Der Europa-Park-Geschäftsführer Michael Mack gibt die Seilbahn-Pläne nicht auf. Er will in den nächsten Jahren mit Umweltschützern verhandeln – und damit seine Idee, den Park mit Frankreich zu verbinden, doch noch verwirklichen.

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)

Rust - Nach heftigem Gegenwind von Naturschützern hat Michael Mack (39), der geschäftsführende Gesellschafter des Europa-Parks in Rust (Ortenaukreis), die Pläne für eine Seilbahn nach Frankreich auf Eis gelegt. Das Projekt will er aber nicht sterben lassen. Im Interview erläutert Mack, wie es weitergehen soll.

 

Herr Mack, fast einen Monat nachdem Sie die Idee einer Seilbahn zwischen dem Europa-Park in Rust und dem Elsass bekannt gegeben haben, scheint die Idee schon wieder begraben zu sein.

Ich stehe nach wie vor zu meiner Vision, mit einer Seilbahn zwischen Rust und Frankreich Autos von der Straße zu holen und damit etwas Messbares für den Umweltschutz zu tun. Die Seilbahn, eines der umweltfreundlichsten Verkehrsmittel, wäre außerdem ein positives Symbol für die deutsch-französische Freundschaft und die europäische Idee. Aber ich will jetzt ein Zeichen für ein geordnetes Verfahren setzten: Wir stellen alles auf Null. Wir haben bisher ja ohnehin nur die Idee. Und wir nehmen uns Zeit für einen ergebnisoffenen und fairen Dialog. So haben wir es beim Europa-Park übrigens immer gehalten. Wir haben alles mit allen im Dialog gelöst.

Nichts spricht gegen Völkerfreundschaft und Verkehrsreduzierung. Aber der Preis wäre ein Eingriff in eine einzigartige Naturlandschaft, den Taubergießen. Haben Sie die Brisanz des Projekts unterschätzt?

Überhaupt nicht. Wir haben ja nie gesagt, dass es über den Taubergießen gehen muss. Wir haben weder eine Route genannt oder favorisiert, noch haben wir irgendwelche Vorfestlegungen getroffen. Ich habe als Unternehmer lediglich eine Vision für ein Projekt vorgestellt, das dazu beitragen soll, das Verkehrsaufkommen zu reduzieren und die Infrastruktur zu verbessern. Wir sind für alle umweltverträglichen Lösungsvorschläge offen.

Es sah am 6. November, als Sie die Idee auf einer eilig angesetzten Pressekonferenz vorstellten, so aus, als ob alles entschieden wäre. Sie hatten sogar den Segen des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron.

Nein, es war und es ist gar nichts entschieden. Das wäre ohne die Behörden auch gar nicht möglich. Die Bekanntgabe ist aber unter einen ungünstigen Zeitdruck geraten. Die Idee gab es schon länger. Wir sind mit den Gemeinden Rust und Ringsheim seit eineinhalb Jahren im Dialog, wie man die Verkehrssituation rund um den Park verbessern kann. Unser Wunsch ist seit Jahren ein ICE-Halt am Bahnhof Ringsheim, aber das steht nicht in unserer Macht. Wir investieren in den Ausbau des Autobahnanschlusses, aber wir haben eben auch über eine Seilbahn von einem Parkplatz an der Autobahn nach Rust gesprochen.

Die meisten Besucher reisen über die Autobahn an, da wäre eine Entlastung tatsächlich dringend nötig.

Ja, und wir haben auch 1,3 Millionen Besucher aus Frankreich, deshalb kam mir die Idee mit der grenzübergreifenden, symbolhaften Seilbahn. Am Rhein gibt es in der Nähe nur eine kleine Fähre. Deshalb wäre eine bessere Verbindung ein wichtiges Element der Verkehrsentlastung. Das haben wir den elsässischen Gemeinden, dem Departements Bas- und Haut-Rhin und der Region Grand Est vorgetragen. Von dort aus gelangte die Idee dann auch zum französischen Präsidenten – und Herr Macron war davon sehr angetan. Bei seinem Besuchs in Straßburg wollte er dann darüber unbedingt mit uns sprechen. Mir war das eigentlich zu früh. Aber soll ich eine persönliche Einladung des französischen Präsidenten ausschlagen?

