Nach einer Studie der IHK steht bei jungen Menschen der Spaß am Beruf im Vordergrund. Die Tätigkeit muss den persönlichen Neigungen entsprechen und mit dem Privatleben vereinbar sein. Das Höhe des Einkommens ist hingegen nicht so wichtig.

Stuttgart - Die Jugend ist idealistischer eingestellt und denkt weit weniger materialistisch als das gängige Vorurteile besagen. Zumindest bei der Berufswahl steht für junge Menschen die Freude an der Arbeit im Vordergrund. Ein hohes Einkommen wird nachrangig beurteilt.

 

Das sind einige Ergebnisse der Jugendstudie der Industrie- und Handelskammern (IHKs) in Baden-Württemberg, die am Donnerstag in Stuttgart vorgestellt wurde. Rund 1000 Jugendliche zwischen 14 und 24 Jahren wurden befragt.

In der von der Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart in Auftrag gegebenen repräsentativen Untersuchung gaben 85 Prozent der Befragten an, dass ihnen der Beruf Spaß machen müsse. Danach kam der Wunsch, die Tätigkeit möge den persönlichen Neigungen und Fähigkeiten entsprechen und solle sich gut mit dem Privatleben und der Familie vereinbaren lassen. Erst an vierter Stelle folgte ein hohes Einkommen als Ziel. Jeder zweite junge Mensch sieht das als wichtig an.

Ein hohes Einkommen wird nachrangig beurteilt

Mit der Erhebung wollen die zwölf Industrie- und Handelskammern dem immer größer werdenden Mangel an Fachkräften im Südwesten begegnen, sagte der Stuttgarter IHK-Präsident Georg Fichtner. Zuletzt sind 6000 Lehrstellen unbesetzt geblieben. Gut ein Drittel davon hätten allein in der Region Stuttgart nicht vermittelt werden können, so Fichtner weiter. Mit den gewonnenen Erkenntnissen wollen die IHKs künftig verstärkt auf potenzielle Bewerber zugehen.

Insbesondere den kleinen und mittleren unter den 27 000 Ausbildungsbetrieben in Baden-Württemberg solle die Studie helfen, die Wünsche und Bedürfnisse des Nachwuchses besser kennen zu lernen, um sie dann gezielt ansprechen zu können. Nach wie vor informieren sich junge Menschen über ein Praktikum oder in Gesprächen mit Altersgenossen über die Berufe. Die Betriebe müssten aber wissen, dass bei jungen Menschen das Internet mit die wichtigste Anlaufstelle sei, wenn es um Informationen über eine Ausbildung gehe.

540 Azubiplätze fehlen im Südwesten

Zum 1. Oktober haben in Baden-Württemberg 43 900 junge Menschen eine Ausbildung in Industrie, Handel und Dienstleistung begonnen. Das sind ein Prozent weniger als im Vorjahr. Insgesamt fehlten 540 Ausbildungsplätze. Seit drei Jahren sei im Stellenangebot ein stetiger Rückgang zu verzeichnen, erklärteFichtner.

Während die Lehrstellen in den großen Konzernen von Bosch bis ZF wie überhaupt die Ausbildungsplätze in der Metall- und Elektroindustrie allgemein begehrt sind, fehlten überall dort Stellen, wo ungünstige Arbeitszeiten vorherrschen und „wo es dreckig wird“, wie es IHK-Hauptgeschäftsführer Andreas Richter ausdrückte. „Also vor allem in der Hotellerie, Gastronomie und dem Einzelhandel.“

Das könnte auch der Grund dafür sein, dass zurzeit nur ein Viertel aller Jugendlichen von vorne herein eine Berufsausbildung anstrebt, aber 35 Prozent nach wie vor einem Studium den Vorrang einräumen. Viele der Hochschüler aber seien für ein Studium ungeeignet, sagte der IHK-Geschäftsführer Richter. Das hätten inzwischen auch die Universitäten und Fachhochschulen erkannt und seien dazu übergegangen, mit den Kammern zusammenzuarbeiten. Durch gezielte Beratung und Werbung wolle man Studienabbrecher überzeugen, eine Berufsausbildung zu beginnen, betonte Richter.