jährlich, um sich nach 100 Ausbildungstagen und der Investition von rund 10.000 Euro in Lizenz selbst als Hundetrainer niederlassen zu können. 50 sind derzeit in der Ausbildung. An etwa 100 Tagen im Jahr steht Rütter in seinen Schulen immer noch selbst auf der Matte. Daneben hilft er im Fernsehsender Vox als "Der Hundeprofi" und als "Promi-Hundeprofi" verzweifelten Hundebesitzern. Darüber hinaus steigt der Mann an etwa 100 Tagen des Jahres auf kleine Stadthallenbühnen und in große Arenen und lebt sein Talent als Alleinunterhalter.

"Ich hab viel Blödsinn im Kopf"

"Hund-Deutsch, Deutsch-Hund" heißt das Programm, mit dem er zwischen Oldenburg und Wien, Saarbrücken und Frankfurt/Oder noch bis ins Frühjahr tourt. 400.000 Menschen haben seine Liveshows schon gesehen. Am Dienstag ist er in der Porsche-Arena in Stuttgart. Mit seiner feinen Beobachtungsgabe und einer gehörigen Portion Selbstironie kommt er gut an. "Ich hab viel Blödsinn im Kopf", sagt er, "auf der Bühne kann ich ihn ausleben."

Zum Beispiel in Bayreuth. Rütter sitzt in einer schmucklosen Künstlergarderobe in der Oberfrankenhalle. Er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, auch wenn der Tourbegleiter schon trippelt wegen des nächsten Termins. Lampenfieber kennt er keines. "Ich war beim Elfmeter in der 89. Minute immer der, der ihn schießen wollte." Um 19 Uhr ist Saalöffnung. Es gilt freie Platzwahl. Frauen bilden wie immer in seinen Shows die Mehrzahl. Und Hundemenschen natürlich sowieso.

Sie kommen, um sich von Martin Rütter fragen zu lassen: "Hör mal, wie krank ist das eigentlich?". Im normalen Leben würde eine solche Äußerung umgehend mit Sympathieentzug quittiert werden. Martin Rütter hingegen bekommt Beifall, wenn er vom Kampf des Menschen mit seinem Hund um den besten Platz auf dem Sofa erzählt. Die Menschen johlen, wenn er nachspielt, wie eine Frau eine halbe Stunde über die Farbe des Hundehalsbands sinniert. "Der Hund unterscheidet Rot und Grün nicht", sagt er nüchtern. Das ist sein Thema: die Vermenschlichung des Hundes durch seinen Besitzer. Er hofft, dass Lachen in Erkenntnis mündet. Die Bühne ist für ihn die "bessere Art der Wissensvermittlung". "Das ist alles Mittel zum Zweck", sagt er und dass sich die meisten Hundetrainer viel zu ernst nehmen. Rütter ist der Typ, den viele gerne mal beim Gassigehen begegnen würden.

Bei Fernsehgalas geht er nicht über den roten Teppich

Er ist nicht ruhelos, sondern von seiner Idee beseelt. Seit einem Herzinfarkt vor vier Jahren verordnet er sich 40 freie Wochenenden und sieben Wochen Urlaub pro Jahr. Aufhören und "sich mit Yoga stilllegen", könnte er nicht. "Ich bin so voller Lust und Leidenschaft auf dieses Thema", sagt Martin Rütter. Da wird er dann auch mal ironisch pathetisch. "Ich möchte, dass meine Kinder später mit ihren Kindern im Museum stehen, Ketten und Stachelhalsbänder ansehen und sagen: "Guck mal, so waren die Menschen früher drauf. Und der Opa hat ein bisschen dazu beigetragen, dass es vorbei ist."

Und so missioniert Rütter sein Publikum lustvoll auf unterschiedlichen Kanälen, dass es ihn von manchen den Vorwurf der Abzocke einbringt. Aber im Hotel trägt er in das Feld mit der Berufsbezeichnung immer noch Hundetrainer ein. Bei Fernsehgalas geht er mit seiner Frau durch den Hintereingang. Und nicht über den roten Teppich. Minas Erdung wirkt weiter. Und auch seine Kinder beantworten die Frage nach dem Beruf ihres Vaters mit Hundetrainer, nicht mit Szenepromi. Solange die Kinder das sagten, "weiß ich, dass noch alles auf Kurs ist".

Das Unternehmen Rütter

Werdegang: Martin Rütter wurde 1970 in Duisburg geboren. Er studierte Sportpublizistik, betrieb Wolfsstudien in Kanada und ließ sich in Tierpsychologie in der Schweiz ausbilden. 1992 begann er als Hundetrainer. 1995 gründete er in Köln das Zentrum für Mensch und Hund. Heute ist der Firmensitz in Bonn. Am Dienstag tritt er in Stuttgart auf.

Methode: Rütter setzt auf die gewaltfreie Hundeerziehung. Die von ihm entwickelte Methode Dogs Orientated Guiding System zielt auf eine am Hund orientierte gemeinsame Ausbildung von Mensch und Hund.