Zumal Ihre Ernennung zum französischen Honorarkonsul anstand. Bei dem Treffen war auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann dabei. Wie sieht er das Projekt?

Ebenfalls sehr positiv. Ich hatte nach der Bestätigung durch das Präsidentenbüro in Paris nur drei Tage Zeit, um die Gemeinderäte in Rust, Ringsheim und Kappel-Grafenhausen, das Landratsamt Ortenau, das Regierungspräsidium Freiburg und Verkehrsminister Winfried Hermann in Stuttgart über das bevorstehende Gespräch zu informieren. Von überall kamen positive Signale. Präsident Macron war geradezu euphorisch. Aber auch bei diesen Gesprächen wurden weder Entscheidungen noch Vorfestlegungen getroffen – in keiner Weise.

Aber dann hat der Präsident Sie in die Bredouille gebracht, weil er in einer Rede die Seilbahn-Idee öffentlich gemacht hat.

Darüber war ich in der Tat nicht informiert. Aber ich kann einem Präsidenten ja kaum vorschreiben, was er wo sagt. Vielleicht wollte er ein Signal an das strukturschwache Elsass senden, wo Arbeitsplätze dringend gebraucht werden. Aber das ist nur eine Vermutung. Fakt ist, dass wir danach schnell reagieren und mit der Seilbahn-Idee unsererseits an die Öffentlichkeit gehen mussten.

Und danach schlugen die Wellen hoch. Bereuen Sie, dass Sie die Umweltverbände, von denen Sie sehr heftig kritisiert werden, nicht vorher einbezogen haben?

Wir hatten das ja vor – und die Gespräche mit den Umwelt- und Naturschutzverbänden sind bereits für Januar verabredet. Wir wollen und werden mit allen ergebnisoffen reden. Gerade deshalb hat mich so manche Reaktion sehr überrascht und auch persönlich getroffen, vor allem die Wortwahl. Das war unter der Gürtellinie, so etwas kann ich nicht gutheißen. Man kann doch miteinander reden statt übereinander.

Sie spielen auf die Formulierung von Axel Mayer an? Der oberrheinische Regionalgeschäftsführer des Bunds für Umwelt und Naturschutz hat von einem „krebsartigen Wuchern“ des Europa-Parks gesprochen. Können Sie – abgesehen von der Wortwahl – nachvollziehen, dass die Expansion des Parks einigen Menschen Sorgen macht?

Ich kann vor allem diese Wortwahl nicht akzeptieren. Seit unsere Familie den Park 1975 gegründet hat, leben wir in einer guten Nachbarschaft mit Rust und der ganzen Region. Wir geben bis zu 5000 Menschen in jeder Saison Arbeit, die lokale und regionale Gastronomie und das Übernachtungsgewerbe profitieren von den Millionen Besuchen – trotz der Hotels im Park. Wir haben auch die Wasserwelt „Rulantica“, deren Bau derzeit ansteht, in einem jahrelangen und sehr transparenten Dialog mit den Anwohnern besprochen. Wir geben nichts von oben vor – und es ist auch mitnichten so, dass wir alles bekommen, was wir wollen. Mit uns kann man reden, wir sind für alle Vorschläge offen und prüfen diese sorgfältig. Das ist seit jeher unser Profil.

Wie soll es mit der Seilbahn jetzt weitergehen? Sie wollen in den nächsten fünf Jahren keinen Bauantrag stellen. Doch was soll danach anders sein?

Der Weg ist hier das Ziel. Es geht um das Grundsätzliche – und um praktische, praktikable Lösungen. Wichtig ist, dass wir ein Gesamtkonzept zur Reduzierung des Individualverkehrs hinbekommen. Dafür ist die Seilbahn eine Möglichkeit. Sollte es damit nicht klappen, muss man gemeinsam über andere Optionen nachdenken. Wir wünschen uns ein positives Herangehen an diesen Dialog – einen Dialog ohne Vorbedingungen und Vorfestlegungen.