Das Onlinespiel Wordle hat innerhalb von vier Monaten Millionen von Nutzern gefunden. Jetzt wird die Website geschluckt. Warum ist das Spiel Millionen wert?

Automobilwirtschaft/Maschinenbau: Matthias Schmidt (mas)

Stuttgart - Voller Zuneigung berichtete die „New York Times“ am 3. Januar über ein Onlinerätsel, das innerhalb von drei Monaten vom Privatvergnügen eines Programmierers zum Freizeitspaß von Hunderttausenden wurde. „Wordle ist eine Liebesgeschichte“, schrieb die Times, und die weltweite Leserschaft stieg massenhaft in das Spiel ein, bei dem man sechs Versuche hat, ein Wort mit fünf Buchstaben zu erraten. Die Nutzerzahl stieg auf mehrere Millionen pro Tag. Und jetzt ist Wordle auch eine Geldgeschichte: Die „New York Times“ verleibt sich die Website ein – und legt dafür Millionen von Dollar auf den Tisch. Beziehungsweise, wie sie selbst diskret vermeldet, „einen niedrigen siebenstelligen Preis“.

 

Keine Werbung, kein Protzgeblinke – ein pures Vergnügen

Wordle war bisher ein pures Vergnügen. Eine einfache, klar gegliederte Website, keine Werbung, kein Protzgeblinke – ein Rätsel pro Tag, sonst nichts. Dazu farbige Lösungshilfen: ein grünes Quadrat für einen richtigen Buchstaben am richtigen Platz, ein gelbes für einen richtigen am falschen Platz und ein graues für Buchstaben, die nicht vorkommen. Josh Wardle, ein britischer Softwareingenieur mit Wohnsitz in Brooklyn, entwarf das Spiel während des Lockdowns für seine Partnerin, die sein Faible für Worträtsel teilt. Mit einem sicheren Gespür für den Zeitgeist fügte er jedoch eine Extravaganz hinzu: Die Spieler konnten ihre Ergebnisse, symbolisiert durch die farbigen Quadrate, in den sozialen Netzwerken posten, ohne das Lösungswort preiszugeben. Tausende trieben ihre Späße damit.

Wordle soll kostenfrei bleiben – jedenfalls vorläufig

Für die „Times“ passt Wordle in die Strategie, immer mehr Segmente als Spezialabos zu verkaufen: Kochrezepte, Produkttests, Rätsel – die kostenpflichtigen Digitalangebote werden beständig ausgebaut. Auch Money hat fünf Buchstaben. Wordle soll kostenfrei bleiben, schreibt die „Times“ zwar – jedoch nur „anfangs“.