Hundreds haben mit elektroakustischem Pop Station im Theaterhaus gemacht.

Stuttgart - Eine tüchtig bollernde Nebelmaschine ist beim Auftritt einer Elektropopband keine Überraschung. Eine barfuß performende Sängerin schon eher. Aber derlei Gegensätze sind typisch für die Hamburger Band Hundreds. Genrekategorien mögen zur groben Einordnung von Musik nützlich sein, doch das Geschwisterduo Eva und Philipp Milner behält sich einen sehr flexiblen Umgang damit vor und pfeift auch gerne mal auf die in Szenekreisen vorherrschende Etikette. Auf Albumproduktionen mischt sich zwischen doomige Sounds und tanzbare Beats immer wieder ein chansonesker Ton, und live wird das eigene Oeuvre schon mal fantasievoll neu eingekleidet – wie auf der aktuellen „Elektro Akustik Tour“.

 

Im mit dreihundred, pardon: dreihundert Besuchern gut gefüllten Theaterhaus entpuppt sich diese Wortschöpfung am Montagabend als stimmungsvoller Grenzgang zwischen synthetischen und handgemachten Klängen, erschaffen auf der Basis von Reduktion und Wiederholung. Langsam, aus wenigen rhythmischen und melodischen Figuren heraus, entwickeln sich oft die Kompositionen. Immer wieder bereitet Philipp Milner mit bedächtigen Intros das Terrain für diese mit Synthesizern, Piano und Laptop skizzierten, gerne dramatisch kargen Klanglandschaften, die seine Schwester mit kräftigem, aber melancholischem Mezzosopran koloriert.

Kontemplatives wechselt mit griffigen Elektropop-Elementen

Richtig gut tut der Musik aber die Anwesenheit von Florian Wienczny. Der dritte Mann an diesem Abend wird an akustischem und digitalem Drumset nicht nur zum Schlagzeuger, sondern an allerlei Effektgeräten auch zum zusätzlichen Sounddesigner. Die Umorganisation der Musik trifft so den Grat zwischen überschaubar und überraschend. „Happy Virus“, der bekannteste Song der Band, ist trotz des fehlenden Kirmeskeyboards – man vermisst es nicht wirklich – sofort wiederzuerkennen, während „I love my harbour“, die Liebeserklärung der Hundreds an den Hafen ihrer Heimatstadt, mit allerlei frischen Klangzutaten aufwartet. Nach neunzig Minuten: viel herzlicher Applaus für ein Konzert, das kontemplative Stimmungen und griffige Electropop-Elemente zu einem feinen Soundhybrid durchmischt.